BERLINER MORGENPOST: Geld auf der Flucht
Leitartikel von Andrea Seibel über Steueroasen, die neuesten Enthüllungen und die Reaktionen der deutschen Politiker
Geschrieben am 04-04-2013 |   
 
 Berlin (ots) - Der brodelnde Unmut der Durchschnittsbürger gegen  
Steuerhinterziehung in großem Stil erreicht eine neue Dimension mit  
Enthüllungen eines journalistischen Netzwerkes, das am Donnerstag in  
47 Zeitungen die ihm zugespielten Daten publizierte. Gerade auch die  
deutsche Politik hat sich in den letzten Jahren auf das Thema  
gestürzt, weil die Steuerfrage nicht nur alle Bürger angeht, sondern  
auch aufregt. Fast alle Parteien reden nun Steuererhöhungen das Wort, 
obwohl Ökonomen sagen, der Staat habe ein Ausgaben- aber kein  
Einnahmeproblem. Damit will man auch vom eigenen Versagen, was  
Schuldenabbau und Haushalten angeht, ablenken. Man denke nur an die  
staatlicherseits illegal erworbenen Steuer-CDs aus der Schweiz. Die  
Gier der Staaten nach den Vermögen der Vermögenden hat Züge von  
Enteignung. Experten schätzen, dass in Offshore-Finanzzentren  
Vermögenswerte im zweistelligen Billionen-Bereich versteckt werden:  
eine verlockende Beute für jeden (Finanz)-Politiker. So ist denn auch 
eine der ersten Reaktionen von Wolfgang Schäuble, die Zeitungen  
sollten ihm deutsche Fälle zügig nennen. 
 
   Julian Assange, der mit der Veröffentlichung geheimer  
diplomatischer Akten die USA zu schwächen suchte, wies den Weg. Schon 
einzelnen Personen kann es durch von Informanten bereitgestelltes  
Datenmaterial gelingen, Institutionen und komplexe Strukturen zu  
destabilisieren - aus welchen Motiven auch immer. Im neuen Fall  
handelt es sich um 2,5 Millionen Dokumente über Briefkastenfirmen,  
Offshore-Konten und dubiose Geldgeschäfte in mehr als 170 Ländern.  
130.000 Namen sollen gespeichert sein, von Politikern, Prominenten,  
Oligarchen, Finanzjongleuren, wohl auch diversen großen Banken. Haben 
einzelne Informanten einen solchen Überblick, fragt man sich? Die  
Welt der globalen Geldbewegungen und geheimen Steueroasen steht  
jedenfalls mit einem Schlag im grellen Licht der Öffentlichkeit.  
Erneut wirkt der Londoner Finanzmarkt angeschlagen, schon kriselt es  
in Frankreich, da Regierungsmitglieder involviert sind. Und auch  
diverse russische Oligarchen wie zudem all die Cliquen, Clans und  
Despoten, die ihre Volkswirtschaften aussaugen und den Reichtum außer 
Landes bringen, dürfen sich nicht mehr sicher fühlen. 
 
   Natürlich muss Steuerhinterziehung geahndet und bestraft werden,  
daran führt kein Weg vorbei. Das Ausmaß der Daten hat allerdings eine 
Wucht, die schnell ins Ungute kippen kann. Wir kennen den Sound aus  
der Finanzkrise. Am Ende ist jeder, der mit Geld und Wirtschaft zu  
tun hat, verdächtig, weil "reich" zum Synonym von "kriminell" wird  
und nicht nur Linke wieder einmal die Systemfrage stellen. Es wird  
nicht leicht sein, diesem konzertierten Enthüllungs-Coup, dem neben  
der aufklärerischen Legitimität auch Schadenfreude innewohnt, einen  
konstruktiven Impuls zu geben. Im besten Falle wäre es eine globale  
Stunde Null mit internationalen Standards bei gleichzeitiger  
Erschwerung von Steueroasen. Wenn man sich aber erinnert, dass nicht  
einmal das Steuerabkommen Deutschlands mit der Schweiz geklappt hat,  
dann muss man größere Verwerfungen befürchten. 
 
 
 
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