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Stromverteilnetze müssen für die Energiewende deutlich ausgebaut werden/ dena-Verteilnetzstudie zeigt Umfang und Investitionsbedarf des Netzausbaus bis 2030 auf Nieder-, Mittel- und Hochspannungsebene

Geschrieben am 11-12-2012

Berlin (ots) - Die Stromverteilnetze in Deutschland müssen bis
2030 in einer Größenordnung von 135.000 km bis zu 193.000 km
ausgebaut und auf einer Länge von 21.000 bis zu 25.000 km umgebaut
werden. Dafür müssen zwischen 27,5 Milliarden und 42,5 Milliarden
Euro investiert werden. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die
die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) heute in Berlin vorgestellt
hat.

Der Ausbau- und Investitionsbedarf ist abhängig davon, wie hoch
der Anteil der regenerativen Stromerzeugung im Jahr 2030 ist. Die
Verteilnetze in Deutschland dienten bisher dazu, Strom zu den
Endverbrauchern zu leiten. Im Zuge des Ausbaus der erneuerbaren
Energien und der dezentralen Stromerzeugung müssen die
Stromverteilnetze schon jetzt einen großen Stromanteil aus Solar- und
Windkraftanlagen aufnehmen. Dies wird sich in den nächsten Jahren
noch verstärken und dazu führen, dass die bisherige Kapazität der
Verteilnetze nicht mehr ausreicht, um regional überschüssigen Strom
aus erneuerbaren Energien abzutransportieren.

"Die deutschen Verteilnetze müssen deutlich ausgebaut und
modernisiert werden. Nur wenn wir die Netz-infrastruktur entsprechend
erweitern, werden wir den Strom aus den dezentralen regenerativen
Erzeugungsanlagen auch tatsächlich verteilen und verbrauchen können.
Der Ausbau der Erneuerbaren muss dringend mit dem Ausbau der
Infrastruktur synchronisiert werden", betont Stephan Kohler,
Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. "Um die Investitionen in den
Netzbetrieb und die Instandhaltung des Verteilnetzes sicherzustellen,
hat die Bundesnetzagentur eine attraktive Rendite rechtlich
festgelegt. Unsere Untersuchung aber zeigt, dass sich in der Praxis
durch den verstärkten Anschluss von Erneuerbare-Energien-Anlagen und
dem daraus resultierenden Netzausbau Renditen ergeben, die für die
Verteilnetzbetreiber nicht auskömmlich sind. Verteilnetzbetreiber mit
einem hohen Ausbaubedarf in ihrem Netz können die vorgesehene Rendite
nicht erreichen. Hier müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen
dringend angepasst werden, um die erforderlichen Investitionen in
zukunftsfähige Verteilnetze zu erreichen", fordert Kohler.

Vor allem Mittel- und Hochspannungsebene müssen ausgebaut werden

In der dena-Verteilnetzstudie wurde berechnet, wie die deutschen
Verteilnetze ausgebaut werden müssen, um den erneuerbar erzeugten
Strom vollständig nutzen zu können. Dabei wurden unterschiedliche
Ausbauziele angenommen. Im ersten Szenario wurden die Ausbauziele
gemäß dem Leitszenario B des Netzentwicklungsplans 2012 für die
Übertragungsnetze zugrunde gelegt. Das zweite Szenario basiert auf
den Ausbauzielen der Bundesländer, die einen verstärkten und
schnelleren Ausbau der Windenergie und der Photovoltaik vorsehen. Bei
beiden Szenarien sind der Bau neuer Stromleitungen und
Transformatoren auf allen Verteilnetzebenen sowie die Umrüstung
bestehender Hochspannungs-Freileitungstrassen erforderlich.

Ergebnisse Szenario NEP B 2012:

Netzausbau bis 2030: 135.000 km
Netzumbau bis 2030: 25.000 km
Investitionen bis 2030: 27,5 Milliarden Euro.

Ergebnisse Bundesländerszenario:

Netzausbau bis 2030: 193.000 km
Netzumbau bis 2030: 21.000 km
Investitionen bis 2030: 42,5 Milliarden Euro.

Bezogen auf die bestehende Netzinfrastruktur ist der Ausbaubedarf
auf der Mittel- und Hochspannungsebene am größten: Auf der
Hochspannungsebene müssen bis zu 19 Prozent und auf der
Mittelspannungsebene bis zu 24 Prozent neu gebaut werden. Das liegt
daran, dass auf der Mittel- und Hochspannungsebene nicht nur
Erneuerbare-Energien-Anlagen Strom einspeisen, sondern auch
regenerativ erzeugter Strom übertragen werden muss, der auf
untergelagerten Ebenen nicht verbraucht werden kann. Auf der
Hochspannungsebene sind die Kosten am höchsten, da die
Betriebstechnik zur Stromübertragung hier deutlich kostenintensiver
ist als auf den unteren Spannungsebenen und darüber hinaus bestehende
Trassen umgerüstet werden müssen.

Rahmenbedingungen benachteiligen Verteilnetzbetreiber mit hohem
Ausbaubedarf

Die Kosten, die Netzbetreiber geltend machen können, sind in
Deutschland per Gesetz und Verordnung festgelegt. Die
Anreizregulierungsverordnung (AregV) definiert die Erlösobergrenzen
und die daraus resultierende Kostenstruktur je Verteilnetzbetreiber.
Für die dena-Verteilnetzstudie wurde der Investitionsbedarf für den
Ausbau und die Instandhaltung der Stromverteilnetze untersucht. Die
Studie kommt zu dem Ergebnis, dass unter den bestehenden
regulatorischen Bedingungen Verteilnetzbetreiber, deren Netz einen
hohen Ausbaubedarf aufweist, keine ausreichenden Renditen
erwirtschaften können. Das heißt im Umkehrschluss, dass es derzeit
keine ausreichenden Anreize zur Finanzierung des notwendigen
Netzausbaus gibt.

Reduzierung des Netzausbaus möglich, aber weiterer
Forschungsbedarf

Die dena-Verteilnetzstudie hat verschiedene technische Optionen
geprüft, die zukünftig dazu beitragen können, den Netzausbau zu
reduzieren und grundsätzlich technisch machbar sind. Das größte
Potenzial haben innovative Betriebsmittel (Leitungen, Trafos,
Schutzeinrichtungen), die die Nutzung der Netzinfrastruktur
optimieren, zum Beispiel regelbare Ortsnetztransformatoren, die eine
verbesserte Ausnutzung des zulässigen Spannungsbands ermöglichen, die
Anpassung technischer Richtlinien sowie die Abregelung von
Leistungsspitzen der regenerativen Erzeugung. Die technischen
Optionen zur Reduzierung des Netzausbaus und deren Wirtschaftlichkeit
müssen aber noch detaillierter untersucht werden und sollten bei der
Ausgestaltung der zukünftigen energiewirtschaftlichen
Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Auch der Beitrag der
regenerativen Energien zur Bereitstellung von Systemdienstleistungen
sowie die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Übertragungs- und
Verteilnetzbetreibern bedürfen einer weiteren wissenschaftlichen
Untersuchung.

Studiendesign und Projektpartner

Die dena-Verteilnetzstudie hat den Entwicklungsbedarf für die
gesamten deutschen Stromverteilnetze ermittelt. Dafür wurden die
realen Netz-, Erzeugungs- und Laststrukturdaten in Deutschland
analysiert. Die neue dena-Studie ist damit die erste Untersuchung der
deutschen Stromverteilnetze, die auf der Auswertung umfangreicher und
echter Netzdaten basiert. Dabei wurden Daten von deutschen
Verteilnetzbetreibern berücksichtigt, die mehr als 50 Prozent der
Fläche in Deutschland versorgen.

Im Fokus stand der Aus- und Umbaubedarf der Stromverteilnetze zur
Integration der dezentralen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien
und Kraft-Wärme-Kopplung. Darüber hinaus wurde untersucht, ob der
aktuelle Regulierungsrahmen geeignet ist, die vom Gesetzgeber
vorgesehene Rendite für den Betrieb der Stromverteilnetze zu
gewährleisten, wenn der Ausbau der Erneuerbaren weiter fortgesetzt
wird.

Die dena erarbeitete die Studie zusammen mit
Verteilnetzbetreibern, wissenschaftlichen Forschungspartnern und
Prüfgutachtern. Der technische Gutachtenteil wurde von Prof. Dr.-Ing.
habil. Christian Rehtanz und der regulatorische Teil der Studie von
Prof. Dr. Gert Brunekreeft erarbeitet. Die dena-Verteilnetzstudie
wurde durch die Prüfgutachter Prof. Dr. Helmut Lecheler, Prof.
Dr.-Ing. Ulrich Wagner und Prof. Dr.-Ing. Rolf Witzmann
projektbegleitend überprüft. Um den Austausch mit einem weiteren
Kreis an Interessensgruppen und Experten zu ermöglichen, wurde ein
Fachbeirat mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik
einbezogen, der alle Schritte der Studienerstellung begleitete.

Projektpartner: EnBW Regional AG, E.ON Bayern AG, E.ON Edis AG,
E.ON Netz GmbH, ESWE Netz GmbH, EWE NETZ GmbH, LEW Verteilnetz GmbH,
Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH, N-ERGIE Netz GmbH,
Netzgesellschaft mbH Chemnitz, NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH,
Rheinische NETZGesellschaft mbH, Rhein-Ruhr Verteilnetz GmbH,
Städtische Werke Magdeburg GmbH & Cc KG, Thüga AG, Vattenfall Europe
Distribution Berlin GmbH, WEMAG Netz GmbH.

Forschungspartner: Prof. Dr.-Ing. habil. Christian Rehtanz,
Technische Universität Dortmund/ef.Ruhr, Prof. Dr. Gert Brunekreeft,
Jacobs Universität Bremen

Prüfgutachter: Prof. Dr. Helmut Lecheler, Freie Universität
Berlin, Prof. Dr.-Ing. Ulrich Wagner, Deutsches Zentrum für Luft- und
Raumfahrt, Prof. Dr.-Ing. Rolf Witzmann, Technische Universität
München

Fachbeirat: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft,
Infrastruktur, Verkehr und Technologie, Bundesnetzagentur für
Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA),
Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW),
Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände -
Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv), Bundesverband
Erneuerbare Energie e. V. (BEE), Bundesverband Solarwirtschaft e. V.
(BSW), Bundesverband Neuer Energieanbieter e. V. (bne), Deutscher
Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK), Ministerium für Umwelt,
Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Ministerium für
Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg,
Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Verband der
Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE/FNN),
Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e. V. (VIK)
und Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU).

Mehr zur dena-Verteilnetzstudie: www.dena.de/verteilnetzstudie



Pressekontakt:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), Stella Matsoukas,
Chausseestraße 128a, 10115 Berlin
Tel: +49 (0)30 72 61 65-657, Fax: +49 (0)30 72 61 65-699, E-Mail:
presse@dena.de, Internet: www.dena.de


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