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Finanzstandortbericht 2012: Deutschlands Finanzwirtschaft beweist Widerstandsfähigkeit

Geschrieben am 13-06-2012

Frankfurt (ots) - Zur Vorstellung des Finanzstandortberichtes 2012
erklärte Dr. Andreas Martin, Mitglied des Vorstandes des
Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, für
das Dialogforum Finanzstandort Deutschland (DFD):

"Die Unsicherheiten an den Finanzmärkten hatten im Jahr 2011
angehalten. Zentrale marktbestimmende Themen waren die
Staatsschuldenkrise in mehreren Ländern des Euroraums und die
institutionellen Reformen der Währungsunion. In diesem schwierigen
Umfeld hat der Finanzstandort Deutschland seine Widerstandsfähigkeit
bewiesen. Doch auch in Zukunft bleiben die Herausforderungen groß:
Die Euro-Schuldenkrise ist noch nicht zu Ende, anhaltend niedrige
Zinsen prägen das makroökonomische Umfeld, und die Finanzplätze der
aufstrebenden Volkswirtschaften gewinnen an Bedeutung. Im
Finanzstandortbericht 2012 werden diese Herausforderungen in den
Themenkapiteln näher untersucht.

Entscheidenden Anteil daran, dass 2011 im Ganzen gesehen die
positiven Nachrichten am Finanzstandort Deutschland überwogen haben,
hatte der konjunkturelle Rückenwind. Die Arbeitslosigkeit bewegt sich
auf dem niedrigsten Stand seit Ende des Wiedervereinigungsbooms vor
20 Jahren, und das Wirtschaftswachstum fiel 2011 mit 3,0 Prozent wie
bereits 2010 sehr dynamisch aus. So erreichte die
gesamtwirtschaftliche Produktion bereits im Frühjahr vergangenen
Jahres wieder ihren Stand von vor der Krise. Zum Jahresende geriet
die Erholung zwar ins Stocken. Sie dürfte aber im Frühjahr dieses
Jahres wieder leicht an Fahrt aufgenommen haben.

Vor diesem Hintergrund entwickelten sich die einzelnen
Finanzmärkte überwiegend positiv. So hat sich bei den
Erstversicherern der Trend einer stabilen Beitragsentwicklung
fortgesetzt. Sowohl die Märkte für Krankenversicherungen als auch für
Schadens- und Unfallversicherungen konnten mit Raten oberhalb der
allgemeinen Preissteigerung expandieren. Die Entwicklung am
Rückversicherungsmarkt war demgegenüber durch außergewöhnliche
Belastungen aus schweren Naturkatastrophen geprägt.

An den Einlagenmärkten verliefen die Zuwächse in Deutschland
entlang des längerfristigen Trends. Der europäische Kreditmarkt
expandierte unter dem Einfluss der gedämpften Konjunktur und der
Restrukturierung der Banken in zahlreichen Ländern des Währungsraums
zögerlich. Während die Entwicklung der Kreditvolumina insbesondere in
den Ländern Südeuropas zum Teil deutlich beeinträchtigt ist, liegen
in Deutschland keine Hinweise auf eine Kreditklemme vor. Im
Gegenteil: Im Verlauf des Jahres beschleunigte sich die
Mittelbereitstellung an den Privatsektor. Gleichzeitig zeigen Banken-
wie Unternehmensbefragungen, dass der Kreditzugang für Unternehmen in
Deutschland insgesamt sehr gut ist.

An den übrigen Finanzierungsmärkten verlief das Jahr 2011
uneinheitlich. Auf den europäischen Verbriefungsmärkten konnte wieder
ein maßvoller Anstieg des Emissionsvolumens verzeichnet werden, auch
expandierten beispielsweise die Märkte für Aktien- und Zinsderivate.
Unter dem Einfluss der Euro-Schuldenkrise und der damit verbundenen
Unsicherheiten verzeichneten die Aktienmärkte hingegen bei einer
erhöhten Volatilität Verluste. Schwierig war auch das Marktumfeld für
die Investmentbranche. Auf dem Rentenmarkt kletterten die Kurse der
deutschen Benchmark-Staatsanleihen auf Rekordhochs, die Spreads von
Unternehmensanleihen weiteten sich allerdings deutlich aus.

Neben diesem kompakten Überblick über die Marktakteure und
Marktsegmente nehmen die Themenkapitel des Finanzstandortberichts
2012 drei zentrale Entwicklungstrends, die die Perspektiven des
Finanzstandorts Deutschland auch in den kommenden Jahren bestimmen
werden, kritisch unter die Lupe: die Fortschritte bei der Bewältigung
der Euro-Schuldenkrise, die potenziellen Auswirkungen langfristig
niedriger Zinsen und die Veränderung der Topographie der globalen
Finanzmärkte.

Bei der Bewältigung der Staatsschuldenkrise im Euroraum sind im
Berichtsjahr wichtige Fortschritte erzielt worden. Mit dem
Schuldenschnitt in Griechenland, der Vergrößerung und
Flexibilisierung der Rettungsschirme, umfangreichen Maßnahmen zur
Haushaltskonsolidierung und tief greifenden wirtschaftlichen
Reformprogrammen sind die Stellhebel in den hochverschuldeten Ländern
umgelegt worden.

Die Natur der Krise - hohe Leistungsbilanzdefizite und eine nicht
nachhaltige Finanzpolitik - bringt es zwangsläufig mit sich, dass
eine schnelle Rückkehr zur Normalität nicht zu erwarten sein wird.
Die Bewältigung der Krise verlangt daher Geduld, wobei Rückschläge
nicht ausgeschlossen werden können. Bleibt die Wirtschaftspolitik auf
Kurs, wird auch auf den internationalen Finanzmärkten das Vertrauen
wachsen, dass die Defizite mit der notwendigen Beharrlichkeit Schritt
für Schritt zurückgeführt werden.

Mit dem Fiskalpakt ist die wirtschaftspolitische Integration noch
enger geworden. Der Pakt wird zur vollen Wiederherstellung der
Glaubwürdigkeit beitragen. Die Zusammenarbeit in der Finanzpolitik
sollte noch weiter entwickelt werden, um ein dauerhaft reibungsloses
Funktionieren des Euro zu gewährleisten. Die höhere
Integrationsgeschwindigkeit im Euroraum sollte dabei aber nicht den
Zusammenhalt mit den übrigen EU-Staaten gefährden.

Die Europäische Zentralbank hat seit Beginn der Finanzkrise einen
ganz erheblichen Beitrag zur Stabilisierung der Finanzmärkte, aber
auch der Konjunktur geleistet. Verstärkt muss die Notenbank jetzt
aber ein Auge darauf richten, dass die Sondermaßnahmen nicht im
Dauerbetrieb fortgeführt werden, sondern schrittweise zurückgeführt
werden, sobald die Situation dies zulässt.

Blieben die Zinsen längerfristig auf einem sehr niedrigen Niveau,
sähen sich die Akteure an den Finanzmärkten vor gravierende
Herausforderungen gestellt. Anhaltend günstige
Finanzierungsbedingungen bieten Anreize, übermäßig Kredite
aufzunehmen und tragen gleichzeitig zu einem liquiditätsgetriebenen
Anstieg von Vermögenspreisen bei. Über beide Kanäle können die
Risiken für die Finanzstabilität zunehmen. Zudem werden Fehllenkungen
von Kapital in volkswirtschaftlich weniger effiziente Verwendungen
wahrscheinlicher. Des Weiteren wird die für die Zukunftsvorsorge
unentbehrliche Altersvorsorge der privaten Haushalte durch niedrige
reale Renditen geschwächt.

Die zahlreichen negativen Auswirkungen dauerhaft niedriger Zinsen
stellen nicht nur die Notenbank vor die Aufgabe, die Angemessenheit
ihres geldpolitischen Kurses zu prüfen. Schließlich ist die sich
gerade etablierende makroprudentielle Finanzaufsicht gefordert, im
Fall sich abzeichnender Blasen an Vermögensmärkten geeignete
Gegenmaßnahmen in die Wege zu leiten.

Während Europa stark mit der Bewältigung der Finanz- und der
Staatsschuldenkrise beschäftigt ist, schreiten im Zuge des
wirtschaftlichen Aufstiegs der Schwellenländer gravierende
Veränderungen der Topographie der globalen Finanzmärkte voran. Noch
befinden sich die finanziellen Vermögenswerte schwerpunktmäßig in den
fortgeschrittenen Ländern. Dynamik und Wachstum konzentrieren sich
inzwischen aber vornehmlich an den Finanzzentren in Asien, im
Mittleren Osten und Lateinamerika. Dies gilt insbesondere für die
Aktienmärkte, die vom Kapitalhunger und der auch
grenzüberschreitenden Expansion erfolgreicher Unternehmen getrieben
werden. Angesichts des hohen Kompetenzvorsprungs bietet diese
Entwicklung für Deutschland und Europa als Finanzstandort durchaus
Potenziale.

Von den Chancen der globalen Finanzmärkte kann der Finanzstandort
Deutschland am besten profitieren, wenn es gelingt, eine global
möglichst einheitliche und konsistente Regulierung der Finanzmärkte
zu erreichen. Alleingänge, wie beispielsweise durch eine einseitige
Einführung einer Transaktionssteuer, wären kontraproduktiv. Die
politische Motivation einer Eindämmung unerwünschter Spekulation und
einer Erhöhung der Stabilität der Finanzmärkte ist zu unterstützen,
jedoch ist die Finanztransaktionssteuer nicht das geeignete
Instrument, diese Ziele zu erreichen. Stattdessen ist damit zu
rechnen, dass die negativen Effekte auf den Finanzstandort, aber auch
direkt auf Bürger und Unternehmen deutlich überwiegen würden."

Der Finanzstandortbericht 2012 wird vom DFD erarbeitet. Mitglieder
sind Verbände der Deutschen Kreditwirtschaft, der Gesamtverband der
Deutschen Versicherungswirtschaft sowie als Einzelinstitute die
Allianz, die Bayerische Landesbank, die Commerzbank, die DekaBank,
die Deutsche Bank, die Deutsche Börse, die Deutsche Postbank, die DZ
BANK, die KfW und Morgan Stanley.

Der Bericht ist unter www.die-deutsche-kreditwirtschaft.de /
Finanzstandort verfügbar.



Pressekontakt:
Melanie Schmergal
Pressesprecherin
Bundesverband der
Deutschen Volksbanken und
Raiffeisenbanken - BVR
für das Dialogforum Finanzstandort Deutschland
Schellingstraße 4
10785 Berlin
Telefon: (030) 20 21-13 00
Telefax: (030) 20 21-19 05
E-Mail: presse@bvr.de


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