(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zum Stromspargipfel: "Stand-by-Minister Altmaier"

Geschrieben am 09-10-2012

Regensburg (ots) - Man kann Peter Altmaiers gestrigen
Energie-Spar-Gipfel mit Sozialverbänden, Verbraucherschützern,
Kirchen, Kommunen und Elektrowirtschaft für kleinkariert halten.
Können Energieberatung, Sparlampen, der Verzicht auf das Laufenlassen
von Elektronik-Geräten im Stand-by-Modus wirklich zur Energiewende
beitragen? Aber ja. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Und wenn
jeder Haushalt hier und da ein paar Kilowattstunden einspart,
Stromfressern den Garaus macht, einfach bewusster mit Energie, mit
Strom und Heizung umgeht, kann das ein wichtiges Standbein der
angestrebten Wende sein. Vor allem eine, die sich angesichts immer
weiter steigender Energiepreise in der Stromrechnung niederschlagen
kann. Die Energiewende muss für jeden Einzelnen erfahrbar werden. Sie
braucht im besten Sinne Bürgerbeteiligung - oder sie bleibt ein
Vorhaben von Experten, Politikern, Klimaschützern, Gutmenschen und
Bürokraten, dem der Unterbau, die Begeisterung, die Leidenschaft
fehlten. Allerdings hat Altmaier für die gigantische Energiewende,
der sich Deutschland verschrieben hat, mehr zu liefern als nur
Energiesparberatungen, von denen er noch nicht einmal weiß, wie sie
bezahlt werden sollen. Vor allem für Haushalte, die kaum über die
Runden kommen und sich den neuen stromsparenden Kühlschrank oder die
neue Waschmaschine kaum leisten können. Diese Energiewende so zu
gestalten, dass sie für alle verkraftbar und bezahlbar ist, das ist
die Kunst. Diese Forderung geht allerdings nicht nur an die Adresse
des schwergewichtigen Umweltministers, sondern auch an die Adresse
von Bundesregierung, Bundestag, Bundesländern und Kommunen insgesamt.
Die soziale Flankierung der Energieumstellung entscheidet maßgeblich
mit über ihre Akzeptanz und damit über ihren Erfolg. Peter Altmaier
ist jetzt sozusagen der Stand-by-Minister der schwarz-gelben
Bundesregierung. Er ist immer eingeschaltet und jederzeit bereit, von
jetzt auf gleich loszulegen - mit guten Worten und Absichten. Auf
vielen anderen Baustellen der Energiewende herrschen dagegen
verdächtige Ruhe beziehungsweise vernehmlicher Streit mit dem
Bundeswirtschaftsminister. Dass der eine, Philipp Rösler, für den
Ausbau der Netze zuständig, der andere, Altmaier, für den Ausbau von
erneuerbaren Energien und den Abschied von der Kernkraft, macht die
Sache nicht einfacher. Reibereien sind programmiert. Allerdings wäre
auch ein für die gesamte Energiewende zuständiger
Bundesenergieminister nicht die Lösung, denn der müsste sich erst
wieder mühsam die entsprechenden Kompetenzen erkämpfen. Über das Ziel
hinaus schießen zurzeit offenbar nicht nur die staatlichen Zuschüsse
für erneuerbare Energien, etwa für Solarstrom, sondern auch die
Großzügigkeit, mit der das Bundeswirtschaftsministerium Ausnahmen bei
der Umlage für die nachhaltigen Energien zulässt. Die Zahl der
Unternehmen, die wegen hoher Stromkosten vom EEG-Zuschlag befreit
werden, hat sich einem Jahr mehr als verdreifacht. Nichts gegen
Befreiungen für besonders stromintensive Branchen, die nicht aus dem
Land getrieben werden sollen. Aber hier scheint dem
Wirtschaftsministerium der Sinn der Ausnahmen abhanden gekommen zu
sein. Autor: Reinhard Zweigler



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

422075

weitere Artikel:
  • WAZ: Ziel bleibt der mündige Bürger. Kommentar von Wilfried Goebels Essen (ots) - Auftritte von Offizieren im Unterricht bleiben umstritten. Natürlich sind Vorträge der Bundeswehr in Schulen rechtlich zulässig, aber die grüne NRW-Schulministerin Löhrmann wollte auf Drängen der Gewerkschaften zumindest die Hürden für Uniformträger erhöhen. Damit Schüler nicht einseitig beeinflusst werden, sollen als Korrektiv Friedensaktivisten die Gegenpositionen beziehen. Ob das in der Praxis funktioniert, muss sich erst noch zeigen. Seit dem Ende der Wehrpflicht ist es für die Bundeswehr schwerer, Kontakt zu halten mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Merkel in Athen Halle (ots) - Für Ministerpräsident Antonis Samaras ist der Besuch der Bundeskanzlerin ein wichtiges Signal: Ja, die europäischen Partner, an der Spitze die drängenden Deutschen, erkennen die Anstrengungen seiner Regierung an. Gleichwohl ist unwahrscheinlich, dass sie ausreichen werden, die vereinbarten Sanierungsziele zu erreichen. Ist das entscheidend? Nein. Athen muss glaubhaft umsteuern. Dann werden sie Griechenland auch mehr Zeit geben. Die Demonstranten in Athen erreicht diese Botschaft nicht. Sie wollen bloß ihren Hass mehr...

  • WAZ: Öko-Revolution frisst ihre Kinder. Kommentar von Thomas Wels Essen (ots) - Sage keiner, das heftige Flügelschlagen in Sachen Energiepreise wäre nicht absehbar gewesen. Wer eine Energiewende ausruft, verbunden mit dem Ziel, im Jahre 2050 kein klimaschädliches Kohlendioxid mehr in die Luft zu blasen, programmiert natürlich auch Energiepreissteigerungen. Weil die Erzeugung von Sonnen- und Windenergie derzeit eben noch teurer ist als die Stromproduktion mit herkömmlichen Kraftwerken auf Basis von Kohle und Gas. So weit, so klar. Die Aufregung jetzt hat andere Ursachen. Die liegen in der plötzlichen mehr...

  • WAZ: Globalisierung ohne Jahreszeiten. Kommentar von Frank Meßing Essen (ots) - Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir das ganze Jahr über frische Pflaumen oder Bohnen essen können. Die Globalisierung kennt keine Jahreszeiten. Sie birgt aber auch erhebliche Risiken. Der bislang größte Skandal mit Noroviren wird nicht der letzte sein, wenn wir weiterhin im Herbst Erdbeeren essen wollen, die im 11 500 Kilometer entfernten chinesischen Qingdao tiefgefroren aufs Schiff verladen und nach Deutschland gebracht wurden. Regionale Produkte auf den Wochenmärkten und in Supermärkten boomen. Aus Umfragen wissen mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Normalität mit Griechenland - Kommentar Leutkirch (ots) - Wir wissen nicht, ob Frau Merkel die Griechen mag. Ob sie gerne Tzatziki isst, den griechischen Knoblauchquark. Wir vermuten, dass sie griechischem Wein wenig zugetan ist, sie mag französischen, keinen harzigen Retsina. Es ist allerdings anzunehmen, dass der Bundeskanzlerin aus ihrer Moskauer Studentenzeit der Konsum von Hochprozentigem durchaus vertraut ist. Sie hätte sicher Verständnis für das verbreitete Trinken von Ouzo, dem griechischen Anisschnaps. Die Kanzlerin war in Athen. Sie hätte nicht fahren müssen, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht