(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Demokratie braucht Debatte - Leitartikel

Geschrieben am 15-04-2012

Leutkirch (ots) - Die aufgeregte Debatte um einen Maulkorb für
Abgeordnete ist nicht dem Thema, sondern eher dem Zeitgeist zu
verdanken. In einer Zeit, in der mehr Transparenz in der Politik das
Schlagwort ist, darf man nicht den Zipfel des Verdachts liefern, dass
das Rederecht im Bundestag für unbequeme Meinungen eingeschränkt
werden soll. Davor hat der SPD-Politiker Peer Steinbrück gewarnt.

Mehr als ein Zipfel des Verdachts wird jedoch nicht geliefert.
Denn es wird nichts eingeschränkt, sondern im Gegenteil sogar neu
geschaffen. Das ist Bundestagspräsident Norbert Lammert zu verdanken.
Der hatte in der wichtigen Euro-Debatte überraschend Abweichlern die
Möglichkeit zum Reden eingeräumt - das war von der Geschäftsordnung
her fraglich, angesichts der historischen Debatte aber
nachvollziehbar. Was Lammert damals etwas alleinherrlich entschied,
wird jetzt per Neuregelung festgeklopft. Abweichler sollen reden
können, wenn auch nur drei Minuten.

Wer da von Maulkorb spricht, kann allenfalls den Vorgang meinen,
dass der Parlamentspräsident vorher den Fraktionsspitzen die
Abweichler in einem komplizierten Verfahren nennen soll. Hier kommt
es darauf an, ob er sie nur informieren muss, was richtig wäre, oder
ob die Fraktionsspitzen mitreden können. Das wäre dann in der Tat
eine Kontrolle, die nicht sein darf.

Dass aber in der Regel die Fraktionen im Bundestag vor den
jeweiligen Debatten die Redezeit zu einzelnen Punkten festlegen und
dann genau aufteilen, hat sich bewährt. Denn wer wollte schon
Debatten zuhören, bei denen Hunderte Abgeordnete zum gleichen Thema
reden? Meist sind fünf pro Fraktion schon ermüdend genug. Oft genug
ist im Bundestag schon alles gesagt, nur nicht von allen. Wer eine
lebendige Demokratie mit einer spannenden Debattenkultur will, kann
nicht im Ernst von Maulkorb reden, wenn die Fraktionen für einen
guten und interessanten Ablauf sorgen.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

389471

weitere Artikel:
  • Schwäbische Zeitung: In Kabul Flagge zeigen - Kommentar Leutkirch (ots) - Eine so gut koordinierte Angriffsserie wie gestern hat es in der afghanischen Hauptstadt lange nicht gegeben. Mehrere Dutzend Attentäter griffen die Botschaften Großbritanniens, Russlands und der USA an. Über dem Gelände der deutschen Vertretung stieg Rauch auf, auch das Nato-Hauptquartier und das afghanische Parlament wurden beschossen. Die Taliban-Kämpfer wollen so in den fortlaufenden Geheimgesprächen mit den Amerikanern ihre Verhandlungsposition stärken. An den Plänen der Bundeswehr, bis 2014 alle deutschen mehr...

  • Westfalen-Blatt: NRW-Behörden wollen in diesem Jahr schwerpunktmäßig Hühnerhöfe kontrollieren Bielefeld (ots) - In Nordrhein-Westfalen sollen in diesem Jahr schwerpunktmäßig Geflügelhöfe auf möglicherweise mit Schadstoffen belastete Eiern untersucht werden. Das berichtet das Bielefelder Westfalen-Blatt (Montags-Ausgabe). Diese amtliche Kontrollaktion unter der Federführung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz sei bereits vor den aktuellen Funden mit dioxinähnlichen PCB (Polychlorierte Biphenyle) belasteten Eiern auf Höfen in Stemwede (Kreis Minden-Lübbecke) und Duisburg geplant worden, sagte der Leiter mehr...

  • Rheinische Post: FDP-Präsidium will Haushaltsausgleich schon 2014/Rösler und Brüderle vereinbaren Parteibeschluss Düsseldorf (ots) - Die FDP strebt anders als Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) einen ausgeglichenen Bundeshaushalt bereits im Jahr 2014 an. Die gute Konjunktur bringe weiter steigende Steuereinnahmen, höhere Beschäftigung und sinkende Sozialausgaben mit sich, heißt es in einem Beschluss, den das FDP-Präsidium am heutigen Montag beschließen soll. Er liegt der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe) vor. "Deshalb will die FDP schon 2014 - statt wie bisher geplant 2016 - ohne Neuverschuldung im Bundeshaushalt mehr...

  • Rheinische Post: Führende Unionspolitiker für deutliche Senkung des Rentenbeitrags Düsseldorf (ots) - Führende Unionspolitiker haben angesichts der vollen Rentenkasse eine deutliche Rentenbeitragssenkung gefordert. "Ich halte ab 1. Januar 2013 einen Beitragssatz in der Nähe von 19 Prozent für denkbar", sagte Unionsfraktionsvize Michael Fuchs der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). "Wo genau der Beitragssatz liegen wird, müssen wir im Herbst von der Höhe und der dann absehbaren Entwicklung der Arbeitslosigkeit abhängig machen", sagte Fuchs. Derzeit liegt der Renten-Beitragssatz bei 19,6 mehr...

  • Rheinische Post: Grüne und FDP fordern Verhandlungen mit den Taliban Düsseldorf (ots) - Verteidigungsexperten der Grünen und der FDP haben nach den Angriffen der Taliban auf die deutsche Botschaft in Kabul einen neuen Anlauf des Westens für Verhandlungen mit den Taliban in Afghanistan gefordert. "Man muss mit allen Taliban-Gruppierungen reden, die verhandeln wollen", sagte Grünen-Verteidigungspolitiker Omid Nouripour der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagausgabe). "Das Gesprächsangebot muss dringend auf dem Tisch bleiben", sagte Nouripour. Dabei müsse "die afghanische Regierung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht