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BERLINER MORGENPOST: Fast zu spät für Anstand/ Ein Kommentar von Raik Hannemann

Geschrieben am 14-03-2014

Berlin (ots) - Zuspruch gab es unerwartet reichlich und aus allen
Ecken, als Uli Hoeneß den Verzicht auf eine Revision erklärte. Selbst
die Kanzlerin fühlte sich bemüßigt, ihrem früheren Berater Respekt zu
zollen für die Entscheidung, auf weitere Rechtsmittel zu verzichten.
Aber steht sie damit nicht etwas zu nah bei den Unverbesserlichen,
die Hoeneß sogar beim Verlassen des Gerichtssaals noch applaudierten?

Dass jemand nach dem "Fehler seines Lebens" zu Anstand und Moral
zurückkehrt, ist genau der Sinn einer jeden Verurteilung, das sollte
niemand verklären. Lobenswert Anstand beweisen können, hätte Hoeneß
dagegen schon früher, mit der weniger kurzfristigen Abgabe von über
50.000 Seiten Unterlagen zum Beispiel oder einem Verzicht auf
Stadionbesuche rund um den Prozess.

Niemand sollte vergessen: Im Falle einer Revision würde der Fall
möglicherweise erneut aufgerollt werden - Hoeneß müsste befürchten,
dass weitere unangenehme Details ans Licht kämen, die auch das Image
"seines" FC Bayern noch schlimmer schädigen können. Woher so manche
Summe auf Hoeneß' Konten stammt, ist längst nicht öffentlich. Und
soll es offenbar auch nicht werden.

Da der landesweit bekannte Strafverteidiger Gerhard Strate ("In
Bayern gibt es bei diesen Hinterziehungssummen in der Regel eine
Freiheitsstrafe zwischen acht bis zehn Jahren") von einem milden
Urteil spricht und wegen der gelassenen Reaktion des
Hoeneß-Verteidigers auf die drastisch gestiegene Hinterziehungssumme
sogar "informelle Absprachen" vermutet, kommt man ins Grübeln. Fast
wünscht man sich, dass die Staatsanwälte bis Donnerstag selbst noch
Revision fordern. Aber nach dem lauten Beifall für Hoeneß' Verzicht
ist das wohl nicht mehr zu erwarten.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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