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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Uli Hoeneß

Geschrieben am 13-03-2014

Bielefeld (ots) - Nach vier Verhandlungstagen soll Uli Hoeneß nun
also wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro dreieinhalb
Jahre ins Gefängnis. So tragisch dieses Urteil für den Menschen Uli
Hoeneß auch sein mag, so folgerichtig ist diese Bestrafung in einem
besonders denkwürdigen Fall von Steuerkriminalität. Ganz unabhängig
von juristischen Feinheiten, vom Sinn oder Unsinn der Selbstanzeigen
und vom Ausgang des Revisionsverfahrens: Die meisten Bundesbürger,
die korrekt ihre Steuern zahlen, werden das Urteil als gerecht
empfinden. Alles andere als eine Gefängnisstrafe wäre wohl von der
Öffentlichkeit als Skandal empfunden worden. Ein Freispruch oder eine
Bewährungsstrafe hätten viele Menschen an unserem Rechtsstaat
zweifeln lassen. Die Selbstanzeige konnte Hoeneß nicht retten. Nicht
vergessen werden sollte, dass der Bayern-Boss die Selbstanzeige
zunächst nicht aus freien Stücken abgegeben hat, sondern weil er
durch die Recherchen eines »Stern«-Reporters bei der Schweizer
Vontobel-Bank gewarnt war. Reiner Tisch sieht anders aus. Der FC
Bayern München wird sich einen neuen Präsidenten und einen neuen
Aufsichtsratsvorsitzenden suchen müssen. Das ist bitter für einen
Verein, dessen wichtigster Führungsmann nun hinter Schloss und Riegel
kommt. Der Imageschaden für Bayern München ist enorm, für Uli Hoeneß
selbst jedoch weitaus größer - persönlich und beruflich. Über Jahre
hinweg galt Hoeneß als Wohltäter und moralische Instanz. Wahr ist:
Uli Hoeneß hat betrogen. Und er hat gelogen. In einer Talkshow
behauptete er vor einem Millionenpublikum, stets korrekt seine
Steuern gezahlt zu haben. Nun wissen wir: Das Gegenteil ist der Fall.
Erst waren es 3,5 Millionen Euro, dann 18.5 Millionen Euro und am
Ende 28,5 Millionen Euro. Es sind unvorstellbare Summen für den
normalen Bürger. Hoeneß machte zwischen 2003 und 2005 mit seiner
Zockerei an den Devisenmärkten 130 Millionen Euro Gewinn. Unterm
Strich steht ein Millionenverlust. An einem Tag soll er einmal 18
Millionen Euro verzockt haben. Geldgier, Machtbesessenheit,
Größenwahn, Spiel- oder Gewinnsucht: Keiner weiß ganz genau, welche
Motive es waren, die Uli Hoeneß abheben ließen. Vielleicht waren es
die großen Erfolge seiner Bayern - mit dem Triple als Krönung. Die
Frage nach dem Warum stellen sich viele - aber nur Uli Hoeneß selbst
kann sie beantworten. Wenn der FC Bayern München am 10. Mai Deutscher
Meister wird, eine Woche später den DFB-Pokal holt und möglicherweise
sogar am 24. Mai im Champions-League-Finale in Lissabon auf dem Platz
steht, wird Uli Hoeneß noch auf der Tribüne sitzen und sich über
weitere Titel freuen. Es kann jedoch nur eine getrübte Freude sein
für einen Mann, der sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand und
auf dem Boden der Tatsachen ganz hart angekommen ist. Weil er Maß und
Mitte verloren hat.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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