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Spritverbrauch deutscher Firmenwagen / Der DUH-Nachhaltigkeits-Glaubwürdigkeits-Check

Geschrieben am 20-06-2011

Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe veröffentlicht Ergebnis von
Dienstwagenumfrage unter 153 Unternehmen - Ernüchterndes Ergebnis:
Nur vier Unternehmen erhalten die "Grüne Karte" für niedrigen
CO2-Ausstoß bei Vorstands- und Flottenfahrzeugen - 140 Firmen
verfehlen den Nach¬haltig¬keitscheck wegen zu hoher Spritverbräuche
bzw. Intransparenz und erhalten die "Rote Karte" - 27 von 30
Mitglieder von Econsense, dem "Forum Nachhaltige Entwicklung der
Deutschen Wirtschaft", fallen durch

Kaum ein deutsches Unternehmen verzichtet heute darauf, sich in
seiner Selbstdarstellung als nachhaltig und dem Klimaschutz
verpflichtet darzustellen. Am Beispiel ihrer Dienstwagenflotten hat
die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) 153 von ihnen einem
Glaubwürdigkeits-Check unterzogen - mit insgesamt ernüchterndem
Ergebnis. Den Nachhaltigkeits- und Transparenzbeteuerungen der in
jedem Jahr aufwändigeren Firmenberichte hält die Realität der
Dienstwagen und ihrer Kraftstoffverbräuche in den meisten Fällen
nicht stand. Bei rund der Hälfte der befragten Unternehmen scheitert
der Nachweis ihrer Nachhaltigkeitsanstrengungen schon daran, dass sie
sich weigern, den Spritverbrauch der Vorstands- und Flottenfahrzeuge
offenzulegen.

Zwischen März und Juni 2011 hat die DUH die 100 größten
börsennotierten sowie 53 weitere meist mittelständische Unternehmen,
die einen besonderen Wert auf ein positives Umwelt- und
Nachhaltigkeitsimage legen, befragt. Die DUH wollte wissen, wie hoch
der durchschnittliche CO2-Ausstoß ihrer Dienstwagen aktuell ist, mit
welchen Limousinen der Vorstand und dessen Vorsitzender vorausfahren
und welche Strategien zur Reduktion des CO2-Ausstoßes der eigenen
Pkw-Flotte das Unternehmen verfolgt.

Nur 79 der befragten 153 Unternehmen waren überhaupt bereit, das
Auskunftsersuchen zu beantworten. Lediglich vier Firmen - die
Deutsche Bahn AG, die Phoenix Solar AG, die Pfeiffer Vacuum GmbH und
die PUMA AG - erfüllen bezüglich ihrer Dienstwagen vorbildlich
Nachhaltigkeits- und Transparenzansprüche. Sie erhalten dafür von der
DUH die nach einem Bewertungssystem ermittelte "Grüne Karte für ein
glaubwürdiges Klimabewusstsein".

Neun weitere Unternehmen landen mit der "Gelben Karte" in der
Kategorie für ein erkennbares aber noch nicht ausreichendes
Klimaengagement. Hierzu zählen: C&A Mode, Deutsche Telekom AG,
HeidelbergCement AG, Kaiser's Tengelmann, K&S AG, MTU Aero Engines
AG, Nordex SE, Qiagen GmbH und Sky Deutschland AG. Trotz zum Teil
moderater CO2-Werte für die Dienstwagenflotte verfehlen diese
Unternehmen die Kategorie "grün" vor allem, weil in den
Vorstandsetagen, in denen eine besondere Vorbildfunktion erfüllt
werden sollte, gesündigt wird. Die Vorstandslimousinen verfehlen in
diesem Fall den EU-Zielwert für 2008 von 140 g CO2/km im Durchschnitt
um mehr als 20 Prozent.

Ärgerlich und insgesamt selbstentlarvend ist aber vor allem die
große Zahl derer, die es nicht für nötig hielten, überhaupt Antwort
zu geben, mit fadenscheinigen Argumenten die Aussage verweigerten
oder mit nach wie vor übermotorisierten Limousinen mit zu hohem
CO2-Ausstoß ihren Berufsalltag erledigen. Diese Firmen fallen im
Glaubwürdigkeits-Check durch. Sie erhalten die "Rote Karte".

"Während Politiker allmählich einsehen, wie wichtig die Wahl eines
spritsparenden Dienstwagens ist, hat die Mehrzahl der bundesdeutschen
Unternehmen den Schuss noch nicht gehört. Immerhin vier Unternehmen
beweisen, dass es möglich ist, die Klimagas-Zielwerte der EU auch bei
Firmenwagen einzuhalten", sagt DUH-Bundes-geschäftsführer Jürgen
Resch. Zu den Empfängern der "Roten Karte" gehören auch Unternehmen,
die sich als Mitglieder von Econsense, dem "Forum Nachhaltige
Entwicklung der Deutschen Wirtschaft e.V." gern als Avantgarde einer
"Ökobewegung" in der deutschen Unternehmerschaft darstellen. Im Forum
zusammengeschlossen haben sich diese Unternehmen angeblich, um für
eine nachhaltige Entwicklung einzutreten und mit hoher Transparenz
Auskunft zu geben über ihr Unternehmenshandeln. 27 von 30 befragten
Econsense Mitgliedern erhielten die "Rote Karte", Sie stehen nun
unter dem Verdacht des Greenwashings und - in der Konsequenz - unter
verschärfter Beobachtung.

Einen besonderen Fauxpas erlaubte sich das Wirtschaftsprüfungs-
und Beratungsunternehmen KPMG, das zunächst bereitwillig alle
erbetenen Daten übermittelte und anschließend die Daten nicht zur
Veröffentlichung freigab. Dabei hatte die DUH alle befragten
Unternehmen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Daten
veröffentlicht werden würden. Die DUH bleibt bei ihrer Ankündigung
und veröffentlicht die (schlechten) CO2-Werte der
KPMG-Dienstwagenflotte, ebenso wie die aller anderen Unternehmen, von
denen Daten vorliegen.

Auch einige große Energieunternehmen und Automobilhersteller
darunter Daimler, BMW, Volkswagen, E.ON und Solarworld entziehen sich
ihrer unternehmerischen Verantwortung. Die Allianz SE landet
beispielsweise bezüglich des CO2-Ausstoßes ihrer Flotte und der
Vorstandsfahrzeuge weit hinter der von der Europäischen Union bereits
für das Jahr 2008 gesetzten Zielmarke von 140 g CO2/km. "Die Phase
der Lippenbekenntnisse muss jetzt zu Ende gehen. Die Gesellschaft
fordert Glaubwürdigkeit nicht länger nur von der Politik, sondern
immer stärker auch von den Unternehmen und insbesondere von gut
bezahlten Managern", so Resch. Wenn die Unternehmen Reden und Handeln
nicht in Einklang brächten, würde auch jene Minderheit der Firmen
"kontaminiert", die schon heute zeigten, dass "Unternehmen Öko sein
können".

Wie beispielsweise die Phoenix Solar AG, deren
Vorstandsvorsitzender Andreas Hänel sowohl mit seinem eigenen
Dienstwagen (129 g CO2/km) als auch mit der Flotte des Vorstands (113
g CO2/km) und der Gesamtflotte der Firma (133 g CO2/km) Zeichen setzt
und teilweise sogar schon unter dem erst ab 2012 von der EU
vorgegebenen CO2-Zielwert von 120 g CO2/km bleibt. Auch die Deutsche
Bahn AG und Pfeiffer Vacuum GmbH gehen mit gutem Beispiel voran und
kommen als Vorstandsvorsitzende mit jeweils 191 g CO2/km und 165 g
CO2/km aus. Besonders die Dienstwagenflotten liegen bei der DB mit
125 g CO2/km und der Pfeiffer Vacuum AG mit 140 g CO2/km im grünen
Bereich. "An diesen Beispielen sieht man, dass auch Großunternehmen
schon heute in der Lage sind, nachhaltige Mobilität zu leben", sagte
die Projektverantwortliche bei der DUH, Barbara Göppel.

Auf einem guten Weg sind immerhin auch zehn Unternehmen, die bei
der Gesamtflotte einen CO2-Wert erreichen, der das EU-Ziel des Jahres
2008 von 140 g CO2/km sogar unterschreitet oder nicht mehr als 10 %
übersteigt. Vor allem bei den Vorstandsfahrzeugen muss hier aber noch
wesentlich nachgebessert werden. So leistet sich beispielsweise Brian
Sullivan, Vorstandsvorsitzender der Sky Deutschland AG einen Audi A8,
der 219 g CO2/km emittiert, Telekomchef René Obermann liegt mit 173 g
CO2/km deutlich unter dem unverständlich hohen Gesamtdurchschnitt für
den Telekomvorstand von 231 g CO2/km.

Die Forderung der Deutschen Umwelthilfe lautet: Vorstände und für
die Firmenflotte Verantwortliche müssen mit guten Beispiel vorangehen
und ausnahmslos Fahrzeuge einsetzen, die zumindest den EU-Zielwert
von 140 g CO2/km für das Jahr 2008 unterschreiten. Das
dienstwagentaugliche Angebot an Limousinen und Flottenfahrzeugen, die
diesen Wert unterschreiten, nimmt stetig zu - auch unter deutschen
Autoherstellern.

Ergebnisse der DUH-Firmenbewertung im Anhang bzw. unter
http://www.duh.de/verkehr_publikationen.html



Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 3649170,
E-Mail: resch@duh.de

Barbara Göppel, Projektleiterin Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher
Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 2400867-74,
Mobil: 0170 7686923, Fax: 030 2400867-19, E-Mail: goeppel@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin; Tel.: 030 2400867-0, Mobil: 0171 5660577,
Fax: 030 2400867-19, E-Mail: rosenkranz@duh.de


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