(Registrieren)

Weser-Kurier: Kommentar zur Urlaubsstaffelung nach Alter

Geschrieben am 20-03-2012

Bremen (ots) - Das Bundesarbeitsgericht hat ein ebenso
bahnbrechendes wie folgerichtiges Urteil gefällt. Darin wird ab
sofort gefordert, dass Beschäftige nicht wegen ihres Alters
benachteiligt werden dürfen. Also muss konsequent umgesetzt werden,
was im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz bereits seit 2006 geregelt
ist. Ausnahmen von diesem Grundsatz sind nur dann erlaubt, wenn "sie
objektiv und angemessen und durch ein legitimes Ziel gerechtfertigt"
sind. Das jedoch konnten die Erfurter Richter im Tarifvertrag für den
öffentlichen Dienst (TVöD) nicht feststellen. Viel zu groß ist dort
nämlich die Staffelung von Urlaubstagen, viel zu willkürlich die drei
Altersgruppen, für die die Staffelung gilt. Die Richter konnten
deshalb nicht erkennen, warum Beschäftigte bis zum vollendeten 30.
Lebensjahr nur 26 Tage Urlaub erhalten. Zumal die bis zu 40-Jährigen
29 Tage und die über 40-Jährigen 30 Urlaubstage bekommen. Dem
"legitimen Ziel, einem gesteigerten Erholungsbedürfnis älterer
Menschen Rechnung zu tragen", so die Begründung des Gerichts, werde
dieser Tarifvertrag nicht gerecht. Die Folge: Allen
TVöD-Beschäftigten müssen nun 30 Urlaubstage gewährt werden. Durch
das Urteil wird das Tarifgefüge im gesamten öffentlichen Dienst
kräftig durcheinandergewirbelt, denn nach ersten Rechnungen können
nun 850.000 der rund 2,7 Millionen Beschäftigten des Bundes und der
Kommunen mehr Urlaub einfordern. Hinzu kommt, dass auch die
Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) die Umsetzung des Urteils für ihre
unter 40-jährigen Beschäftigten einfordert. Zur TdL gehören rund
800.000 Angestellte. Und das ist noch nicht alles: Eventuell kann der
neue Urlaubsanspruch sogar rückwirkend geltend gemacht werden. Das
heißt: Beschäftigte könnten für das Jahr 2011 noch die ihnen nun
zugesprochenen zusätzlichen Urlaubstage einfordern oder dafür einen
finanziellen Ausgleich verlangen. Wie auch immer die genaue Regelung
ausfallen wird - für Bund, Länder und Kommunen ist das Urteil eine
bittere Pille. Die Finanzierung des öffentlichen Dienstes wird durch
zusätzliche Urlaubstage erschwert. Den Gewerkschaften Verdi und
Deutschem Beamtenbund wird das egal sein. Sie haben die alte
Urlaubsstaffel ohnehin nicht mehr für akzeptabel gehalten. Der
Arbeitsalltag gibt ihnen recht - unter Personalabbau und
Arbeitsverdichtung leiden jüngere wie ältere Beschäftigte.



Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

385074

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Wer regierte in Dortmund? Zur Diskussion über den Solidarpakt Ost Cottbus (ots) - Über die Wirkung des Solidarpaktes für Ostdeutschland und der damit verbundenen Mehrbelastung der Steuerzahler kann man lange streiten. Aber immerhin gab und gibt es für diese Zusatzabgabe, die im Übrigen auch in den neuen Ländern zu zahlen ist, eine gute Begründung. Die Misswirtschaft der SED hatte eine marode Infrastruktur und eine wenig leistungsfähige Wirtschaftsbasis hinterlassen. Die früheren DDR-Bürger wären ohne zusätzliche Hilfen doppelt abgestraft worden. Denn zum einen hatten sie in wesentlich höherem mehr...

  • Rheinische Post: Merkel plant neun Auftritte im NRW-Wahlkampf Düsseldorf (ots) - Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel will sich in einem bisher ungekanntem Ausmaß persönlich im Landtagswahlkampf in NRW engagieren. In dem nur zweimonatigen Wahlkampf plane Merkel bis zu neun Auftritte an Rhein und Ruhr, berichtet die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Mittwochausgabe). Eine solche Vielzahl von Auftritten in zwei Monaten einer Landtagswahl habe es in der bisherigen Amtszeit der Kanzlerin nicht gegeben, hieß es. Das Engagement unterstreiche die Bedeutung der nordrhein-westfälischen mehr...

  • Rheinische Post: FDP dringt auf Abschaffung der Praxisgebühr Düsseldorf (ots) - Trotz der Kritik der Union will die FDP in der Koalition weiter auf eine Abschaffung der Praxisgebühr drängen. "Die Praxisgebühr abzuschaffen hat den Vorteil, dass man eine sehr bürokratische Regelung beseitigen würde. Zumal die damals damit verbundene Erwartung, die Zahl der Arztbesuche würde sich reduzieren, sich als nicht zutreffend erwiesen hat", sagte FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe). FDP-Generalsekretär Patrick Döring will auf der Internetseite mehr...

  • Rheinische Post: Mehr häusliche Pflege soll Pflegekassen jährlich 150 Millionen Euro einsparen Düsseldorf (ots) - Im Zuge der Pflegereform will Gesundheitsminister Daniel Bahr durch mehr häusliche Pflege jährlich 150 Millionen Euro einsparen. Dies geht aus dem geänderten Gesetzentwurf zur Pflegereform hervor, der der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe) vorliegt. Bei einem Teil der Pflegebedürftigen würden die Stärkung der häuslichen Pflege und ein leichterer Zugang zu Reha-Maßnahmen zu "niedrigeren Pflegestufen" führen, heißt es im Gesetzentwurf. "Es ist davon auszugehen, dass im Zuge dieser Maßnahmen mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Solidarpakt/Streit von Thomas Dietz Regensburg (ots) - Sorry, aber auch beim Solidarpakt darf es keine Denkverbote geben. Nicht alles, was einmal korrekt und sinnvoll eingeführt wurde, muss für alle Zeiten korrekt und sinnvoll bleiben. Dass heute Kommunen im Ruhrgebiet in die Überschuldung gedrängt werden, um ihre Verpflichtungen aus dem Solidarpakt II zu bedienen, geht gar nicht. Da werden sie ja spät noch dafür bestraft, dass sie ihre eigene Bergbau-Strukturkrise so gut gemeistert haben. Reicher Osten, armer Westen? Einige Ost-Kommunen haben sich mit den West-Zuwendungen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht