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BERLINER MORGENPOST: Steinmeiers Sternstunde; Hajo Schumacher über den Verhandlungserfolg des Außenministers in der Ukraine

Geschrieben am 22-02-2014

Berlin (ots) - In Sotschi wird die Abschlussfeier der Olympischen
Winterspiele vorbereitet, in Kiew scheint das Blutvergießen vorerst
beendet. Beide Schauplätze liegen mehr als 1000 Kilometer voneinander
entfernt und doch ganz dicht beieinander. Denn in einer Person finden
sportliche Heiterkeit und brutaler Straßenkampf zusammen: Wladimir
Putin. Kaum vorstellbar, dass der Kompromiss in der Ukraine ohne
Wissen des russischen Präsidenten zustande kam. Ob wegen wachsenden
Kontrollverlusts oder aus Einsicht - Moskau hat dem korrupten und zu
jeder Brutalität fähigen Diktatoren Janukowitsch die schützende Hand
entzogen, obgleich es für Russland um die Frage geht: Zieht die
Ukraine nach Brüssel oder Richtung Kreml? Wenige Stunden vor dem
weltweit übertragenen Finale von Sotschi stand Putin vor einer
heiklen Entscheidung: Wollte er ein peinliches Pfeifkonzert
riskieren, vor allem aber, als Kriegsherr in die olympische
Geschichte einzugehen? Hinter der Fassade des heiteren sportlichen
Feuerwerks jedenfalls konnte er sich nicht länger verstecken. Image-
oder Machtverlust, das war die Frage. Mag das IOC auch verzweifelt
betonen, dass das Reich der Ringe so wundervoll friedlich und
unpolitisch sei, selten waren Sport und Politik so eng verflochten
wie in den vergangenen zwei Wochen. Nie seit Olympia 1936 hat es eine
solch gespenstische Gleichzeitigkeit gegeben: hier der blütenweiße
Bühnenzauber, dort blutige politische Realität. Putin war gefangen
zwischen seiner persönlichen Eitelkeit als perfekter
Olympia-Gastgeber und seinem ebenso ausgeprägten Großmachtstreben.
Allmacht war nicht länger möglich; entweder würde er in Kiew oder in
Sotchi die Kontrolle verlieren. Es waren allerdings nicht die
selbstgefälligen olympischen Funktionäre, die den Frühling in Kiew
beförderten. Die IOC-Oberen versagten den ukrainischen Athleten sogar
den Trauerflor, ein paar Zentimeter Stoff am Ärmel. Die Wende brachte
der alte, neue Bundesaußenminister. Über 20 Stunden lang verhandelte
Frank-Walter Steinmeier so umsichtig, dass auf einmal rasche
Neuwahlen möglich geworden sind, die eingesperrte Oppositionsführerin
Julia Timoschenko wieder auf freiem Fuß und der Potentat Janukowitsch
vom Parlament abgesetzt worden ist - ein immenser diplomatischer
Erfolg, den noch am Donnerstag kaum jemand für möglich gehalten
hätte. Als Kollateralnutzen hat Steinmeier zudem den Ruf der EU als
außenpolitisch handlungsunfähigen Haufen zumindest für eine Weile
korrigiert.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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