(Registrieren)

Schwäbische Zeitung: Unschuldiger Massenmörder - Leitartikel

Geschrieben am 29-11-2011

Leutkirch (ots) - Es ist ein ehernes Prinzip aller modernen
Rechtssysteme: Ohne Schuld keine Strafe. Wem die Fähigkeit fehlt, das
eigene Unrecht zu begreifen, einsehen zu können, was er anrichtet
beziehungsweise angerichtet hat, der kann dafür nicht verantwortlich
gemacht werden. In ihrer Abstraktion ist diese Norm völlig logisch -
wer könnte vernünftige Gründe dagegen anführen? Problematisch wird es
jedoch häufig, wenn sich das Abstrakte ins Konkrete dreht. Dann
stellen sich Fragen der Art: Wie kann ein Mensch unschuldig sein, der
ein monströses Verbrechen über Jahre minutiös geplant hat? Wie kann
es möglich sein, dass dieser norwegische Massenmörder ohne Strafe
davonkommt, obwohl er doch ganz offensichtlich über eine hohe, wenn
auch abgrundtief-bösartige Intelligenz verfügt?

Vor allem die Angehörigen der Opfer werden sich diese Fragen
stellen. Eher noch: Sie werden von ihnen gepeinigt sein. Es gibt
Situationen, in denen der Verstand ohnmächtig ist gegen das
Empfinden. Übermächtig sind dann Emotionen. Und genau dem soll das
Strafrecht mit seinen Normen entgegenwirken. Es verhindert das
alttestamentarische "Auge um Auge - Zahn um Zahn", es setzt die
Barrieren gegen Lynchjustiz, es überträgt die Rechtsfindung einer
Justiz, die rational, nicht emotional urteilen soll. Anders
betrachtet: Rechtssysteme, in denen das Schuldprinzip kein so großes
Gewicht hat, lösen immer wieder Empörung aus. Die gipfelt in der
Hinrichtung psychisch Kranker - nicht nur in den sogenannten
Schurkenstaaten, sondern leider auch in den USA.

Anders Behring Breivik, der 77 Menschen kaltblütig umgebracht hat,
wird aller Voraussicht nach nicht bestraft werden können, weil er
unzurechnungsfähig und damit unschuldig ist. Und falls sich seine
Richter vom Ergebnis der psychiatrischen Gutachter überzeugen lassen,
muss man - wenn auch mit einer gewissen Bitterkeit - sagen: Es ist so
in Ordnung. Breivik wird in einer Einrichtung für geisteskranke
Straftäter landen - voraussichtlich bis ans Ende seiner Tage.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

366243

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Massenmörder Breivik Bielefeld (ots) - So billig kommt der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik nicht davon. Im ersten Augenblick mag das Urteil der Gutachter wie blanker Hohn klingen. Kinder und Jugendliche hat er ohne Gnade erschossen, unschuldige Passanten in die Luft gesprengt - und nun soll vom Gericht nicht verurteilt werden können? Das Urteil der Experten »psychotisch« und »paranoid schizophren« drückt in der Fachsprache das aus, was viele nach der Tat sofort gedacht haben: Wer so brutal handelt, muss - so nennen es Laien - krank im mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Kommunalfinanzen Bielefeld (ots) - Noch ist nicht klar, ob durch den überraschenden FDP-Schwenk ins rot-grüne Lager des NRW-Landtags die Koalitionsampel auf Dauerbetrieb schaltet. Auf alle Fälle wird Rot-grün künftig auf jedes noch so schwache gelbe Blinklicht achten. Gewiss ist, dass der »Stärkungspakt Kommunalfinanzen« den 34 total überschuldeten Kommunen schon bis Weihnachten bitter nötige Zuschüsse beschert. Drei Dutzend Kämmerer, Bürgermeister und Stadträte dürften laut und vernehmlich aufatmen. Und die anderen? In gut hundert weiteren Kommunen, mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: NRW-Abgeordnete erhöhen sich ihr Gehalt um 500 Euro Köln (ots) - Kurz vor Weihnachten haben sich die 181 Abgeordneten im Düsseldorfer Landtag ihr Salär um monatlich 500 Euro erhöht. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch-Ausgabe) berichtet, wollen die nordrhein-westfälischen Parlamentarier ihre Beiträge zur Altersversorgung - bislang 1600 Euro pro Monat - auf 2100 Euro anheben. Insgesamt erhalten die Abgeordneten dann künftig 10700 Euro. In dem entsprechenden Antrag für den Gesetzesentwurf, der am Mittwoch nach Informationen der Zeitung stillschweigend in den Fraktionen beraten mehr...

  • Rheinische Post: Qiagen schließt Kündigungen nicht aus Düsseldorf (ots) - Der größte deutsche Biotechnologie-Konzern Qiagen mit Sitz in Hilden schließt betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr aus. Das sagte ein Konzernsprecher der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). Als Reaktion auf die weltweite Konjunkturflaute hatte Qiagen bereits den Abbau von rund 380 Stellen angekündigt. Allerdings versucht Qiagen, die Mitarbeiter freiwillig zum Gehen zu bewegen: "Wir bieten generöse Abfindungen und Unterstützungsleistungen an", sagte der Sprecher. Nach Informationen mehr...

  • Rheinische Post: Bundesregierung will 415 Millionen Euro in Altersforschung investieren Düsseldorf (ots) - Die Bundesregierung will in den kommenden fünf Jahren 415 Millionen Euro in die Altersforschung investieren. Wie aus einer Kabinettsvorlage für den heutigen Mittwoch, die der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe) vorliegt, hervorgeht, sollen sich die Forschungsaktivitäten auf die Lebensbereiche konzentrieren, die für "ältere Menschen von besonderer Bedeutung sind". Dazu zählen Mobilität und Kommunikation, längere Beschäftigungsfähigkeit, Wohnen, Gesundheit und Pflege sowie gesellschaftliches mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht