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Vorwürfe gegen Auswärtiges Amt beim Unglück der Costa Concordia "Report Mainz", 24. Januar 2012, 21.45 Uhr im Ersten

Geschrieben am 24-01-2012

Mainz (ots) - Schiffbrüchige der Costa Concordia erheben Vorwürfe
gegen die Deutsche Botschaft in Rom. Entgegen den offiziellen
Beteuerungen hätten sie keinerlei Hilfe bekommen. Das berichtet das
ARD-Politikmagazin "Report Mainz". Nach Recherchen des Magazins waren
nur drei Mitarbeiter der Deutschen Botschaft am Ort der zentralen
Sammelstelle in San Stefano, an der auch die rund 570 deutschen
Schiffbrüchigen versorgt wurden. Außenminister Guido Westerwelle
hingegen hatte bereits am Tag nach dem Unglück gesagt, den deutschen
Schiffbrüchigen sei von Mitarbeitern der deutschen Botschaft
vorbildlich rund um die Uhr geholfen worden.

Umfangreiche Recherchen von "Report Mainz" kommen dagegen zu einem
ganz anderem Ergebnis: Viele deutsche Schiffbrüchige hatten keinerlei
Kontakt zu Botschaftsmitarbeitern und haben so auch keine Hilfe
erhalten. Dabei beziehen sich ihre Angaben auf unterschiedliche
Sammelpunkte - den Fährhafen San Stefano gegenüber Giglio und auf die
Sammelstelle in Savona am Terminal der Reederei Costa: Nirgendwo
hätten sie einen deutschen Botschaftsmitarbeiter getroffen: "Es war
wirklich so, dass von Botschaftsangehörigen oder Vertretern des
Auswärtigen Amtes (AA) in keiner Phase, in keiner Phase auch nur ein
Botschaftsangehöriger sichtbar war für die Schiffbrüchigen", sagte
ein baden-württembergischer Unternehmer im Interview mit "Report
Mainz". Auch ein Reserveoffizier der Bundeswehr hat selbiges
beobachtet: "Ich habe leider voller Entsetzen feststellen müssen,
dass kein Vertreter der deutschen Botschaft vor Ort war." Der in
Katastrophenhilfe geschulte Bundeswehroffizier hatte vor Ort mit
weiteren drei erwachsenen Verwandten ausdrücklich nach
Botschaftsmitarbeitern gesucht, weil er eine Aussage zum Untergang
machen wollte und "niemanden" gefunden habe. Dieselbe Erfahrung
schildert der baden-württembergische Unternehmer und bezieht sich
dabei auf 150 Mitreisende, die mit zwei Bussen nach Stuttgart
transportiert wurden: "Aus unserer Sicht und aus der Sicht von den
hundertfünfzig, die nach Stuttgart gefahren wurden, gab es null
Hilfe, wirklich null." Beide haben dagegen sehr wohl beobachtet, dass
andere Botschaften sich vor Ort tatsächlich zum Teil vorbildlich
engagierten, unter anderem die Britische, Französische, Russische und
Mazedonische sowie die Schweizerische Botschaft.

Ein Architekt aus dem Odenwald hat von den angeblichen
Hilfsaktionen der Deutschen Botschaft in Rom erst nachträglich aus
der Zeitung erfahren: "Nach dem auf dem Schiff weit über 500 deutsche
Passagiere waren, finde ich es schon irgendwie eine Zumutung, dass
die Botschaft sagt: 'Wir haben alles für die getan.' Und keiner hat
sie gesehen." Besonders empört die Schiffbrüchigen die Einschätzung
des Außenministers über die Arbeit der Botschaft in Rom: "Es packt
mich schon die Wut, wenn ich das höre, weil ich definitiv weiß: Da
war niemand. Wir waren da lange genug da, wir hätten da irgendetwas
mitbekommen, aber da war einfach niemand!", sagte ein Unternehmer aus
der Nähe von Freiburg im Breisgau im Interview mit "Report Mainz".

Das Auswärtige Amt betont dagegen in einer aktuellen Stellungnahme
gegenüber dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz", dass Mitarbeiter der
Botschaft in Rom "unverzüglich nach Bekanntwerden des Unglücks zum
Unglücksort gefahren" seien, "um betroffene Deutsche vor Ort bei der
Erstversorgung und Rückreise nach Deutschland zu unterstützten". In
diesem Sinn hat sich nach dem Schiffsuntergang auch mehrfach
Bundesaußenminister Guido Westerwelle geäußert. U. a. hatte er am
14.01.2012, einen Tag nach dem Unglück, gesagt, dass die
Botschaftsangehörigen "seit den frühen Morgenstunden dabei" seien,
"die deutschen Passagiere insgesamt zu betreuen." Drei Tage später
hatte Westerwelle die Arbeit der Botschaft erneut gewürdigt und
anerkannt: Die Mitarbeiter seien "wirklich rund um die Uhr
vorbildlich" engagiert und hätten "alles Notwendige veranlasst".

Aus einer ausführlichen Stellungnahme des Auswärtigen Amtes für
"Report Mainz" geht hervor, dass die Botschaft Rom mit 19
Mitarbeitern im Einsatz war. Die Mehrzahl von ihnen (12) war nicht am
Unglücksort und nachfolgenden Sammelstellen tätig, sondern in der
Botschaft in Rom und am Flughafen. Knapp 120 der 570 Reisenden wurden
über Rom ausgeflogen. Ferner geht aus der Stellungnahme des AA
hervor, dass die drei am Unglücksort eingesetzten
Botschaftsmitarbeiter offenbar kaum Kontakt zu den Schiffbrüchigen
hatten, als diese nach der Unglücksnacht mit Fähren von Giglio nach
San Stefano gebracht wurden. Die vor Ort eingesetzten Mitarbeiter
hatten vorrangig Gespräche mit den regionalen Behörden.

Weitere exklusive Informationen finden Sie auf unserer
Internet-Seite Zitate gegen Quellenangabe frei. Bei Fragen wenden Sie
sich bitte an "Report Mainz", Tel.: 06131/929-33351.


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