Wirtschaftskriminalität sinkt - NSA-Affäre verunsichert Unternehmen
Geschrieben am 07-11-2013 |   
 
 Frankfurt am Main (ots) - PwC-Studie zur Wirtschaftskriminalität  
2013: Korruptions- und Kartellrisiken werden deutlich unterschätzt /  
Compliance im Aufwind / Wettbewerbsdelikte verursachen mit Abstand  
die höchsten Schäden 
 
   Die Bemühungen der Unternehmen um stärkere Compliance und  
Präventionsprogramme zahlen sich aus. Der Anteil der von  
Wirtschaftskriminalität betroffenen Betriebe ist in den vergangenen  
Jahren stetig gesunken: Während in der PwC-Studie von 2009 noch 61  
Prozent der befragten Unternehmen von Wirtschaftskriminalität  
betroffen waren und 2011 52 Prozent, sind es aktuell nur noch 45  
Prozent. Dies geht aus der Studie "Wirtschaftskriminalität und  
Unternehmenskultur 2013" der Wirtschaftsprüfungs- und  
Beratungsgesellschaft PwC und der Martin-Luther-Universität  
Halle-Wittenberg hervor, für die deutschlandweit 603 Unternehmen mit  
mindestens 500 Beschäftigten befragt wurden. Werden neben den  
nachgewiesenen Delikten auch die konkreten Verdachtsfälle der  
vergangenen zwei Jahre berücksichtigt, ergibt sich ausgehend von den  
Ergebnissen der Studie aus 2011 ein Rückgang der  
Kriminalitätsbelastung von 73 Prozent auf aktuell 53 Prozent. 
 
   "Der starke Rückgang der Kriminalitätsbelastung ist insbesondere  
auf die wachsende Verbreitung von Compliance-Programmen  
zurückzuführen. Mittlerweile setzen etwa drei von vier Unternehmen  
auf systematische Kontrollen und Kriminalitätsprävention. 2009  
berichtete nicht einmal jeder zweite Betrieb von derartigen  
Maßnahmen", betont Steffen Salvenmoser, Partner bei PwC im Bereich  
Forensic Services. Von den rund 25 Prozent der Unternehmen, die kein  
Compliance-Programm implementiert haben, verweist etwa jedes zweite  
auf zu hohe Kosten und zu viel bürokratischen Aufwand. Knapp die  
Hälfte der Befragten ohne Compliance-Programm ist der Ansicht, dass  
der Nutzen von Compliance-Maßnahmen den damit verbundenen Aufwand  
nicht rechtfertigt. Diese Auffassung ist insbesondere bei kleineren  
Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeitern sehr verbreitet (72  
Prozent). 
 
   NSA-Affäre sensibilisiert für Wirtschafts- und Industriespionage 
 
   Aus aktuellem Anlass wurde unsere Studie um ein Kapitel zu den  
Auswirkungen der NSA-Affäre ergänzt. Wie eine Zusatzbefragung von 250 
Unternehmen im September 2013 ergab, schätzt jeder vierte Betrieb das 
Risiko von Industriespionage aktuell höher ein als vor den  
Enthüllungen von Edward Snowden. Jedes dritte Unternehmen will die  
Sicherheit seiner IT- und Kommunikationssysteme überprüfen. 15  
Prozent erwägen sogar eine Umstellung auf europäische  
IT-Dienstleister, um ihre Daten vor dem Zugriff US-amerikanischer und 
britischer Geheimdienste zu schützen. 
 
   Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ungewissheit über das  
tatsächliche Ausmaß dieser Deliktarten vergleichsweise hoch ist. So  
gab es in den Jahren 2012 und 2013 nur bei fünf Prozent der Betriebe  
mindestens einen nachgewiesenen Fall von Datendiebstahl, aber  
immerhin bei 15 Prozent der Befragten mindestens einen (weiteren)  
konkreten Verdacht. Bei der Industrie- und Wirtschaftsspionage ist  
die Diskrepanz zwischen Schadensfällen (zwei Prozent der Unternehmen) 
und Verdachtsfällen (zehn Prozent der Unternehmen) ebenfalls  
besonders groß. 
 
   Vermögensdelikte dominieren 
 
   Bezogen auf die in den vergangenen zwei Jahren entdeckten  
kriminellen Handlungen, entfallen 34 Prozent auf Vermögensdelikte wie 
Betrug, Unterschlagung oder Diebstahl, 10 Prozent der Delikte sind  
Verstöße gegen Patent- und Markenrechte und jeweils 6 Prozent der  
Delikte sind Korruptions- und Kartellfälle.  
 
   "Allerdings dürfte das 'Dunkelfeld' der nicht entdeckten  
Straftaten gerade im Bereich von Korruption und Kartellabsprachen  
relativ groß sein. So ist immerhin jedes vierte Unternehmen der  
Ansicht, in den vergangenen zwei Jahren mindestens einen Auftrag auf  
Grund von Korruption durch Wettbewerber verloren zu haben", erläutert 
Prof. Dr. jur. Kai-D. Bussmann von der Martin-Luther-Universität  
Halle-Wittenberg.  
 
   Auch wettbewerbswidrige Vereinbarungen sind nach Einschätzung  
vieler Befragter verbreitet. Knapp jedes fünfte Unternehmen geht  
davon aus, dass in seiner Branche mindestens 20 Prozent des  
Marktvolumens von Preis- oder Marktabsprachen betroffen sind. 
 
   20 Millionen Euro durchschnittlicher Schaden durch  
Wettbewerbskriminalität 
 
   Im Durchschnitt entstanden den Unternehmen in den vergangenen zwei 
Jahren durch Wirtschaftskriminalität unmittelbare finanzielle Schäden 
von knapp 3,2 Millionen Euro. Mit Abstand die höchsten Schäden  
verursachen Wettbewerbsdelikte mit durchschnittlich rund 20 Millionen 
Euro je betroffenes Unternehmen. Die finanzielle Belastung durch  
Korruptionsfälle ist mit rund 530.000 Euro je Schadensfall zwar  
deutlich geringer. Allerdings sind sowohl Korruptions- als auch  
Wettbewerbsdelikte typischerweise mit erheblichen indirekten Schäden  
wie etwa ein gravierender Reputationsverlust (jeweils 24 Prozent)  
verbunden. Bei 40 Prozent beeinträchtigen aufgedeckte  
Korruptionsfälle zudem die Beziehungen zu Geschäftspartnern  
erheblich, während die juristische Aufarbeitung von Kartellverstößen  
bei zwei von drei Unternehmen (65 Prozent) einen hohen Zeit- und  
Kostenaufwand verursachen und bei jedem zweiten Befragten (52  
Prozent) erhebliche Managementkapazitäten binden. 
 
   Compliance und Kontrollen allein reichen nicht 
 
   Angesichts der erheblichen Schäden durch Kartellabsprachen und  
Korruption sind spezifische Präventionsmaßnahmen überraschend schwach 
ausgeprägt. Über ein Antikorruptionsprogramm verfügen nur gut 52  
Prozent der Befragten. Selbst von den Unternehmen, die zumindest  
potenziell von der strengen Gesetzgebung in den USA (Foreign Corrupt  
Practices Act) und im Vereinigten Königreich (UK Bribery Act)  
betroffen sind, haben nur 63 Prozent ein Antikorruptionsprogramm.  
Eine spezifische kartellrechtliche Compliance gibt es lediglich bei  
29 Prozent der Unternehmen. 
 
   "Mindestens genauso bedenklich wie die Lücken bei der Compliance  
sind allerdings Defizite bei der Integritätskultur. Noch immer  
herrscht in vielen Unternehmen ein einseitig ergebnisorientiertes  
Klima, das dem erfolgreichen Abschluss im Zweifel den Vorrang vor der 
Einhaltung von Regeln und Grundsätzen guter Unternehmensführung gibt. 
Compliance funktioniert aber nur dann, wenn sie Teil der  
Unternehmens-DNA wird", betont Salvenmoser. Nach Einschätzung der  
Befragten (84 Prozent) kritisieren zwar die meisten Vorgesetzten  
einen Richtlinienverstoß ihrer Mitarbeiter. Doch in fast jedem  
vierten Unternehmen (22 Prozent) folgen Führungskräfte zumindest  
nicht immer den Grundsätzen, die sie von anderen einfordern. Fazit  
der Studie: Integrität kann man nicht anordnen, man muss sie im  
Unternehmen leben. 
 
   PwC führt seit 2001 alle zwei Jahre eine Umfrage zur  
Wirtschaftskriminalität durch, seit 2005 gemeinsam mit der  
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Betrachtungszeitraum  
beträgt jeweils zwei Jahre. Die Befragung erfolgt seit 2005 durch  
Telefoninterviews, die von TNS-Emnid geführt werden. 
 
 
 
Pressekontakt: 
Dagmar Schadbach 
PwC Presseabteilung  
Tel.: (069) 95 85 - 5612 
E-Mail: dagmar.schadbach@de.pwc.com 
www.pwc.de/wirtschaftskriminalitaet
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