(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Kein Blankoscheck für Wissenschaftler/ Ein Leitartikel von Joachim Fahrun

Geschrieben am 06-03-2014

Berlin (ots) - Wäre die Charité keine gemeinnützige
Universitätsklinik, sondern ein normales Unternehmen, müssten nicht
wenige aus der Spitze des landeseigenen Betriebes jetzt Strafen
fürchten. Millionen Euro in eine geheime Parallelwelt außerhalb der
offiziellen Buchführung zu stecken und nicht in der offiziellen
Konzern-Bilanz auszuweisen, käme dem Tatbestand der
Steuerhinterziehung wohl sehr nahe.

Aber die Charité ist keine steuerpflichtige Firma. Die ehrwürdige
Universitätsklinik umgibt sich mit einer Art Heiligenschein. Man tut
ja Gutes, heilt Menschen, erforscht Krankheiten, bringt die
Wissenschaft voran. Da möge man sich mal nicht so haben, wenn die
Regeln ordnungsgemäßer Bilanzierung überaus großzügig ausgelegt
werden. Zumal dann, wenn das Geld, wie zugesichert, der Wissenschaft
und damit irgendwie dem von den Zuwendungsgebern intendierten Zweck
zufließt.

Jedem aufrechten Parlamentarier muss das selbstherrliche Auftreten
der Mediziner die Zornesröte ins Gesicht treiben. Bei dem
millionenschweren Fonds der Fakultät handelt es sich größtenteils um
Steuergelder. Über deren Verwendung entscheiden in Deutschland immer
noch gewählte Volksvertreter und nicht ein Klüngel von Professoren,
die sich wechselseitig bedienen und sich so womöglich für die
Fakultätswahlen Gefolgschaft sichern.

Niemand kann derzeit ausschließen, ob die weitere Prüfung der
Fonds nicht strafrechtlich relevante Fragen ans Licht fördert. Auch
Professoren sind Menschen, die vielleicht gerne mal in der
Businessclass zum Mediziner-Kongress fliegen. Offenbar wurden mit den
Geldern aus dem Fonds auch Tagungen finanziert - um anderen Kollegen
einen Gefallen zu tun? Solche Weitungen sind noch Spekulation, klar
ist jedoch: Die Vorgänge an der Berliner Charité können die
Wissenschaftslandschaft in Deutschland erschüttern.
Bundestagsabgeordnete müssen jetzt prüfen, ob die gewährten
Pauschalen für die Verwaltung von Forschungsprojekten nicht zu hoch
sind. Berliner Abgeordnete müssen sich fragen, warum sie der Charité
die Zuschüsse erhöhen sollen, während gleichzeitig die
Wissenschaftler unbeobachtet Millionen hin- und herschieben, ohne die
auch für Forscher üblichen Qualitätskontrollen. Blankoschecks aus
Steuermitteln gibt es auch für die Wissenschaft nicht.

Der Kommentar im Internet: http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell
/article125523875.ece?token=-1416484843



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

515714

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Abschied von der Volkskirche / Kommentar zur Umfrage unter deutschen Protestanten von Andreas Thiemann Hagen (ots) - Das Ergebnis der neuen Mitgliederumfrage innerhalb der evangelischen Kirche ist zwar nicht dramatisch alarmierend, gleichwohl besteht auch keinerlei Anlass zur Erleichterung oder gar Zufriedenheit. Der deutsche Protestantismus schmilzt vom hohen Berg der Volkskirche mehr und mehr auf eine (immerhin) feste Kerngruppe ab. Genau das aber ist eben auch die positive Kirchen-Perspektive: Der Mitgliederschwund, beziehungsweise das Interesse am christlichen Glauben, befindet sich keineswegs im freien Fall in Richtung einer mehr...

  • Westfalenpost: 2014 ist nicht 1914 - davon profitiert Putin / Kommentar von Harald Ries zur Krim-Krise Hagen (ots) - Es sagt sich nur schwer, weil der russische Einmarsch in einen souveränen Staat nicht hinnehmbar ist, weil man bedenken muss, was Putins Großmachtstreben für Länder bedeutet, die einst zur sowjetischen Einflusszone gehörten und welche Signale ein Erfolg dieser Strategie aussendet. Doch der Einfluss des Westens auf die russischen Aktivitäten auf der Krim und möglicherweise in anderen Teilen der Ukraine sind sehr begrenzt. Den Krieg, mit dem laut Umfrage ein Drittel der Deutschen rechnet, wird der Westen nicht führen. mehr...

  • Ostthüringer Zeitung: Peter Hahne kommentiert die geplante Kürzung des Kassenzuschusses: Nach Art der Rosstäuscher Gera (ots) - Ein Bundeshaushalt ohne neue Schulden ist eines der wichtigsten Vorhaben der großen Koalition. Ein hehres, ein richtiges Ziel. Und ein erreichbares. 2015 schon dürfte Wolfgang Schäuble (CDU) eine schwarze Null schreiben und sich damit als Bundesfinanzminister ein Denkmal setzen. Allein: Schäubles Mittel auf dem Weg zum Sparolymp werden immer zweifelhafter. Jetzt greift der Kassenwart auch noch bei den Krankenkassen zu, um mehrere Milliarden in den Bundesetat umzuleiten. Der Trick ist allzu durchschaubar: Weil die Regierung mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Gauck/Griechenland Stuttgart (ots) - Joachim Gauck unternimmt eine Gratwanderung zwischen den Schulden der Gegenwart und der Schuld der Vergangenheit. Was er im Gepäck hat, vermag die Griechen nicht zu besänftigen: weder sein Mitgefühl noch das Bekenntnis zu anhaltender Solidarität oder der bekundete Respekt für die Zumutungen der Finanzreformen, nicht die Pläne für eine gemeinsame "Erinnerungsarbeit" oder die Bitten um Vergebung. So groß die Überzeugungskraft seiner Worte sonst auch sein mag, in Griechenland stößt sie an Grenzen. Die Erwartungen, denen mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Russland/EU-Gipfel/Sanktionen Stuttgart (ots) - Die Zwickmühle der Europäer ist beim Krisengipfel in Brüssel offen zu Tage getreten. Weder kann man die Ukrainer mit ihren Hoffnungen fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, noch kann die von Moskau zwar bestrittene, aber doch offensichtliche Grenzverletzung unbeantwortet bleiben. Das schuldet die EU allein schon ihren östlichen Mitgliedern, die sich nun ebenfalls bedroht fühlen. Doch im EU-Werkzeugkasten gibt es nur wenige Daumenschrauben, die  Putin angelegt werden könnten. In dieser Lage hat der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht