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Zu viel Staat erhöht die Kosten für die Gebäudesanierung / Studie beziffert Investitionsbedarf auf 2,1 Billionen Euro bis 2050 (BILD)

Geschrieben am 14-08-2013

Berlin (ots) -

Vor allem Haushalte mit unterdurchschnittlichem Einkommen belastet
die von der Bundesregierung geforderte energetische Sanierung von
Wohngebäuden finanziell. Denn sie verteuert das Wohnen erheblich -
insbesondere wenn der Einsatz bestimmter Technologien oder Energien
bei der Sanierung vorgeschrieben wird. Zu diesen Ergebnissen kommt
eine gemeinsam vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) und dem
Forschungscenter Betriebliche Immobilienwirtschaft an der Technischen
Universität Darmstadt (FBI) erstellte Studie.

Bis zum Jahr 2050 will die Bundesregierung den Energiebedarf im
Gebäudebereich in der Größenordnung von 80 Prozent reduzieren. Doch
auf welchem Weg lässt sich dieses Ziel am besten erreichen? Und wie
lässt sich verhindern, dass Eigentümer und Mieter dabei finanziell zu
stark belastet werden? Mit diesen Fragen befasst sich die heute
vorgestellte Studie "Energetische Gebäudesanierung in Deutschland".
Auftraggeber der Studie ist das Institut für Wärme und Oeltechnik e.
V. (IWO).

"Die Studie zeigt, dass sich bei Fortführung aktueller Trends in
Kombination mit den Leitlinien der Bundesregierung der
Primärenergieverbrauch bis 2050 um maximal 64 Prozent reduzieren
lässt", so Prof. Dr.-Ing. Gerd Hauser, Leiter des
Fraunhofer-Instituts für Bauphysik. "Um das hochgesteckte Einsparziel
von 80 Prozent zu erreichen, sind bei der energetischen
Gebäudesanierung deutlich größere Anstrengungen als bisher
notwendig."

In der Studie wurden alternative Sanierungsfahrpläne verglichen,
mit denen das Einsparziel erreicht werden könnte. Die beiden
Fahrpläne basieren auf unter-schiedlichen staatlichen
Regulierungsansätzen: Ein technologieoffener, bei dem
Immobilieneigentümer die Energieeinsparmaßnahmen und die Zeitpunkte
der Investitionen frei wählen können, solange die vorgegebenen Ziele
am Ende erreicht werden. Oder ein technologiegebundener Ansatz, bei
dem der Gesetzgeber Eigentümern die Art der Maßnahmen, deren
zeitliche Umsetzung und den Grad der Nutzung erneuerbarer Energien
vorschreibt.

Bis zu 140.000 Euro Sanierungskosten für ein Einfamilienhaus

Insgesamt belaufen sich demnach die volkswirtschaftlichen Kosten
für die energetische Gebäudesanierung bis 2050 inflationsbereinigt
auf mindestens 1,7 Billionen Euro im technologieoffenen
Sanierungsfahrplan. Der technologiegebundene Fahrplan, der
beispielsweise den Einsatz von erneuerbaren Energien vorschreibt,
würde Mehrkosten in Höhe von rund 400 Milliarden Euro verursachen.
Bezogen auf Gebäudetypen ergeben sich laut Studie folgende Kosten:
Die technologiegebundene Sanierung eines durchschnittlichen
Einfamilienhauses kostet rund 140.000 Euro. Für ein
durchschnittliches Mehrfamilienhaus müssen Hausbesitzer rund 303.000
Euro aufwenden. Mit einem technologieoffenen Sanierungsfahrplan
lassen sich die Kosten je nach Gebäudetyp zwischen 16 und 33 Prozent
reduzieren. Selbst in dieser günstigeren Variante werden viele
Eigenheimbesitzer die nötigen finanziellen Mittel für die
Haussanierung nicht aufbringen können.

Deutliche Mehrbelastung für Mieter und Eigentümer

Auch die Kosten für das Wohnen steigen laut Studie durch die
Gebäudesanierung deutlich. Mit einem technologiegebundenen
Sanierungsfahrplan verteuert sich das Wohnen in einem Einfamilienhaus
ab der ersten Modernisierungsmaßnahme bis 2050 im Durchschnitt um
rund 260 Euro pro Monat, in einem Mehrfamilienhaus um rund 140 Euro
pro Wohneinheit. Im Falle einer technologieoffenen Sanierung ist der
Anstieg der monatlichen Kosten des Wohnens im Durchschnitt moderater:
im Einfamilienhaus rund 140 Euro und im Mehrfamilienhaus rund 100
Euro pro Wohneinheit. Die finanziellen Lasten der energetischen
Gebäudesanierung steigen mit abnehmendem Einkommen deutlich an.
Haushalte in Mietwohnungen mit einem monatlichen Einkommen unter
2.000 Euro müssen mit Wohnkostensteigerungen zwischen
durchschnittlich 19,6 Prozent (technologieoffene Sanierung) und 26,4
Prozent (technologiegebundene Sanierung) rechnen. Betroffen sind vor
allem Alleinstehende, Alleinerziehende und Rentner.

"Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 900 bis 1300
Euro zahlen nach Sanierung die Hälfte ihres Einkommens für das
Wohnen. Das ist dramatisch und bricht den Sozialpakt", sagt Prof. Dr.
Andreas Pfnür, Leiter des Forschungscenters Betriebliche
Immobilienwirtschaft. Durch die energetische Gebäudesanierung würden
die Ausgaben des Staates für Wohngeld und Kosten der Unterkunft von
aktuell circa 17 Mrd. Euro drastisch steigen. Im Falle eines
technologiegebundenen Sanierungsfahrplans sei mit Mehrausgaben in
Höhe von 7,4 Mrd. Euro pro Jahr zu rechnen ", so Pfnür.

Handlungsempfehlungen der Studienersteller

- Aus technischer und ökonomischer Sicht ist ein
technologieoffener Sanierungsfahrplan mit konkreten Zielvorgaben
jedoch ohne Festlegung einer bestimmten Umsetzungsart der
optimale Weg.
- Um den erheblichen sozialen Sprengstoff zu entschärfen, den der
Anstieg der Wohnkosten birgt, muss in der Sozialpolitik für ein
höheres Budget zur Übernahme dieser Kosten gesorgt werden.
- Sanierungsmaßnahmen sollten immer individuelle und
situationsbedingte Gegebenheiten berücksichtigen und Freiräume
zur Anpassung lassen, um Kosten zu minimieren.
- Sanierungsfahrpläne müssen den Spagat zwischen situativen
Bedingungen und Massentauglichkeit der notwendigen Technologien
meistern.
- Allgemein gültige, technologieoffen formulierte
Sanierungsfahrpläne schaffen Zielhorizonte und
Planungssicherheit. Unterstützend ist zudem eine etappenweise
Betrachtung mit Zwischenzielen sinnvoll.

Technologieoffenheit erleichtert Sanierungen

"Die Studienergebnisse belegen, dass aus technischer und
ökonomischer Sicht ein technologieoffener Sanierungsfahrplan der
bessere Weg ist, um die angestrebte Primärenergieeinsparung im
Wohngebäudebereich zu erreichen", so IWO-Geschäftsführer Prof.
Christian Küchen. "Viel Energie möglichst kosten¬günstig einzusparen,
muss die Leitlinie sein. Teure Technologien vorzuschreiben und
einzelne Energien auszuschließen, ist der falsche Weg. Denn das
behindert die Verbreitung vorhandener effizienter Technik und die
Entwicklung neuer Lösungen" so Küchen. So könne etwa die sehr
kosteneffiziente Erneuerung von veralteten Heizungen einen wichtigen
Beitrag leisten. Sie sollte vom Gesetzgeber stärker gefördert werden.

IWO, 2013

Zusammenfassung der Studie, Pressetext und Motive zum Download auf
www.iwo.de/presse



Pressekontakt:
Institut für Wärme und Oeltechnik e. V. (IWO)
Alexander Fack (Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)
Süderstraße 73 a, 20097 Hamburg
Tel 0049 (0)40 23 51 13-884
Fax 0049 (0)40 23 51 13-29
presse@iwo.de
www.iwo.de/presse


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