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Schwäbische Zeitung: Normalität mit Griechenland - Kommentar

Geschrieben am 09-10-2012

Leutkirch (ots) - Wir wissen nicht, ob Frau Merkel die Griechen
mag. Ob sie gerne Tzatziki isst, den griechischen Knoblauchquark. Wir
vermuten, dass sie griechischem Wein wenig zugetan ist, sie mag
französischen, keinen harzigen Retsina. Es ist allerdings anzunehmen,
dass der Bundeskanzlerin aus ihrer Moskauer Studentenzeit der Konsum
von Hochprozentigem durchaus vertraut ist. Sie hätte sicher
Verständnis für das verbreitete Trinken von Ouzo, dem griechischen
Anisschnaps.

Die Kanzlerin war in Athen. Sie hätte nicht fahren müssen, hätte
sie nicht gewollt. Und sie demonstrierte mit dem Besuch Normalität.
In der deutschen Öffentlichkeit ist über Griechenland ja seit
Ausbruch der Krise um gefälschte Bilanzen und nicht eingehaltene
Sparvorgaben der Eindruck entstanden, der Peloponnes sei ein Vorhof
zur Hölle.

Aber Merkel war gestern nicht in Nordkorea oder im Kongo. Sie war
in Europa. In einem Land, in dem große gesellschaftliche Umbrüche vor
sich gehen, die wir uns im zufriedenen Deutschland nur schwer
ausmalen mögen. Einem Land, in das noch bis vor wenigen Jahren viele
von uns gerne gereist sind, auch wenn es natürlich Mittelmeerländer
mit ansprechenderer Küche und erleseneren Weinen gibt.

Wahrscheinlich wäre in entspannten Zeiten, in denen nicht
Hakenkreuze in Athen hochgehalten werden, der Besuch der Kanzlerin
länger ausgefallen. Vielleicht hätte sie gar den Anblick der
erleuchteten Akropolis genießen können, so die denn in Zeiten knapper
Kassen überhaupt noch angestrahlt wird. So mussten sechs Stunden
reichen, um Ministerpräsident Samaras und Präsident Papoulias zu
versichern, dass ihr Land auf einem guten Wege sei.

Ob Merkel das so meint oder nicht, sei dahin gestellt. Zu oft
haben die Griechen eingestehen müssen, dass es doch nicht klappt mit
dem eisernen Sparen. Aber die Kanzlerin hat - innenpolitisch durchaus
riskant - den deutschen Wählern gezeigt, dass Griechenland uns
natürlich angeht. Und dass uns das etwas kostet. Egal, ob die
Griechen nun im Euro bleiben oder nicht.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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