(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Mit Greenpeace gerät erneut eine Institution ins Zwielicht = Von Ulli Tückmantel

Geschrieben am 15-06-2014

Düsseldorf (ots) - So recht weiß man gar nicht, was einen
fassungsloser machen soll: Der Umstand, dass Greenpeace 3,8 Millionen
Euro Spendengelder mit Währungsspekulationen verliert, oder die
nachgeschobene Erklärung, man könne aber ausschließen, dass der
inzwischen gefeuerte Mitarbeiter sich habe persönlich bereichern
wollen. Hallo? Geht's noch? Wer Greenpeace Geld spendet, hat ein
bestimmtes Bild von der kämpferischen Umweltschutzorganisation: Es
sind mutige bärtige Männer, die sich in wackeligen Schlauchbooten
gegen den Mord auf den Meeren stellen, die Robben-Babys retten und
sich waghalsig von Schornsteinen abseilen. Nun müssen wir
akzeptieren: Auch der unschuldige Regenbogen lässt sich in die
hässliche Zickzack-Linie eines Währungskurses umbiegen. Wem können
wir eigentlich noch vertrauen? Dem ADAC nicht, diesem Pannendienst,
der uns jahrelang beim Auto des Jahres belogen hat. Dem TÜV nicht,
der einfach alles testet (und unsere Autos), aber es bei
Brustimplantaten nicht so genau nimmt. Der Stiftung Warentest nicht,
die sich ihre eigenen Wahrheiten über Schokolade quadratisch,
praktisch, gut zurechtgebastelt hat - und vor einem halben Jahr noch
Greenpeace als verlässlichen Spendenempfänger empfahl. Von den
Kirchen fangen wir hier am besten gar nicht erst an. Meinungsforscher
und Politikwissenschaftler konstatieren seit Jahren, dass das
Misstrauen der Deutschen in Institutionen zunimmt. Bisher nahm
Greenpeace noch einen Spitzenwert des Vertrauens ein, vergleichbar
nur dem Roten Kreuz und der Caritas. In den 80er Jahren traute den
Non-Profit-Organisationen noch jeder zweite Deutsche. Das tun nach
aktuellen Umfragen keine 13 Prozent mehr. Man könnte das als
Vertrauenskrise beschreiben, die den ausgeprägten deutschen Hang zum
Misstrauen weiter verstärkt. Ein amerikanischer Reiseführer warnte
schon vor Jahren: "Wenn man einen Deutschen zu freundlich anspricht,
glaubt er schnell, dass man ihn reinlegen will." Vielleicht ist das
aber ja gar kein schlechter Zug. Man muss schließlich nichts glauben,
was man prüfen kann. Vertrauen ist gut. Kontrolle meist jedoch
wirklich besser.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

532877

weitere Artikel:
  • WAZ: Helmpflicht nimmt Lust aufs Rad - Kommentar von Julia Emmrich Essen (ots) - Mit dem Fahrradhelm ist es wie mit den Zigaretten. Jeder weiß, was vernünftig wäre: Helm aufsetzen, Zigarette ausdrücken, und zwar für immer. Doch das Schöne am Erwachsensein ist, dass man in Maßen unvernünftig sein darf, ohne dass es gleich Ärger gibt. Auch deshalb trägt kaum einer Helm. Doch damit könnte bald Schluss sein. Wenn es schlecht läuft, müssen Radfahrer ohne Helm nach einem Unfall künftig einen Teil der Schadensumme zahlen, auch wenn sie den Unfall gar nicht verursacht haben. Das wird dazu führen, dass mehr...

  • WAZ: Gaucks Botschaft - Kommentar von Gudrun Büscher Essen (ots) - Bundespräsident Joachim Gauck ist ein Mann klarer Vorstellungen und noch klarerer Worte. Er hält NPD-Anhänger für Spinner - und sagt das auch. Das ist inzwischen höchstrichterlich genehmigt und wird von der großen Mehrheit der Deutschen goutiert. Anders ist es mit Gaucks ständiger Forderung, die Bundeswehr verstärkt Freiheit und Menschenrechte im Ausland verteidigen zu lassen. Schon sein Plädoyer auf der Münchner Sicherheitskonferenz stieß auf heftige Kritik. Dabei sagt Gauck nur, was längst Realität ist. Manche mehr...

  • WAZ: Erdrutsch in Düsseldorf - Kommentar von Ulrich Reitz Essen (ots) - Der Erfolg des Düsseldorfer SPD-Kandidaten Geisel bei der kommunalen Stichwahl ist ein Sieg für NRW-Regierungschefin Kraft. Die zehn größten Städte in NRW werden jetzt, nachdem es in Dortmund auch Sierau schaffte, von den Sozialdemokraten regiert, Landeshauptstadt inklusive. Eine Niederlage für CDU-Landeschef Laschet ist der SPD-Erfolg dennoch nicht. Kraft hat Geisel geholfen, wo sie nur konnte, Amtsinhaber Elbers hat jede Hilfe Laschets abgelehnt. Er wähnte sich stark genug. Diese Arroganz, die vor allem bürgerlich mehr...

  • Rheinische Post: Sieg ohne Mehrheit Kommentar Von Horst Thoren Düsseldorf (ots) - Was hat diese Stichwahl gebracht? Neue Bürgermeister und die Erkenntnis, dass Wähler nach drei Wochen nicht schon wieder wählen wollen. Die Beteiligung am zweiten Wahlgang war erschreckend niedrig. So gering, dass manches Stadtoberhaupt - wie in Gladbach - zwar gewonnen hat, sich aber rechnerisch nur auf knapp 15 Prozent der Wahlberechtigten stützen kann. So müssen auch die Sieger um Akzeptanz werben, damit sie in den kommenden Jahren als Stadtoberhaupt von der Mehrheit der Bürger getragen werden. Parteipolitisches mehr...

  • Rheinische Post: Die Düsseldorfer wählen Elbers ab Kommentar Von Michael Bröcker Düsseldorf (ots) - Es ist eine Abwahl erster Klasse. Nach 15 Jahren regiert im Rathaus der Landeshauptstadt wieder ein Sozialdemokrat. Herausforderer Thomas Geisel gewinnt klar gegen CDU-Amtsinhaber Dirk Elbers. An der Entwicklung Düsseldorfs kann dies kaum gelegen haben. Die Stadt wächst, ohne ihre liebens- und lebenswerte Identität zu verlieren. Die Wirtschaft brummt. Mit Messe, Flughafen, internationalen Konzernen und soliden Mittelständlern gilt Düsseldorf als Magnet für Arbeitnehmer. Kitas und Schulen sind gut ausgestattet. Eine mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht