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BERLINER MORGENPOST: Diesem Schritt gebührt Respekt/ Ein Kommentar von Jochim Stoltenberg

Geschrieben am 14-03-2014

Berlin (ots) - Ein wie reuiger Sünder Uli Hoeneß wirklich ist, das
weiß nur er allein. Aber mit seiner Erklärung, auf alles weitere
juristische Taktieren zu verzichten, hat er das einzig noch
verbliebene Richtige getan. Er hat in der bittersten, allein von ihm
zu verantwortenden Niederlage seines Lebens doch noch einmal Größe
gezeigt und sich ohne quälende Verlängerung in das Unvermeidliche
gefügt. Um im sportlichen Bild zu bleiben, hat der frühere
Nationalspieler, dann Macher und Präsident des erfolgreichsten
Fußballklubs Deutschland sein Spielfeld erhobenen Hauptes verlassen.

Das zumindest ehrt ihn, ohne seine Schuld zu mindern. Es sollte
auch denen Respekt abnötigen, die weiter glauben, sich rachsüchtig an
ihm abarbeiten zu müssen. Es geht nicht um Mitleid für den
Millionen-Zocker und Steuerbetrüger, sondern darum, nicht länger
nachzutreten. Nicht nur im Sport gilt die Regel, den, der am Boden
liegt, nicht weiter zu traktieren. Uli Hoeneß hat sein großes
Lebenswerk selbst zerstört und muss dafür zu Recht hinter Gitter.
Aber damit reicht's dann auch.

Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig, weil die
Staatsanwaltschaft erst in der nächsten Woche entscheiden will, ob
sie ihrerseits das Urteil so hinnimmt. Am Einzug ins Gefängnis in
Landsberg am Lech wird das am Ende nichts ändern. Wie lange Uli
Hoeneß dann in Häftlingskleidung und als Wurstfabrikant vielleicht in
der JVA-Küche zur Arbeit verpflichtet wird, entscheidet irgendwann
der Anstaltsleiter. Der allein urteilt auch über eine mögliche
Lockerung des Vollzugs, beispielsweise als Freigänger. All denen, die
sich dann über einen vermeintlichen Promibonus für Hoeneß empören
sollten, sei schon einmal vorab in Erinnerung gerufen, dass auch Egon
Krenz, letzter SED-Generalsekretär, Freigänger war. Den hatten die
Richter wegen mehrfachen Totschlags und Mitverantwortung für das
Grenzregime der DDR 1997 zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Der Kommentar im Internet: www.morgenpost.de/125823964



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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