(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Der Patient FDP ist noch nicht gerettet = von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 10-05-2011

Düsseldorf (ots) - Als Mediziner weiß Philipp Rösler, dass auch
nach einer gelungenen Operation jederzeit Komplikationen auftreten
können. So darf zwar sein erster Eingriff am offenen Herzen der FDP
durchaus als gelungen bezeichnet werden. Ob der Patient aber
wiedererstarkt aus der Narkose erwacht, ist unsicher. Zumindest hat
der designierte Parteivorsitzende wenige Tage vor dem wohl
wichtigsten Parteitag in der Geschichte der FDP einen klaren Schnitt
angesetzt und mit Fraktionschefin Birgit Homburger eine liberale
Problem-Politikerin entfernt. Damit bringt Rösler seine Kritiker, die
ihm seine Zurückhaltung bereits als Führungsschwäche ausgelegt
hatten, vorerst zum Schweigen. Die Unruhe ist groß, hat sich doch der
angekündigte Wechsel an der Spitze bislang nicht positiv in den
Umfragen niedergeschlagen. Die FDP ist auf das Niveau einer
Splitterpartei abgestürzt. Rösler braucht also dringend Erfolge. Als
Verlierer der Personalrochade wäre er im Amt beschädigt gewesen, noch
bevor er dieses offiziell angetreten hätte. Es wird für ihn sowieso
schwer genug, der liberalen Basis den Aufbruch in erfolgreiche Zeiten
zu verkaufen. Immerhin sollte ein Generationenwechsel die
Wahlniederlagen vergessen machen. Aus diesem Grund hatte Guido
Westerwelle (Alter: 49) seinen Rückzug verkündet. Doch Rainer
Brüderle (Alter: 65), der jetzt als Homburger-Nachfolger die
Schalthebel der Partei-Macht übernimmt, geht selbst mit größtem
Wohlwollen nicht als "Boygroup"-Mitglied durch. Das Murren in der
Partei, die sich frische Kräfte an der Seite des neuen Frontmannes
wünscht, wird also nicht leiser werden. Dass Rösler mit Brüderle
einen Politiker recycelt, dessen Halbwertzeit nach einem verbalen
Atom-Gau eigentlich abgelaufen war, ist dennoch wohlkalkuliert. So
wird sein Weg frei, selbst als Wirtschaftsminister liberale Kompetenz
in die Koalition einzubringen. Zudem kann er mit Daniel Bahr einem
Gesundheitsexperten und engem Vertrauten das schwierigste Ressort des
Politikbetriebs anvertrauen. Ob das junge Trio Rösler, Bahr und
Generalsekretär Christian Lindner die Partei aus der Krise führt,
wird sich schon auf dem Parteitag zeigen. Risiken und Nebenwirkungen
jedenfalls sind nicht ausgeschlossen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

330958

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Zur Schuldenkrise: Europa schlingert Regensburg (ots) - Fast schien es so, als hätte die EU die Schuldenkrise einigermaßen im Griff. Doch das derzeitige Euro-Kursdebakel beweist das Gegenteil. Schuld an den neuen Unsicherheiten ist die EU selbst. Ihr Krisenmanagement muss seit dem Theater um das heimliche Treffen einiger EU-Finanzminister vergangenen Freitag in Luxemburg in Frage gestellt werden. Dass so unverfroren über die Zusammenkunft gelogen wurde, kratzt an der Glaubwürdigkeit der Krisenmanager. Die Gerüchte um Griechenland kommen nicht zur Ruhe. Der vorläufige mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Zur FDP: Posten für Minderleister Regensburg (ots) - Leistung muss sich wieder lohnen. Eine liberale Partei fühlt sich diesem Grundsatz verpflichtet - aber nur im Grundsatz. Bei den Landtagswahlen Ende März verlor die FDP in Rheinland-Pfalz nicht nur 3,8 Prozent der Stimmen, sondern sie flog mit 4,2 Prozent der Stimmen auch gleich noch aus dem Landtag. Landesvorsitzender war damals Rainer Brüderle. In Baden-Württemberg verlor die Partei 5,4 Prozent der Stimmen und fand sich mit 5,3 Prozent auf den harten Oppositionsbänken wieder. Landesvorsitzende war und ist Birgit mehr...

  • Rheinische Post: Liberal-Maß: 38-34-32 Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Sven Gösmann: Der Liberalismus ist eine große Idee, die vieles überlebt hat: Diktaturen, Revolutionen, Kriege und desaströse Wahlniederlagen. Ob der Liberalismus auch diese FDP überlebt, daran darf aktuell gezweifelt werden. In einem sich über Monate hinziehenden Machtkampf hat sich die FDP eine neue Führung gegeben. Das Stühlerücken korrigiert personelle und strategische Fehler der Westerwelle-FDP aus der Anfangszeit der schwarz-gelben Koalition: Rösler versucht als Wirtschaftsminister ein mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar zu Teure Lebensmittel Preis der Freiheit JOHANN VOLLMER Bielefeld (ots) - Es ist das kleine Einmaleins der Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Was knapp ist und viele wollen, ist wertvoll. Fällt die Ernte schlecht aus, wird der Weizen teurer. Und natürlich dürfen mit Nahrungsmitteln Gewinne erzielt werden. Denn nur so ist gewährleistet, dass ausreichend produziert wird. Das lehren nicht zuletzt die großen Hungerkatastrophen, die die sozialistische Planwirtschaft in ihrer Geschichte verschuldet hat. Problematisch wird es dann, wenn das Geschäft gänzlich von der mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar zu Steuerplus Gaspedal statt Schuldenbremse? BERNHARD HÄNEL Bielefeld (ots) - Die Steuereinnahmen sprudeln. Der neue Geldsegen weckt alte Reflexe. Steuern senken tönt es aus den Reihen der Koalition. Alte Reflexe, die man bislang eher von der SPD gewohnt war. Doch wie sieht es tatsächlich aus mit den Spielräumen für eine Entlastung der Bürger? Die Staatsschulden steigen ungebremst weiter. 1.740.706.077.242 Euro betrug die Schuldenlast gestern Abend um 18.40.12 Uhr. Nur zwei Minuten später waren rund 300.000 Euro hinzugekommen. Wo bitte ist der Spielraum für Steuersenkungen? Gaspedal statt mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht