BERLINER MORGENPOST: Auch Deutschland lebt über seine Verhältnisse - Leitartikel
Geschrieben am 22-11-2011 |   
 
 Berlin (ots) - Deutschland wähnt sich in der Euro-Krise als Insel  
der Seligen. Während Italiener, Spanier und Griechen in einem Meer  
von Schulden versinken und von den Märkten mit immer höheren Zinsen  
bestraft werden, bekommt die Bundesrepublik neues Geld fast umsonst.  
Noch nie waren die Renditen für deutsche Staatsanleihen niedriger als 
heute. Doch wer daraus den Schluss zieht, hierzulande wirtschafte der 
Staat grundsolide, der täuscht sich. Obwohl die Konjunktur seit nun  
mehr zwei Jahren blendend läuft, türmt Bundesfinanzminister Wolfgang  
Schäuble neue Schulden auf. Im kommenden Jahr soll die  
Neuverschuldung sogar höher ausfallen als im laufenden Jahr. Der  
Mann, der sich gerne als hartleibiger Sparkommissar geriert, ist  
allzu nachgiebig, wenn Kabinettskollegen mehr Geld fordern.  
Deutschland ist innerhalb der Euro-Zone der letzte Stabilitätsanker.  
Daraus erwächst die Verpflichtung, einen hohen Maßstab für solide  
Staatsfinanzen zu setzen. Doch wer selbst in diesen (noch) guten  
Zeiten nur sehr zögerlich seinen Haushalt konsolidiert, gibt kein  
leuchtendes Beispiel ab. Dass von dem Sparpaket - das die  
Koalitionäre im vergangenen Jahr stolz präsentiert hatten - ein  
Großteil bis heute nicht umgesetzt wurde, zeigt, dass auch  
hierzulande die Politik lieber Geld ausgibt als konsequent den Etat  
zu sanieren. Die Bundesregierung kann nicht Athen, Rom und Madrid  
harte Sparauflagen verordnen, selbst aber weiterhin völlig ungeniert  
über ihre Verhältnisse leben. Schon jetzt ist absehbar, dass die  
kommenden Jahre für Schäuble schwieriger werden. Das  
Wirtschaftswachstum schwächt sich ab, entsprechend werden die  
Steuereinnahmen nicht mehr so üppig sein wie zuletzt. Überdies  
ergeben sich infolge der europäischen Schuldenkrise und der  
gigantischen Haftungsrisiken, die Deutschland übernommen hat, enorme  
Unsicherheiten für die hiesigen Staatsfinanzen. Noch ist keineswegs  
sicher, dass die Regeln der Schuldenbremse in den kommenden Jahren  
eingehalten werden können. Es wäre der GAU, sollten die Deutschen an  
dieser Herausforderung scheitern. Denn dann sind alle Versuche,  
ähnlich strenge Haushaltsregeln in sämtlichen Euro-Ländern in die  
Verfassung zu schreiben, von vornherein zum Scheitern verurteilt.  
Noch winden sich die Schuldensünder in Südeuropa und hoffen darauf,  
dass sie um jahrelange unpopuläre Reformprogramme herumkommen. Der  
Ruf nach gemeinsamen Staatsanleihen aller Euro-Länder zielt darauf  
ab, auch künftig möglichst billig an Kredite zu kommen. Doch dies  
wäre der falsche Weg. Eine Schuldenkrise kann man nicht wirksam mit  
immer neuen Schulden bekämpfen. Die Bundesregierung wirbt zu Recht  
dafür, dass sich der verlotterte Euro-Club zur Stabilitätsunion  
entwickelt. Nur so wird die gemeinsame Währung auf Dauer Vertrauen  
genießen. Nicht bloß die anderen, auch Berlin muss dringend mehr  
Ehrgeiz bei der Haushaltssanierung entwickeln. Das ist der deutsche  
Finanzminister nicht nur seinen europäischen Partnern schuldig, die  
auf die Solidität der stärksten Wirtschaftsnation des Kontinents  
bauen. Sondern auch unseren Kindern und Kindeskindern. 
 
 
 
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Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62 mehr...
 
  
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