(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bildungsmonitor

Geschrieben am 15-08-2012

Bielefeld (ots) - Die gute Nachricht zuerst: Fast alle
Bundesländer haben sich im Bildungsmonitor verbessert. Gesellschaft
und Politik scheinen verstanden zu haben, dass sich Einsatz in Schule
und Wissenschaft lohnt - auch finanzieller. Doch während Hamburg den
Sprung nach oben geschafft hat, tritt NRW auf der Stelle. Das liegt
vor allem an zwei Schwachpunkten im NRW-Bildungssektor: Betreuung und
berufliche Bildung. Im Zuge der medialen Dauerpräsenz fehlender
Betreuungsplätze für unter Dreijährige ist der Mangel im schulischen
und universitären Bereich in Vergessenheit geraten.
Wissenschaftsministerin Svenja Schulze müssen die Ohren klingeln. Auf
eine Lehrkraft an Hochschulen kommen 25 Studierende. Der
Bundesdurchschnitt liegt bei 16. Und der Doppeljahrgang kommt erst
noch. Qualität in der Lehre sieht anders aus. Überfüllte Hörsäle und
zu große Seminargruppen sind Alltag. Der Ruf nach mehr Studenten kann
nicht dazu führen, dass die Standards verwässert werden. Gegensteuern
darf kein politisches Lippenbekenntnis bleiben. Das kostet aber Geld.
Doch es wäre gut angelegt. In der Grundschule ist die
Schüler-Lehrer-Relation zwar verbessert worden. Das reicht aber
nicht. Wenn NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann sagt, die
zusätzlichen Lehrer an Gymnasien wegen des Doppelabitur-Jahrgangs
würden auch darüber hinaus bleiben, um die Qualität zu verbessern,
entlarvt sie selbst Schwächen im System. Diese zusätzlichen Pädagogen
sind bitter nötig. Das gilt nicht nur für Gymnasien. In diesem Punkt
ist die Studie auf der richtigen Fährte. An anderer Stelle ist sie zu
bildungsökonomisch. NRW ist bei Zeiteffizienz führend. Das heißt,
wenige Schüler werden verspätet eingeschult. Das ist zwar ökonomisch
ein Argument. Bildungspolitisch ist es jedoch nur wirksam, wenn unter
der Hast nicht die Qualität leidet. Hier hakt es. Wer nun meint, die
Datengrundlage 2010 sei nicht aktuell, sollte wissen, dass zwischen
NRW auf Platz 13 und höheren Plätzen eine nahezu uneinholbare Lücke
klafft. Eineinhalb Jahre - von Ende 2010 bis Mitte 2012 - reichen
keinesfalls. Der Aufholbedarf ist also enorm. Bei der beruflichen
Bildung hält NRW die rote Laterne. Nur 66,1 Prozent erfolgreiche
Absolventen sind zu wenig. Statt an einer Einrichtung wie an
Berufskollegs eine möglichst breite Palette von Abschlüssen und
Ausbildungsgängen anbieten zu wollen, muss Spezialisierung
vorangetrieben werden. Das Berufsorientierungsjahr mutiert vielfach
zum Auffangbecken für Unentschlossene. Es bindet Personal und bewirkt
wenig. In puncto Forschungsorientierung (also Drittmittel) ist NRW
spitze, das Betreuungsproblem aber bleibt. Das fängt bei unter
Dreijährigen an und hört mit dem Akademiker auf. Wenn in Angebote wie
Ganztagsbetreuung und Kita-Plätze investiert wird, ist das nicht nur
eine moralische, sondern auch eine ökonomische Verpflichtung.
Flexiblere Eltern heißt flexiblere Wirtschaft. Und das ist am Ende
Bares wert.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

411938

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ekelfotos auf Zigarettenschachteln Bielefeld (ots) - Abstoßend und ekelerregend sind die Bilder von Krebsgeschwüren, die zukünftig in Australien und bald auch in den USA auf Zigarettenschachteln prangen. Dass deswegen weitere Raucher dem Nikotin abschwören, ist anzunehmen. Die massiv Abhängigen allerdings werden sich davon nicht belehren lassen. In dieser Hinsicht gibt es zwischen Süchtigen von illegalen und legalen Drogen wohl keinen Unterschied. Aber es sind nicht nur die Ekelbilder, die den Absatz der Tabakindustrie beeinträchtigen werden. Die nun verordnete Einheitsverpackung, mehr...

  • FT: Zu: 7,4 Millionen Deutsche wollen mehr arbeiten Flensburg (ots) - Es klingt doch wirklich verrückt: 7,4 Millionen Menschen leben in Deutschland, die mehr arbeiten wollen. So zumindest die Aussage des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden. Wirtschaftslenker können sich angesichts eines solchen statistischen Arbeitseifers bereits die Hände reiben. Stellt sich nur die Frage: Wie kann man ernsthaft den Wunsch haben, noch mehr Zeit im Büro, auf dem Bau oder am Fließband zu verbringen? Nein, die 7,4 Millionen, die die Statistiker erwähnen, wollen nicht wirklich mehr arbeiten. Viele mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Schlarmann-Kritik an Kanzlerin Halle (ots) - Ganz unverdient hat Angela Merkel diesen Clown mit der Pappnase des Kritikers allerdings nicht bekommen. Ernsthaft fördert die Kanzlerin eine kritische Debatte in ihrer Partei nicht. Aber wo liegt der Unterschied zu ihren Vorgängern? Von Konrad Adenauer bis Helmut Kohl haben erfolgreiche Kanzler ihre CDU als autoritär auf ihre Person ausgerichteten Wahlverein geführt. Merkel steht also in einer guten schlechten Tradition. Auch sie wird irgendwann zu spüren bekommen: Wer nur noch Schlarmänner als Kritiker hat, der mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu australischem Urteil gegen Tabakindustrie Halle (ots) - Damit hat die Tabakindustrie eine für sie verheerende Niederlage erlitten. Denn die Unternehmen leben nicht etwa in erster Linie davon, dass sich ihre Produkte durch fein abgestimmten Mischungen und spezielle Qualitätsmerkmale gegenüber anderen Produkten hervorheben. Sie leben in erster Linie von ihren Marken, die sie mit viel Geld und aufwändigen Kampagnen emotional aufgeladen haben. Man denke nur an den berühmten Marlboro-Man. Diese Marketingmaßnahmen werden durch das Urteil nun auf einen Schlag entwertet. mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Flucht eines Schwerkriminellen Halle (ots) - Auch Schwerkriminelle müssen die Chance zur Umkehr haben. Therapeuten, Wachpersonal und Anstaltsleitung tragen dabei eine hohe Verantwortung. Sie müssen zwischen den Rechten eines Häftlings und dem Recht der Gesellschaft, vor gefährlichen Tätern geschützt zu werden, richtig abwägen. Im Fall Silvio Titsch war die Abwägung falsch - sonst wäre er nicht geflohen. Wie sie zustande kam, ob Gutgläubigkeit oder Fahrlässigkeit eine Rolle spielten, ist offen. Und das gilt auch für die zweite Frage. Wieso begleiten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht