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Westdeutsche Zeitung: Belgien erlaubt Sterbehilfe für unheilbar kranke Kinder = von Lothar Leuschen

Geschrieben am 13-02-2014

Düsseldorf (ots) - Diese Situation wünscht niemand seinem ärgsten
Feind. Die Entscheidung, ein Kind sterben zu lassen, ihm sogar beim
Sterben zu helfen, ist vermeintlich das Schlimmste, was ein Mensch
tun kann. Genau darüber hatte aber das belgische Parlament gestern
abzustimmen. Dürfen Ärzte einem todkranken Kind Sterbehilfe leisten,
wenn es das ausdrücklich wünscht? Sie dürfen. Belgiens Abgeordnete
glauben, den leidenden Patienten damit einen letzten Dienst zu
erweisen. Das ist einerseits verständlich, schnürt einem beim
Gedanken an die eigenen Kinder oder Enkelkinder jedoch die Kehle zu.
Stirbt die Hoffnung nicht zuletzt? Sind nicht schon viele Zeichen und
Wunder geschehen bei Patienten, die dem Tode geweiht zu sein
schienen? Kann ein Kind so eine elementare Entscheidung überhaupt
treffen? Darf ein Mensch das Leben eines anderen Menschen beenden,
auch wenn der sich das noch so glaubhaft wünscht? Er darf, sagen die
belgischen Politiker. Aber ist es gerecht, dass der erwachsene
Gesunde seinen Verlustschmerz über den körperlichen Schmerz des
todkranken Kindes stellt? Ist es gerecht, dass auch deutsche
erwachsene Patienten zum Sterben in die Schweiz fahren können,
während Kindern dieser Weg versperrt ist? Heute hat Belgien eine
Antwort gegeben, aber Konsens ist sie nicht. Die Kirchen
protestieren, weil "Du sollst nicht töten" das zentrale aller Gebote
ist. Darüber darf sich auch ein Staat nicht hinwegsetzen. Nicht
einmal 100 Kilometer weiter westlich ist das nun anders, wenn der
Sterbehilfe auch enge Grenzen gesetzt sind. Wohl dem, der mit seinem
Ja oder mit seinem Nein im Parlament seinen Frieden machen kann. Bis
zu fünfmal im Jahr wird er in Belgien an sein Votum erinnert werden.
So oft fällt in Belgien die Entscheidung für den Tod, gegen das Leben
eines kranken Kindes. Belgien ist einen schweren Weg gegangen. In
Deutschland macht die Politik es sich dagegen leicht. Sie erklärt
aktive Sterbehilfe zum Tabu und redet nicht weiter darüber. Das wird
sich ändern. Sterbetourismus von Kindern ist nichts, was eine
Gesellschaft schweigend ertragen kann.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@wz.de
www.wz.de


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