(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Die Mär von der Gerechtigkeit Zur ersten Lesung der Rentenreform im Bundestag

Geschrieben am 03-04-2014

Cottbus (ots) - Die Rentenreformen der jüngeren Vergangenheit
waren stets mit Einschnitten verbunden. Nicht, um die Älteren zu
ärgern, sondern um den Generationenvertrag im Lot zu halten. Also den
Anspruch einer leidlich auskömmlichen Rente bei gleichzeitig
zumutbaren Beiträgen. Im Ergebnis steigen die Renten für die heutigen
Ruheständler langsamer, derweil sich die Jüngeren auf eine
zusätzliche Privatvorsorge einzustellen haben. Das ist im Kern
vernünftig. Denn wenn die Zahl der Älteren immer größer wird und die
der Beitragszahler immer kleiner, darf Politik nicht so tun, als
könne alles beim Alten bleiben. Das aktuelle Rentenpaket ist dazu
angetan, diese guten Vorsätze über Bord zu werfen. Es kommt unter dem
Schlagwort der Gerechtigkeit daher und produziert doch nur neue
Ungerechtigkeiten. So sehr den älteren Müttern eine Rentenaufstockung
wegen ihrer Kindererziehungszeiten gegönnt sei, so unsinnig ist es,
die Lasten dafür den Beitragszahlern aufzubürden. Kinder sind die
Zukunft einer Gesellschaft, deshalb müssen die Kosten auch auf breite
Schultern verteilt werden. Übrigens auch auf die, die die Mütterrente
beschließen wollen. Bundestagsabgeordnete zahlen nicht in die
Rentenkasse ein, wohl aber zahlen sie Steuern. Das gleiche Problem
stellt sich auch bei der geplanten, abschlagsfreien Rente mit 63.
Denn dem vorzeitigen Renteneintritt stehen keine dafür gezahlten
Beiträge gegenüber. Deshalb gibt es bislang Abschläge, um der
längeren Rentendauer Rechnung zu tragen. Wenn dieser Mechanismus nun
über Bord geworfen werden soll, dann müsste dafür eigentlich
ebenfalls der Steuerbürger aufkommen und nicht der Beitragszahler.
Noch besser wäre allerdings, die abschlagsfreie Rente mit 63 komplett
zu kippen. Denn wer 45 Versicherungsjahre hat, kann heute schon mit
65 abschlagsfrei in Rente gehen. Den viel zitierten "Malochern" nützt
die 63er-Rente ohnehin am wenigsten, weil sie oft schon vorher wegen
ihrer angegriffenen Gesundheit aus dem Job ausscheiden. Vollends
absurd ist der Plan von Andrea Nahles, in die Rente mit 63 auch
Zeiten der Arbeitslosigkeit einzubeziehen. Nicht nur, dass die
Ministerin damit der ungewünschten Frühverrentung Tür und Tor öffnet,
aber selbst keine schlüssige Idee hat, wie man sie geschlossen halten
könnte. Ihr Plan beißt sich auch mit der eigenen Argumentation,
wonach die 63er-Lösung doch für die gedacht sei, die "ein Leben lang
hart gearbeitet" haben. Ja, was denn nun? Noch nie wurde mit dem
Schlagwort der Gerechtigkeit politisch so viel Schindluder getrieben
wie bei dieser Rentenreform. Das ist das traurige Fazit eines
angeblich doch nur gut gemeinten Gesetzes.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

520855

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: Kommentar zum Rentenpaket: Ansatz gut, Ausführung schlecht Ravensburg (ots) - Es gibt zwei Wahrheiten zum Rentenpaket der Bundesregierung. Die eine heißt, dass es ein Paket zu Lasten der jungen Generation ist. Die andere lautet, dass die Renten heute schon den Sinkflug beginnen und zukünftige Altersarmut vermieden werden muss. Deshalb ist das Rentenpaket im Ansatz richtig. Es schafft mehr Gerechtigkeit für ältere Mütter, die schon vor 1992 ihre Kinder bekommen haben und oft heute nur eine kleine Rente erhalten. Sie haben die Erhöhung verdient. Falsch aber ist, dass diese Mütterrente mehr...

  • Ostthüringer Zeitung: Bereits 120000 Fahrzeuge mit umstrittenem Kältemittel R1234yf in Deutschland zugelassen Gera (ots) - In Deutschland sind aktuell 120097 Fahrzeuge mit dem umstrittenen Kältemittel R1234yf für die Klimaanlage zugelassen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hervor, berichtet die Ostthüringer Zeitung (Freitagausgabe). Mit 32065 Fahrzeugen sind die meisten vom Typ Hyundai i30 registriert, gefolgt vom Opel Mokka mit 19539 Wagen und Kia Cee'd mit 18007 Wagen. Eine EU-Verordnung verpflichtet die Hersteller, bei neuen Modellreihen seit 1. Januar 2013 ein Kältemittel zu mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu den Rentenplänen: Zwiespältig, von Reinhard Zweigler Regensburg (ots) - Nach dem Motto: "Die tun was" hat Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles das Rentenpaket der Koalition in rasantem Tempo erarbeiten und packen lassen. Am Donnerstag brachte die SPD-Poltikerin das Gesetzeswerk, das eine bessere Honorierung von Erziehungszeiten, die abschlagsfreie Rente mit 63 bei 45 Beitragsjahren sowie bessere Reha-Leistungen enthält, ins Parlament ein. Doch selten war die Annahme eines Paketes von so zwiespältigen Gefühlen begleitet wie in diesem Fall. Wohl jeder hat Verständnis dafür, dass Müttern, mehr...

  • Aachener Nachrichten: Ein Trostpflästerchen - Andrea Nahles und ihre Rentenpläne; Von Joachim Zinsen Aachen (ots) - Andrea Nahles ist stolz. Stolz auf ihre Rentenreform. Bis zu einem gewissen Punkt darf die Bundessozialministerin das auch sein. Erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt sehen sich angehende Rentner durch die Regierungspläne nämlich nicht mit neuen Kürzungen konfrontiert. Einer überschaubaren Zahl von künftigen Ruheständlern soll es sogar besser gehen. Bei niedriger Erwartungshaltung ist das sicherlich ein beachtlicher Fortschritt. Ein großer rentenpolitischer Wurf ist Nahles trotzdem nicht geglückt. Zu viele künftige mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Windige Versprechen: Die Koalition verkauft den Ökostrom-Gipfel dreist als Erfolg - und bittet die üblichen Verdächtigen zur Kasse. Von Stefan Stark Regensburg (ots) - Teuer, teurer, große Koalition. Die Plünderung der Rentenkassen, die ungebremste Steuerabzocke durch die kalte Progression und nun auch noch die Ökostromreform, die die Lasten für die Energiewende weiter den üblichen Verdächtigen aufhalst: Das schwarz-rote Bündnis nutzt seine erdrückende Mehrheit im Parlament nicht für zukunftsweisende und gerechte Reformen, sondern um eine riesige Umverteilungsorgie zu feiern. Das Erstaunlichste daran ist, dass der große öffentliche Aufschrei ausbleibt. Vielleicht hat CSU-Chef mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht