DER STANDARD-KOMMENTAR "Die endlose Phase der Stagnation" von Peter Illetschko
Geschrieben am 22-08-2013 |   
 
 Die Grundlagenforschung wird von der Regierungsspitze nicht 
ernst genommen - Ausgabe vom 23.8.2013 
 
   Wien (ots) - Bundeskanzler Werner Faymann meldet sich zum Thema 
Wissenschafts- und Forschungspolitik wirklich nicht oft zu Wort. Wenn 
er aber darüber spricht, dann lässt er nur grundsätzliche Wahrheiten 
hören, die trotz des wechselvollen politischen Alltags lange halten. 
Als er zum Beispiel öffentlich bekundete, Österreich werde doch 
nicht, wie von Ex-Wissenschaftsminister Johannes Hahn gewünscht, aus 
dem europäischen Kernforschungszentrum Cern austreten, sagte er den 
wohlklingenden Satz: "Wir wissen, dass Forschung Verlässlichkeit und 
Nachhaltigkeit braucht." Ein Versprechen, das mehrfach eingehalten 
wurde: Österreich trat bekanntlich nicht aus dem Cern aus. Die 
Grundlagenforschung hat unter Faymann aber auch verlässlich mit 
stagnierenden Budgets, wenngleich auf hohem Niveau, zu kämpfen. Es 
gilt natürlich, die Finanzkrise zu bedenken. Zahlreiche hausgemachte 
Löcher wurden gestopft. Staatshilfen müssen vergeben werden. Nur ein 
Beispiel: Die Hypo-Alpe-Adria-Bank. Dennoch müsste sich eines der 
reichsten Länder der Welt deutlich mehr Geld für jene Stätten leisten 
können, wo Wissensvermittlung und Grundlagenforschung betrieben 
werden sollten: in den Labors der Universitäten. Im Wettbewerb um die 
besten Köpfe, wie es immer recht großspurig heißt, holen die 
heimischen Unis, das IST Austria und die großen Akademie-Institute, 
nämlich immer mehr renommierte Wissenschafter ins Land. Sie stellen 
immer mehr qualitativ hochwertige Anträge an den Wissenschaftsfonds 
FWF, der aber derzeit eben ein stagnierendes Budget hat. Zum Glück 
gibt es den Europäischen Forschungsrat (ERC), bei dem viele heimische 
Wissenschafter Erfolg haben. Aber was kommt danach? Müssen die ins 
Land geholten Top-Wissenschafter dann eben wieder ins Ausland gehen, 
weil sie hier keine Grants einwerben können? Sieht so der Plan aus, 
eine führende Nation in Wissenschaft und Forschung zu werden? 
Vielleicht ist Kanzler Faymann ja nicht bewusst, was 
Grundlagenforschung bedeutet: Ein intellektuelles Eintauchen in 
Vorgänge in der Natur und in der Gesellschaft, das sicher mehr Wissen 
schafft und zu Entdeckung und neuen Entwicklungen führen kann, aber 
nicht muss. In vielen Fällen brauchen diese Wissenschaften teure 
Labors. Mit ihnen kann man zwar keinen Wahlkampf gewinnen, aber 
Ausbildungsplätze und Freiräume für Ideen schaffen. 
Grundlagenforschung hat primär auch nichts mit Industrie zu tun, 
weshalb sie politisch vielleicht nicht ganz so wichtig genommen wird. 
Das wäre ein grober Denkfehler, denn auch die Industrie braucht die 
Unis. Es darf aber auch daran gezweifelt werden, ob Vizekanzler 
Michael Spindelegger weiß, was es bedeutet, freie Wissenschaft zu 
fördern. Derzeit betreibt er auf dem Rücken dieses Themas vor allem 
Wahlkampf, indem er sechs Prozent Forschungsquote propagiert. Eine 
Benchmark, die kein Land erreicht, und die auch völlig unrealistisch 
ist. Er sagt den potenziellen Wählern: Ich verspreche euch etwas, 
aber ich gestehe auch, dass ich es nicht halten kann. Bis zur 
Nationalratswahl wird sich nichts ändern an der Rhetorik von Faymann 
und Spindelegger: Es ist schwer zu sagen, wer von den 
Spitzenkandidaten der SPÖ und der ÖVP weniger glaubwürdig für die 
Wissenschaft dieses Landes eintritt - oder vielleicht doch den Mut 
hat, die schier endlose Phase der Stagnation zu verlassen. 
 
Rückfragehinweis: 
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   Tel.: (01) 531 70 DW 445 
 
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