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Schwäbische Zeitung: Politik ist gefragt, nicht die Justiz - Leitartikel

Geschrieben am 04-06-2014

Ravensburg (ots) - Monatelang hat er geprüft. Und es hat den
Anschein, als sei Generalbundesanwalt Range letztlich von der Politik
zum Jagen getragen worden. Jetzt will er in Sachen NSA ermitteln,
aber nur wegen des Ausspähens von Merkels Handy. Wegen des Verdachts
der massenhaften Spionage gegen normale Bürger oder Unternehmen
passiert vorerst nichts. Das ist schwer zu erklären. Sind die
Normalverbraucher Opfer zweiter Klasse? Oder gibt es doch
Erkenntnisse jenseits von Snowdens Enthüllungen? Wirklich wichtig ist
das nicht. Schließlich muss man kein Prophet sein, um vorauszusehen,
dass Harald Range kaum Mitarbeiter der amerikanischen
Nachrichtendienste dingfest machen wird, die Merkel abgehört haben.
Trotzdem: Der zu Recht vermutete Misserfolg ist kein ausreichender
Grund, nicht tätig zu werden. Es ist gut, dass Range ermittelt. Das
sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass in erster Linie die
Politik und nicht die Justiz gefragt ist. Dass es Aufgabe der
Bundesregierung wäre, sich gegen das Ausspionieren ihrer Bürger und
ihrer Kanzlerin durch ein befreundetes Land zu wehren. Hier haben
sich Merkel und ihre Mannschaft bislang nicht als mutig erwiesen. Im
Gegenteil, sie haben sich noch von einer US-Kanzlei ein Gutachten
schicken lassen, warum man Snowden lieber nicht zur Aussage nach
Deutschland holen sollte. Schwerer selbst demütigen kann man sich
kaum. Schade nur, dass sich auch die Opposition nicht mit Ruhm
bekleckert. Wenn die Grünen Justizminister Heiko Maas auffordern, auf
Range Druck zu machen, ist dies ein krasser Widerspruch zur sonstigen
Forderung der Grünen, die Unabhängigkeit von Justiz und
Staatsanwaltschaft zu wahren. Christian Ströbele, gewiss ein
leidenschaftlicher Anwalt der Bürgerrechte, misst gerne mit zweierlei
Maß. Als sein eigenes Fahrrad vor dem Bundestag gestohlen wurde,
regte der leidenschaftliche Gegner jeder Video-Überwachung an, den
Dieb per Videoaufnahmen der Überwachungskameras des Bundestags
ausfindig zu machen. Auch das ist Politik.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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