tz München: Alpenvereins-Präsident Josef Klenner zieht im tz-Interview Bilanz: "Wir haben die Olympia-Bewerbung verbessert"
Geschrieben am 04-05-2011 |   
 
 München (ots) - Er übernahm in stürmischen Zeiten die Führung beim 
Deutschen Alpenverein: Josef Klenner (61) wurde im Herbst 2010 nach  
dem protestartigen Rücktritt von Heinz Röhle zum zweiten Mal zum  
Prä-sidenten des DAV gewählt. Dort erwartet den Westfalen ein Berg  
von Aufgaben, zum Beispiel der vereinsinterne Streit über die  
Olympia-bewerbung Münchens, zu der am Sonntag in  
Garmisch-Partenkirchen der Bürger-entscheid stattfindet. 
 
   Herr Klenner, welche sind die großen Themen, die Sie angehen  
wollen? 
 
   Josef Klenner: Ganz oben auf der Tagesordnung steht der  
Leitbildprozess. 
 
   Also die Suche nach Antworten auf die Frage: "Quo vadis,  
Alpenverein?" 
 
   Klenner: Wir müssen die Entwicklungen in der Gesellschaft - gerade 
im Bereich Naturschutz und Naturnutz durch Bergsport - erfassen und  
in Ziele formulieren, die der DAV in den nächsten fünf bis zehn  
Jahren anstreben will. 
 
   Haben Sie eine Vorahnung, in welchen Punkten das Leitbild, das  
zuletzt 2001 überarbeitet wurde, nicht mehr zeitgemäß ist? 
 
   Klenner: Der Zahl der Mitglieder hat sich in dieser Zeit von  
600000 auf fast 900000 erhöht, und auch die Struktur der  
Mitgliedschaft hat sich verändert. So sind viele Menschen speziell  
wegen der Kletterhallen beigetreten. Beim Naturschutz trägt nicht  
zuletzt der Klimawandel dazu bei, dass wir neue Schwerpunkte setzen  
müssen. 
 
   Die Kletterhallen haben vor allem jüngere Menschen angelockt.  
Richtet sich der DAV nun stärker an deren Bedürfnissen aus? 
 
   Klenner: Wir wollen die Sektionen auch darin unterstützen,  
attraktive Angebote für die Älteren zu machen. Der DAV muss auch den  
demografischen Wandel mitvollziehen. 
 
   Ein wichtiges Thema ist die Beteiligung an der Olympiabewerbung  
Münchens. Nach der Abgabe des Bid Books sitzen Sie nun fester mit im  
Boot als je zuvor. Fühlen Sie persönlich sich wohl dabei? 
 
   Klenner: Von Anfang an haben wir gesagt: Wenn schon Olympische  
Spiele in Deutschland, dann sollen sie unter möglichst  
umweltfreundlichen Bedingungen stattfinden. Man kann immer streiten,  
ob unsere Standpunkte im Bid Book ausreichend berücksichtigt wurden.  
Ich persönlich bin insofern zufrieden damit, als dass wir deutliche  
Verbesserungen erreicht haben. Wir haben zum Beispiel dazu  
beigetragen, dass gewisse Sportstätten wie die in Kaltenbrunn aus den 
Planungen herausgefallen sind, auch aus Naturschutzgründen. 
 
   Nicht zuletzt wegen der Beteiligung an der Olympia-Bewerbung sind  
im DAV Gräben aufgebrochen. Von Ihnen wird erwartet, dass Sie Brücken 
bauen. Wie möchten Sie das anstellen? 
 
   Klenner: Mir kommt es sehr darauf an, dass wir mit unseren  
Sektionen einen intensiven Meinungsaustausch über kontroverse Themen  
führen. Am Ende müssen dann Beschlüsse der Hauptversammlung stehen,  
was wir umsetzen wollen und was wir bleiben lassen. 
 
   Viele Mitglieder interessieren sich lediglich für die  
Dienstleistungen des Alpenvereins wie etwa Ausbildung oder die  
Bergekosten-Versicherung - als wäre der DAV ein "ADAC der Berge".  
Gefällt Ihnen dieser Vergleich? 
 
   Klenner: Der Vergleich mit einem Automobilclub fällt mir schwer.  
Natürlich bieten wir unseren Mitgliedern einen Service. Dieser  
Service ist aber kein Selbstzweck, sondern er soll dazu dienen,  
Menschen in die Lage zu versetzen, Bergsport auszuüben, und zwar  
sicher und naturverträglich. 
 
   Der DAV wehrt sich gegen Funkparks oder ähnliche  
Massenattraktionen. Wo fängt aus Ihrer Sicht die Inszenierung der  
Berge an? 
 
   Klenner: Wo es um die reine Sensation geht, bei der die Berge zur  
Kulisse verkommen. Da werden wir keine Kompromisse eingehen. Denn  
wenn man einmal nicht genau hingeschaut hat, ist die Position  
verloren. 
 
   Viele Mitglieder sehen in der Nähe zur Industrie einen Widerspruch 
zu den Werten des DAV. Was halten Sie persönlich zum Beispiel von der 
Kooperation mit Toyota? 
 
   Klenner: Die Anzahl der Bergsteiger, die mit öffentlichen  
Verkehrsmitteln ins Gebirge fährt, steigt nicht signifikant. Vor  
diesem Hintergrund ist vor drei Jahren die Kooperation mit Toyota  
zustande gekommen, weil Toyota mit der Hybridtechnik den  
Individualverkehr umweltverträglicher gestalten kann. Über die  
Fortsetzung dieser Kooperation, die Ende des Jahres ausläuft, werden  
wir nun mit den Sektionen diskutieren. 
 
   Wäre es für Sie denkbar, dass eine DAV-Hütte nach einem Sponsor  
benannt wird? 
 
   Klenner: Nein, kann ich mir nicht vorstellen. Da sind wir  
meilenweit entfernt von anderen Sportarten wie Fußball, Handball oder 
Eishockey. 
 
   Interview: Ingo Wilhelm 
 
 
 
Pressekontakt: 
tz München 
Redaktion  
Telefon: 089 5306 505 
politik@tz-online.de
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