Börsen-Zeitung: Vom Reißbrett, Kommentar zu Schuldentilgungsfonds von Angela Wefers
Geschrieben am 09-11-2011 |   
 
 Frankfurt (ots) - In großer Einmütigkeit präsentierten die fünf  
Wirtschaftsweisen mit ihrem Jahresgutachten den Vorschlag eines  
europäischen "Schuldentilgungsfonds". Das ist umso erstaunlicher, als 
bislang ein Riss durch die Gruppe ging. Peter Bofinger favorisierte  
die bei den anderen verpönten Euroland-Bonds, die Deutschland in eine 
Gemeinschaftshaftung für die Schulden der anderen Euro-Länder treiben 
würden. Nichts anderes als eine Gemeinschaftshaftung schlagen die  
Wirtschaftsweisen jetzt vor, und doch unterscheidet sich das Modell  
erheblich. 
 
   Denn es verknüpft die Vorteile der Euroland-Bonds -  
Zinserleichterungen für geschwächte Euro-Länder - und vermeidet die  
Nachteile. In den Genuss der günstigeren Finanzierung für den  
überbordenden Teil ihrer Verschuldung kommen nur solche Länder, die  
sich auf einen strikten Konsolidierungs- und Reformkurs verpflichten  
und Schulden tilgen. Wer schwächelt, fliegt raus. Am Ende dieses auf  
20 bis 25 Jahre angelegten Fonds wäre die Schuldenbürde der  
Teilnehmer kleiner: ein echtes Novum. 
 
   Die Absichten des Sachverständigenrates sind nobel. Alte  
Gedankenmodelle funktionieren seit dem Ausbruch der Krise nicht mehr  
und auch die Wissenschaftler waren zunächst ratlos. Patentrezepte  
fehlen nicht nur der Politik. Der steigende Druck der Märkte etwa auf 
italienische Staatsanleihen vergrößert die Gefahr, entweder in der  
gemeinschaftlichen Haftung der Euro-Länder für Wackelkandidaten zu  
landen oder aus der monetären Staatsfinanzierung endgültig nicht mehr 
herauszukommen. Dies zeigen die anhaltenden Anleihekäufe der  
Europäischen Zentralbank und die Debatte über eine Banklizenz für den 
Euro-Rettungsfonds EFSF. 
 
   Doch ist das Modell vom Reißbrett der  
wirtschaftswissenschaftlichen Denker für die politische Realität  
gemacht? Ein Finanzierungsfonds, der auf Zeit angelegt ist und sich  
am Ende selbst abschafft, ist zumindest hierzulande eher die Ausnahme 
als die Regel. Die Koppelung der Zinsvergünstigung durch den Fonds an 
finanzpolitische Solidität ist theoretisch gut, aber welche  
Institution soll über die Einhaltung befinden? In Europa fehlte es  
schon an Respekt gegenüber dem Stabilitätspakt. 
 
   Oder gibt es dann eine Troika für alle? Was macht ein Land, das  
aus dem System mangels Disziplin wieder herausfliegt? Das  
Erpressungspotenzial gegenüber denjenigen, die die Eurozone intakt  
halten wollen, bleibt bestehen. Die Wirtschaftsweisen haben den  
Schuldentilgungspakt zur Diskussion stellen wollen. Er wird noch  
deutlich mehr Diskussion brauchen. 
 
 
 
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