Mittelbayerische Zeitung: Päpstliches Spiel auf Zeit /
Am Umgang mit dem Limburger Bischof entscheidet sich die Glaubwürdigkeit von Franziskus. Von Julius Müller-Meiningen
Geschrieben am 23-10-2013 |   
 
 Regensburg (ots) - Der Papst hat sich aus einer Zwickmühle  
befreit. Von den zwei naheliegenden Optionen, die Franziskus hatte,  
wählte er keine. Weder hat der Papst aus Argentinien den Limburger  
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) seines Amtes enthoben. Noch 
hat er dem bei den Gläubigen in Deutschland und besonders im Bistum  
Limburg unhaltbar gewordenen Mann sein Vertrauen ausgesprochen. Eine  
Prüfungskommission klärt seit Freitag die Vorwürfe im Zusammenhang  
mit den hohen Baukosten des neuen Bischofssitzes. Solange wird der  
Bischof aus der Schusslinie genommen. Erst dann wird Tacheles  
geredet. So hat es Franziskus (77) entschieden. Dem Betroffenen  
selbst wird er diesen Entschluss bei der Audienz am Montag schon  
angedeutet haben. Jetzt versuchen die verschiedenen Lager, die  
Deutungshoheit über das päpstliche Spiel auf Zeit zu behaupten. Aus  
der Umgebung von Tebartz-van Elst verlautet, die Entscheidung des  
Papstes sei eine gute Nachricht für den Bischof. Das trifft insofern  
zu, als Tebartz-van Elst weiter Bischof von Limburg bleibt, aber eine 
unbestimmte Zeit diese Tätigkeit nicht ausüben darf. Angesichts der  
öffentlichen Empörung in Deutschland ist diese Entscheidung aber auch 
ein Risiko. Denn ob der Papst seine bisher erworbene Glaubwürdigkeit  
wirklich verdient, entscheidet sich für viele Menschen vor allem am  
Fall Limburg. Franziskus fordert eine "arme Kirche für die Armen". Er 
predigt täglich Bescheidenheit und Konzentration auf das Wesentliche. 
Unabhängig davon, ob Tebartz-van Elst gelogen hat oder nicht, steht  
sein Verhalten in krassem Gegensatz zum neuen Stil im Vatikan. Der  
Papst will ausdrücklich, dass die Hirten den Geruch ihrer Herde  
verströmen. Bis nach Rom ist durchgedrungen, dass Tebartz-van Elst in 
der Auffassung der meisten Beobachter in und um Limburg viel eher  
nach Schwefel riecht. Will der Papst sich also nicht selbst  
widersprechen, darf es für Tebartz-van Elst kein Zurück nach Limburg  
geben. Fällt die definitive Entscheidung anders aus, würde Franziskus 
das Anliegen der Gläubigen nach einem Neuanfang mit Füßen treten.  
Auch der Papst hätte dann seinen Kredit verspielt. Das weiß  
Franziskus. Er riskiert einiges, wenn er die Lösung des Falls nun  
aufschiebt. Aber es entspricht auch seinem bisherigen Profil, sich  
nicht dem Urteil der Masse hinzugeben. Als Jesuit hört er sich alle  
Seiten an, wartet auch das Urteil der Kommission ab. Dann entscheidet 
er. Franziskus weiß, dass Tebartz-van Elst auch in einigen Monaten  
nicht weniger umstritten sein wird in Limburg. Aber die Zeit, die  
vergeht, bis die Prüfungskommission ihr Ergebnis vorlegt, kann in Rom 
auch dafür genutzt werden, eine definitive Lösung für Tebartz-van  
Elst zu finden und vielleicht sogar beim Betroffenen selbst einen  
Prozess der Besinnung in Gang zu bringen. Die Rede ist von einer  
Tätigkeit an der Kurie oder im Ausland. Franziskus tut gut daran,  
wenn er den Bericht der Untersuchungskommission abwartet. Bedenklich  
istg allerdings das Vorgehen der deutschen Bischofskonferenz. Weder  
wurde ein konkreter Zeitrahmen in Aussicht gestellt. Noch ist  
bekannt, wer die Mitglieder der Kommission sind, die die Finanzen und 
Entscheidungsvorgänge in Limburg überprüfen soll. Vertrauen kann die  
Kirche unter den Gläubigen mit so wenig Transparenz nicht wieder  
gewinnen. Schließlich ist auch die juristische Dimension der Affäre  
von enormer Bedeutung. Der Papst, der sich bisher gerade im Hinblick  
auf die Öffentlichkeit sehr geschickt verhalten hat, muss auch den  
Entscheidungen der Staatsanwaltschaft in Deutschland Rechnung tragen. 
Wird dem Antrag auf Strafbefehl stattgegeben, ist Tebartz-van Elst  
der erste vorbestrafte Bischof in Deutschland überhaupt. Rom könnte  
nicht weiter an ihm festhalten, ohne sich lächerlich zu machen.  
Franziskus belässt Tebartz-van Elst auf Bewährung im Amt. Für die  
Gläubigen ist der Fall inzwischen eine Bewährungsprobe für den Papst. 
 
 
 
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