(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Kommentar zu rot-roten Bildungspolitik in Berlin

Geschrieben am 06-07-2011

Berlin (ots) - Es ist ein Ärgernis mit der rot-roten
Bildungspolitik in Berlin: Immer mehr wird reguliert und
vorgeschrieben, von Vielfalt und Freiheit keine Spur. Dass dies nicht
gut gehen kann, weil die Schülerinnen und Schüler auf
unterschiedliche Art gefördert werden müssen, erlebt
Noch-Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) gerade: Jede fünfte
Grundschule in Berlin will aus dem sogenannten
jahrgangsübergreifenden Lernen, bei dem Schüler unterschiedlichen
Alters in einer Klasse unterrichtet werden, wieder aussteigen. In
Klassen mit gleichaltrigen Kindern ist es dann doch einfacher, den
Anforderungen aller gerecht zu werden, sie gezielt zu fördern.
Erstaunt es eigentlich jemanden, dass die meisten Anträge, wieder zum
alten System zurückzukehren, aus Neukölln - einem Bezirk mit einem
hohen Migrantenanteil - kommen? Der Versuch von Rot-Rot, allen
Grundschulen vorzuschreiben, wie sie zu unterrichten haben, ist bei
den Schuldirektoren, Lehrer und Eltern zu Recht nicht gut angekommen.
Zu groß ist das Durcheinander in den Grundschulen, zu oft müssen die
Kinder sich an wechselnde Klassenlehrer gewöhnen, viel zu viele
Kinder müssen eine Klasse wiederholen. Beim rot-roten Senat heißen
diese Schüler übrigens "Verweiler" - früher nannte man das
Sitzenbleiben. Für die Schüler, die schon in den jungen Jahren nicht
weiterkommen, ist das heute genauso bitter wie damals.
Bildungssenator Zöllner muss in den nächsten Wochen entscheiden, ob
er den 70 Grundschulen erlaubt, wieder die alten Klassenstrukturen
einzuführen. Gibt er den Anträgen statt, wäre dies eine kleine, aber
wichtige Kursänderung: Mehr Freiheit für die Grundschulen. Eine
schöne Vorstellung. Wie man gegängelt wird, erleben gerade auch die
Privatschulen - übrigens auch in Brandenburg, wo seit einem Jahr ja
ebenfalls SPD und Linke gemeinsam regieren. Die Zuschüsse für diese
Schulen sollen in Berlin deutlich gekürzt werden - im nächsten Jahr
um mehr als sieben Millionen Euro, im Jahr 2013 um weitere zehn
Millionen Euro. Begründet wird dies mit dem Zwang, weiter zu sparen,
die Schuldenbremse einzuhalten. Gleichzeitig will sich der Regierende
Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) im Wahlkampf für seine Ankündigung
feiern, im Bildungsbereich werde nicht gespart. Aber auch die freien
Träger sind Bestandteil des Bildungssystems und unerlässlich - mit
ihrem vielfältigen Angebot, mit häufig kleineren Klassen und einer
meist guten Ausbildung. Ihre Arbeit wird künftig schwierig, denn die
fehlenden Zuschüsse können sie nur mit mehr Schulgeld ausgleichen.
Oder sie müssen ganz aufgeben, wie es die geplante evangelische
Oberschule in Potsdam jetzt getan hat, weil Brandenburg die Zuschüsse
um knapp 20 Prozent gestrichen hat. Bildung ist für alle Parteien im
Abgeordnetenhauswahlkampf eines der, wenn nicht sogar das zentrale
Thema. SPD und Linke feiern sich für ihre unzähligen Strukturreformen
im Bildungsbereich, die CDU läuft Sturm gegen das
jahrgangsübergreifende Lernen, die FDP kämpft für Privatschulen und
die Grünen für mehr Vielfalt und ein Konzept, wie Migrantenkinder
auch zu einem Schulabschluss kommen. Jeder Berliner hat also eine
Wahl, eine richtige.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

341345

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Agenturen-Geister Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Thomas Reisener: Mit ihrer Kritik an der Euro-Rettung bringen die Rating-Agenturen die Politik gegen sich auf. Die ist frustriert, weil die Märkte den Agenturen mehr als den Parlamenten vertrauen. Deshalb müssen Merkel & Co. die Euro-Rettung jetzt nicht nur gegen große Teile der Bevölkerung durchsetzen, sondern auch noch gegen einen Weltfinanzmarkt, der die Skepsis der Agenturen teilt, und von den kränkelnden EU-Staaten allen Rettungsschwüren zum Trotz weiterhin hohe Kreditzinsen verlangt. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Olympia / Bewerbung / Entscheidung Osnabrück (ots) - Olympia verweigert sich der Abkehr vom Gigantismus Es war schon häufig so, dass im olympischen Orden merkwürdige Entscheidungen getroffen wurden, wenn es um die Vergabe der Spiele ging. Das Resultat von Durban indes stellt keine Überraschung dar. Und es wird auch wohl nicht ausschließlich dem Mitleidseffekt geschuldet sein, dass die Südkoreaner im dritten Versuch den Zuschlag erhielten. Für den Favoritensieg gibt es viele Gründe, eines der stichhaltigsten Argumente war sicherlich das hohe Maß an nationaler mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Althusmann / Plagiat Osnabrück (ots) - Peinliches Fehlverhalten Den smarten Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat's erwischt, auch die forsche FDP-Dame Silvana Koch-Mehrin stolperte über Abkupferei in der Doktorarbeit. Nun ist mit Bernd Althusmann ausgerechnet jener Politiker ins Zwielicht geraten, der als Präsident der Kultusministerkonferenz ganz besonders über Qualität und Korrektheit in Forschung und Lehre zu wachen hat. Noch ist nicht bewiesen, dass der Niedersachse in seiner Dissertation gezielt getäuscht hat. Zumindest hat mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Haushalt / Steuern / Kabinett Osnabrück (ots) - Schön wär's Welch interessantes Zusammentreffen. Der gestrige Mittwoch, an dem das Bundeskabinett Steuersenkungen befürwortet hat, war zugleich Steuerzahlergedenktag. Und der macht jedes Jahr aufs Neue deutlich, wie extrem stark die Bürger mit Steuern und Abgaben belastet werden. Und wie schön es wäre, wenn sich daran etwas ändern würde. Seit genau 3.36 Uhr am 6. Juli, so der Bund der Steuerzahler, arbeiten die Deutschen wieder fürs eigene Portemonnaie. Das gesamte Einkommen, das sie von Jahresbeginn an bis zu mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu UN / Deutschland / Sozialpolitik Osnabrück (ots) - Lächerliches Urteil Die UN treffen scheinbar den Nagel auf den Kopf. Viele soziale Zustände in Deutschland schreien nach Verbesserung. Ja, es gibt arme Kinder, benachteiligte Migranten und eine viel zu hohe Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland. Und ja, die Bundesregierung muss alles dafür tun, diese und weitere Missstände zu beseitigen. Aber die Kritik des Berichts ist in Teilen derart überzogen, dass die Qualität des gesamten Urteils infrage steht. Wenn die Vereinten Nationen beispielsweise bei deutschen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht