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BERLINER MORGENPOST: Torsten Krauel sieht beim Thema Euro-Krise auf Angela Merkel eine schwere Zeit zukommen

Geschrieben am 01-08-2012

Berlin (ots) - Die Zukunftsangst ist wieder da. Genauso plötzlich
und im selben Maß wie im August 2008 vor dem Ausbruch der
Bankenkrise. Binnen eines halben Jahres war damals in der Umfrage
Deutschlandtrend der Prozentsatz der Ausblicks-Pessimisten um 30
Prozentpunkte auf einen Gesamtanteil von nahezu 60 Prozent gewachsen.
Auslöser des Stimmungsumschwungs war damals die Beinahe-Pleite der
New Yorker Investmentbank Bear Stearns im März 2008. Fast identische
Zahlen liefert jetzt der neue Deutschlandtrend. Diesmal ist die Angst
sogar nur binnen dreier Monate emporgeschnellt. Die Gründe sind
leicht auszumachen: Frankreichs Kurswechsel unter Hollande, das
griechische Fass ohne Boden und die einsickernden Nachrichten über
Spaniens Banken. Im Frühjahr 2008 hatte der Beinahe-Zusammenbruch von
Bear Stearns ein ahnungsvolles Unbehagen über das Banken-Monopoly zu
wachsender Gewissheit verdichtet. Als im Herbst 2008 die Bank Lehman
Brothers kollabierte, zementierte das Ereignis diese Gewissheit zur
bleiernen Tatsache. Angela Merkel musste eine Sparbuchgarantie
aussprechen, um die Stimmung zu wenden. Eine Führungsaufgabe
derselben Größe wartet nun womöglich im Herbst 2012 auf die
Bundeskanzlerin. Im Tunnel zur Zukunft glauben die Deutschen von
Neuem, im Schienenstrang ein bedrohliches Singen zu hören. Es jagt
ihnen aus dem Dunkel womöglich etwas entgegen, und sie haben Angst,
vollständig überrollt zu werden. Das ahnungsvolle Unbehagen der
Deutschen, das sich wieder zu verdichten beginnt, wird durch manche
Zahlen im Autosektor genährt. Andere Schlüsselindikatoren lassen noch
keine Anzeichen für eine beginnende deutsche Rezession erkennen. Doch
die labile Stimmung zeigt: Ein Absturz Spaniens, der Staatsbankrott
in Athen, eine drastische Abwertung Deutschlands durch die
Ratingagenturen - das alles kann im Herbst 2012 die psychologische
Bedeutung des Lehman-Desasters bekommen. Wie damals, so betrachten
die Deutschen auch heute Bundeskanzlerin Angela Merkel als Retterin
in der Not - mit dem Unterschied, dass sie heute zusammen mit
Wolfgang Schäuble (CDU) statt mit Peer Steinbrück (SPD) ein solches
Vertrauen genießt. Die Umfragewerte beider sind parallel zur
Zukunftsangst noch einmal angestiegen. Der Erwartungsdruck, der auf
ihnen lastet, ist deshalb ungeheuer. Sie beide tun offenkundig das
psychologisch und politisch Richtige - sie beruhigen und begütigen
nach innen und zeigen harte Tatkraft nach außen. Das wird in den
Umfragen honoriert, solange Berlin die deutsche Position in Europa zu
wahren weiß. Mit Blick auf die Stabilität der Euro-Zone insgesamt,
aber auch mit Blick auf die Landtagswahl in Niedersachsen im Januar
werden Paris, Rom und die EZB deshalb nicht damit rechnen können,
dass die Bundesregierung an diesem Kurs Abstriche macht. Aber wie das
Pendant zu einer Sparbuchgarantie aussehen könnte, falls es im Herbst
zu einem neuen Fall Lehman Brothers kommen sollte - darüber wird
Angela Merkel sich in den Dolomiten so manche Gedanken machen.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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