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Westdeutsche Zeitung: Das Ende der deutschen Herrlichkeit droht Ein Kommentar von Lothar Leuschen

Geschrieben am 29-11-2011

Düsseldorf (ots) - Seit Jahren wabert die Schuldenkrise vieler
EU-Staaten wie ein schwerer Nebel über dem Kontinent. Nur über
Deutschland scheint die Sonne. So zumindest sieht es auf den ersten
Blick aus. Die Wirtschaft wächst, der Export stellt ungeahnte Rekorde
auf, die Arbeitslosenquote sinkt, die Zahl jener, die von
Zusatzleistungen durch Hartz IV abhängig sind, hat den niedrigsten
Stand seit 2006 erreicht. Industrie und Mittelstand prognostizieren
für das nächste Jahr weiteres Wachstum. Alles in Ordnung also.

Diese durchweg guten Nachrichten erklären, warum sich in
Deutschland außer Politikern und Volkswirtschaftlern niemand so recht
über die Schuldenkrise aufregen mag. Das einzige Ärgernis scheint zu
sein, dass der deutsche Steuerzahler unter Umständen für die
griechische Schuldenmacherei zur Kasse gebeten werden wird. Sonst hat
Deutschland mit der Schuldenkrise nicht allzu viel zu tun.

Doch dieser Schein trügt. Deutschland steckt mitten drin in der
Verantwortung für das Wohl und Wehe der Europäischen Union.
Gleichzeitig ist die Bundesregierung die Instanz, die entscheidet, ob
es mit der deutschen Wirtschaftswunder-Herrlichkeit weitergeht. Das
Musterland der EU ist bei näherer Betrachtung alles andere als ein
Vorbild. Zwar hat Deutschland sich selbst eine Schuldenbremse
verordnet. Aber bis das greift, wird weiter auf Pump gelebt. Die
Staatsverschuldung hat die 2000-Milliarden-Euro-Grenze längst
überschritten und damit fast 82 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
erreicht. Das ist heute noch verkraftbar. Aber die Aussichten werden
schlechter. Dass es Deutschland zuletzt nicht mehr gelang, alle
Staatsanleihen an Investoren zu bringen, ist ein Warnsignal.

Sollte sich daraus ein Trend ergeben, treffen sich die bisherigen
Parallelwelten plötzlich. Dann bleibt die deutsche Wirtschaft nicht
länger unberührt von der Staats-Schuldenkrise. Wenn ein
Finanzminister mit seinen Angeboten bei den Geldgebern nicht mehr
landen kann, ist er geradezu gezwungen, andere Quellen anzuzapfen.
Das heißt letztlich nichts anderes, als dass Bürger und Unternehmen
mehr Steuern bezahlen müssen. Und dann ist es sehr wahrscheinlich
bald vorbei mit der guten Binnennachfrage und den Exportrekorden.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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