(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum NRW-Schulkonsens

Geschrieben am 19-07-2011

Bielefeld (ots) - Drei Tage vor Beginn der großen Ferien ist der
Landespolitik in NRW doch noch der große Wurf gelungen: CDU, SPD und
Grüne rufen den Schulfrieden aus. Die Parteien wollen die jetzt
beschlossene Schulstruktur mindestens zwölf Jahre lang nicht mehr
antasten. Eltern, Lehrer und vor allem die Schüler können aufatmen.
Auch die Kommunen haben endlich Planungssicherheit. Ein Sieg der
Vernunft - nicht in erster Linie pädagogosich, sondern vor allem
politisch. Die neue Sekundarschule ist ein echter Kompromiss. Sie
löst das rot-grüne Versprechen gemeinsamen längeren Lernens ein, darf
aber anders als die ursprünglich geplante Gemeinschaftsschule keine
eigenständige Oberstufe einrichten und macht somit den Gymnasien vor
allem im ländlichen Raum weniger Konkurrenz. Im Gegenzug gibt die CDU
ihren Widerstand gegen eine erleichterte Gründung neuer Gesamtschulen
mit Oberstufe auf. Die Einigung nützt beiden Lagern. SPD und Grüne
waren vor Gericht mit dem Versuch gescheitert, die
Gemeinschaftsschule am Parlament vorbei durchzudrücken. Mit der
Zustimmung der CDU zur Sekundarschule kann Rot-Grün diese Scharte nun
auswetzen. Die NRW-CDU, die im Wahlkampf die emotionale Wirkung der
rot-grünen Verheißung von mehr sozialer Gerechtigkeit durch längeres
gemeinsames Lernen sträflich unterschätzt hatte, gilt nicht länger
als Reformblockierer. Skeptiker in den eigenen Reihen kann die
Landespartei mit dem Hinweis besänftigen, dass sich die Bundes-CDU
gerade zur perspektivischen Abkehr von der Hauptschule und der
Hinwendung zu einem zweigliedrigen Schulsystem entschieden hat. Ob
die künftige Sekundarschule tatsächlich gerechter ist, wird sich in
der Praxis erweisen. Eine Bevorzugung dieser Schulform durch bessere
Lehrerausstattung wird es nicht geben - hier hat sich die CDU
durchgesetzt. Der Wettbewerb ist fair, am Ende mag es sogar mehrere
Sieger geben. Die Sekundarschule kann in ländlichen Gebieten mit
stark rückläufigen Schülerzahlen die einzige Möglichkeit sein, ein
qualifiziertes Bildungsangebot aufrecht zu erhalten. Zugleich stehen
die Sekundarschulen vor der pädagogischen Herausforderung,
langsameren und schnelleren Schülern gleichermaßen gerecht zu werden.
Die Instrumente dafür müssen erst noch erprobt werden. Die
Entscheidung darüber, welche Schulform für welchen Ort die richtige
ist, wird künftig vor allem in den Stadt- und Gemeinderäten zu fällen
sein. Bildungspolitisches Kirchturmdenken darf es nicht mehr geben.
Die große Landtagskoalition der Schulreformer muss allerdings noch
eine Herausforderung meistern: Die verbliebenen Hauptschulen dürfen
nicht dem Siechtum preisgegeben werden. Sie müssen die Gewissheit
erhalten, dass sie bis zum letzten Schultag jene Wertschätzung und
Ausstattung erhalten, die ihnen zusteht.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

343361

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Negative Lohnentwicklung Die unselige Schere WOLFGANG MULKE, BERLIN Bielefeld (ots) - Die Lohnentwicklung in Deutschland sollte Anlass zum Umdenken sein. Denn die Reformen am Arbeitsmarkt, so sinnvoll sie im Grundsatz auch waren, haben eine unerwünschte Nebenwirkung. Es sind viele neue Jobs entstanden und die Arbeitsmarktstatistik fällt so gut aus wie schon sehr lange nicht mehr. Doch der Preis ist für viele Menschen hoch. Immer mehr Beschäftigte bekommen nur schlecht bezahlte Stellen. Sie sind trotz Arbeit arm dran. Das wäre unter der Bedingung hinnehmbar, dass sie sich beruflich verbessern können mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Experten warnen vor Regenflut Frankfurt/Oder (ots) - Frankfurt (Oder) Meteorologen warnen vor starken Regenfällen in den nächsten Tagen, die zu Hochwasser auf der Oder führen könnten. Die Wetterlage ähnele der vor der Jahrhundertflut im Jahr 1997, berichtet die Märkische Oderzeitung (Mittwochausgabe). Man sei in Alarmbereitschaft, hieß es gestern beim Landesumweltamt. Aus Süden naht ein Tief, das Experten als 5b-Wetterlage bezeichnen. "Dabei wird ständig feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum angesogen, die sich in Polen und in Deutschland abregnet", erklärt Domenik mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: MZ zu EU und Atommüllendlagern Halle (ots) - Deutschland ist noch gut dran. Durch den beschlossenen Ausstieg aus der Kernkraft kann die Menge des anfallenden Restmülls zum einen begrenzt und zum anderen relativ genau bestimmt werden. Da tun sich klassische Kernkraft-Länder wie Frankreich deutlich schwerer. Sie brauchen nicht nur ein Lager, sondern noch dazu eines, das noch auf Jahrzehnte hinaus weiter befüllbar ist. Die Kommission hat den Regierungen der 27 Mitglieder damit eine schwere Last aufgebürdet. Ein derartiges Netz von Endlager-Stätten ist derart unpopulär mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: MZ zu Kleingärten Halle (ots) - Es geht den Kleingärtnern offensichtlich nicht darum, große Fördertöpfe zu knacken, sondern um Hilfe dort, wo sie nicht mehr weiter kommen. Da sollte es Bund, Ländern und Kommunen möglich sein, unbürokratische Wege zu finden. Das Programm "Stadtumbau Ost" ist dazu gut geeignet. Denn dessen Hauptaufgabe ist es, das Schrumpfen der Städte zu gestalten. Warum nicht auch das der Kleingartenanlagen? Dass diese eine wichtige Funktion erfüllen, ist unstrittig. Sie sind zentral für den sozialen Zusammenhalt - von Salzwedel mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Rupert Murdoch vor dem britischen Parlament Kaiser ohne Kleider JOCHEN WITTMANN Bielefeld (ots) - Für die Abgeordneten des britischen Unterhauses ist es wie im Märchen. Plötzlich sehen sie: Der Kaiser hat keine Kleider an. Rupert Murdoch, der Mann, dessen Zeitungen sie alle fürchteten, musste vor ihnen erscheinen und brav Rede und Antwort stehen. Jetzt ist es Murdoch, der Angst haben muss. Tatsächlich lag die Bedeutung des Murdoch-Auftritts mehr in seiner Symbolik als in dem, was der News-Corp-Chef zu sagen hatte: Ausflüchte, ein halbherziges "Sorry" und vor allem die Weigerung, Verantwortung für den Skandal mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht