(Registrieren)

FZ: Stunde der großen Koalition Kommentar der Fuldaer Zeitung zu Berlin

Geschrieben am 05-10-2011

Fulda (ots) - Wahrscheinlich waren es die kürzesten
Koalitionsverhandlungen aller Zeiten. Dass bereits nach einer Stunde
klar war, dass alle Gemeinsamkeiten zwischen SPD und Grünen in der
Hauptstadt nicht ausreichen, um eine Regierung zu bilden, hätte wohl
niemand erwartet. Konsequent war Wowereits Paukenschlag allemal.
Während die Grünen sich im Wahlkampf festgelegt hatten, dass es mit
ihnen keinen Ausbau der Stadtautobahn geben werde, versprachen die
Sozialdemokraten genau das Gegenteil. Irgendetwas zwischen Ja und
Nein, also einen Kompromiss, hätten beide Seiten ihrer Basis nur
schwer verkaufen können. Autobahnbau, das gehört vor allem bei den
Grünen in die ideologische Nein-Schublade. Dass das Thema
ausgerechnet bei Wowereit eine Kurzschlusshandlung auslöst,
überrascht und lässt den Schluss zu, dass es für ihn weitere Motive
gab, die Verlobung kurzfristig zu lösen. Für den Regierenden
Bürgermeister dürfte ein Bündnis mit der CDU trotz aller Unterschiede
behaglicher werden als mit den Grünen. Vor allem bei
Verkehrsprojekten, zu denen auch der Ausbau des für Berlin wichtigen
Hauptstadtflughafens gehört, weiß Wowereit die CDU auf Wellenlänge.
Zudem hätte eine große Koalition im Abgeordnetenhaus eine wesentlich
komfortablere Mehrheit als die eine magere Stimme von Rot-Grün.
Wowereit hängt das Trauma nach, 2006 im ersten Wahlgang durchgefallen
zu sein So etwas wird ihm bei einem Bündnis mit der CDU wohl nicht
passieren. Für die Grünen sind die gescheiterten Koalitionsgespräche
ein schwerer Schlag. Noch vor ein paar Wochen hatten sie sich
Hoffnungen gemacht, mit Renate Künast die erste Regierende
Bürgermeisterin der Hauptstadt zu stellen. Der bundesweite Höhenflug
in den Umfragen nährte sogar Hirngespinste, es könne nach der
nächsten Bundestagswahl zu einem grün-roten Kabinett unter einem
Kanzler Trittin kommen. Dieser Spuk ist nun erst einmal vorbei, nicht
nur wegen der aktuell sehr volatilen Umfragewerte. Die Absage
Wowereits wird sicherlich Auswirkungen auf das Verhältnis der beiden
Parteien auf Bundesebene haben, doch ohne die SPD haben die Grünen
ein ernsthaftes Problem: Weil Trittin, Künast und Co. schwarz-grüne
Bündnisse ausschließen wollen, stünde die Partei ohne Partner da. Ist
die große Koalition also ohne Alternative? Rückblickend zeigt sich,
dass gerade in schwierigen Zeiten solche Bündnisse durch ihre
stabilen Mehrheiten einiges bewegen können. Was hat das Kabinett
Merkel/Steinmeier doch im Vergleich zur schwarz-gelben Mannschaft
alles durchgebracht! Bernd Loskant



Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Bernd Loskant
Telefon: 0661 280-445
Bernd.Loskant@fuldaerzeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

356223

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Das kalte Kalkül der NRW-FDP Kommentar Von Detlev Hüwel Düsseldorf (ots) - Parteien in Todesangst neigen zu Irrationalitäten". Das sagte unlängst der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Karl-Josef Laumann, im Interview mit dieser Zeitung. Gemeint war auch die FDP. Waren die Parlamentsreden ihres Fraktionschefs Gerhard Papke bislang zumeist eine schonungslose Abrechnung mit Rot-Grün, so geben sich die Liberalen im Landtag neuerdings handzahm. An die Stelle der Linkspartei als Mehrheitsbeschaffer für die Minderheitsregierung sind die Liberalen gerückt, die Rot-Grün bisher verteufelt mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Rot-grüne Koalitionsverhandlungen scheitern in Berlin / Kein Selbstläufer Cottbus (ots) - "Schaut auf diese Stadt" - in der es Rot-Grün nicht geschafft hat, eine Koalition zu zimmern. Wegen einer drei Kilometer langen Autobahn. Das peinliche Scheitern der Koalitionsverhandlungen von SPD und Grünen in Berlin hat auch bundespolitische Weiterungen. Rot und Grün, ein solches Bündnis ist längst kein Selbstläufer. Das wird Sigmar Gabriel ärgern - und Angela Merkel freuen. Die Union hat ihre siechende FDP, die SPD hat die bockigen Grünen am Hals und umgekehrt. Beide Parteien haben in Berlin bewiesen, dass sie mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Monatelange Proteste Sexualstraftäter verlassen Altmark-Dorf Insel Halle (ots) - Die Straße hat gesiegt: Nach wochenlangen Demonstrationen gegen zwei aus der Sicherungsverwahrung entlassene Sexualstraftäter wollen die beiden Männer nun offenbar doch aus der Altmark-Gemeinde Insel fortziehen. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Donnerstag-Ausgabe). "Die Betroffenen haben schriftlich erklärt, dass sie Insel verlassenn werden", sagte Superintendent Michael Kleemann. Vorausgegangen sei ein Gespräch zwischen ihm, Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) und den 56 und 64 Jahre mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Afghanistan Osnabrück (ots) - Ein bitteres Datum Nein, dieser Krieg war kein Fehler, sondern ein Akt der Verteidigung. Ohne den Afghanistan-Einsatz hätte das weltweite Terrornetzwerk Al-Kaida wohl kaum bekämpft werden können. Dass sich Terroranschläge vom Ausmaß des 11. September 2001 nicht wiederholt haben, ist vor allem dem Einsatz der internationalen Truppen zu verdanken, auch den deutschen Soldaten, die ihr Leben für Frieden und Sicherheit riskieren. Dass die Frauen und Männer dafür kaum öffentliche Anerkennung erfahren, ist ungerecht. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Berlin / Parteien / Koalition Osnabrück (ots) - Riskanter Schwenk In der SPD werden sie die Faust in der Tasche ballen. Ausgerechnet der vermeintliche Parteilinke Klaus Wowereit dämpft die rot-grüne Euphorie, die sich angesichts einer siechen schwarz-gelben Bundesregierung breitmachte. Mögen sie es im Willy-Brandt-Haus auch bestreiten: Die Chancen für einen Machtwechsel im Bund sind durch Wowereits Volte gesunken. Vielen erschien Rot-Grün zuletzt als harmonischer Gegenentwurf zu einer tief gespaltenen bürgerlichen Koalition. Dieses Bild hat Kratzer mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht