FT: Mehr Rechte für deutsche Väter -
Kommentar von Anette Asmussen
Geschrieben am 15-09-2011 |
Flensburg (ots) - Zum Wohle des Kindes
von Anette Asmussen
Ein Kind braucht Vater und Mutter. Umgekehrt: Väter und Mütter
wollen für ihre Kinder sorgen. Doch in vielen Familien bleibt das
ein unerfüllter Traum. Insbesondere leiblichen Vätern gelingt es
häufig ihr ganzes Leben lang nicht, Kontakt zu Tochter oder Sohn zu
bekommen. Wird der Nachwuchs geboren, ohne dass es ein gemeinsames
Sorgerecht gibt, hat nur die Mutter das Sagen - daran nachträglich
etwas zu verändern, ist in Deutschland schwer bis unmöglich.
In einem Land, in dem der Anteil an Patchwork-Familien und
Alleinerziehenden wächst, wird das zunehmend zum Problem: Paare
finden sich, werden Eltern, gehen auseinander, finden neue Partner
und neue Wege. Auf der Strecke bleibt oft der Kontakt zwischen
Kindern und Eltern, zumeist der zum Vater.
Mit seinem gestrigen Urteil stößt der Europäische Gerichtshof für
Menschenrechte die Tür zur Lösung dieses Problems erneut ein kleines
bisschen weiter auf. Wenn es um das Wohl des Kindes gehe, dürfe es
kein starres Festhalten an juristischen Regeln geben, urteilt er. In
jedem einzelnen Fall müsse geprüft werden, was zum Besten des Kindes
sei - und sehr häufig wird dies der regelmäßige Kontakt zum
leiblichen Vater sein, selbst wenn Sohn oder Tochter inzwischen an
ein Familienleben gewöhnt ist, das die Mutter mit einem anderen Mann
führt.
Diese und ähnliche Entscheidungen des EGMR werden die deutsche
Rechtsprechung verändern. Noch geben Gerichte hierzulande den
sozialen Banden einer Familie den Vorzug gegenüber der
Blutsverwandtschaft. Doch wenn Richter künftig schon die Prüfung
unterlassen, ob ein außerhalb der Familie stehender Mann der
leibliche Vater sein könnte, riskieren sie nach dem Straßburger
Urteil einen Verstoß gegen das Recht auf Achtung des Privatlebens.
Betroffene Väter könnten dann Schmerzensgeld vom Staat verlangen. Das
stärkt deren Position und verändert das juristische Denken.
Pressekontakt:
Flensburger Tageblatt
Anette Asmussen
Telefon: 0461 808-1060
redaktion@shz.de
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