(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Weg mit den Bedingungen Warum die Energiewende nicht zur Panikmache taugt

Geschrieben am 15-04-2011

Cottbus (ots) - Sieht man mal ab von dem gemeinsamen Ziel, aus der
Atomenergie aussteigen zu wollen, so war das am Freitag auch ein
klarer Fall von parteipolitischer Verbohrtheit, was man rund um das
Treffen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten zu hören
bekam. Energiewende ja, aber bitteschön nur zu diesen oder jenen
Bedingungen. Wenn tatsächlich ein politischer Konsens in der
wichtigen, gesellschaftlichen Frage gelingen soll, dann kann das auf
diese Weise nicht funktionieren. So wird man auch nicht den Bürgern
gerecht, die eine Energie-Umkehr nach Fukushima einfordern und sie
auch am Ende in irgendeiner Form bezahlen müssen. Vernünftiger wäre
es doch, in der jetzigen Phase einmal die alten atompolitischen
Schlachten zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün beiseite zu lassen.
Gewiss, das ähnelt dem Wunsch nach einem Lottogewinn. Trotzdem: Die
Diskussion um die Zukunft der Kernenergie in Deutschland ist laut
Umfragen für die meisten Menschen eine existenzielle, die
Neuausrichtung in der Energieversorgung damit ebenso. Auch Union und
FDP haben dies inzwischen begriffen. Das Land braucht daher nun
Politiker, die nicht nur auf den nächsten Wahltermin schauen, sondern
sich als Macher entpuppen. Solche, die versuchen, die
Voraussetzungen für den Ausstieg aus der Atomkraft und den Eintritt
in das regenerative Zeitalter voranzubringen. Am Freitag hat sich
gezeigt, dass die Regierung zwar darauf drängt, aber alle
Protagonisten noch lange nicht am Ziel sind. Das mag vor allem an der
Größe der Aufgabe liegen. Schließlich gleicht sie fast der Quadratur
des Kreises: Einerseits soll die Energiewende möglichst rasch kommen,
andererseits soll sie bezahlbar, klimaverträglich und
wettbewerbsfähig sein. Schwieriger geht es nicht. Aber mitunter hat
man auch den Eindruck dass der große Energiekonsens zwischen
Regierung, Ministerpräsidenten und Opposition nicht wirklich gesucht
wird. Selbstverständlich werden Zahlen in den nächsten Wochen eine
Rolle spielen. Umweltminister Röttgen und Wirtschaftsminister
Brüderle sind mit ihrem Sechs-Punkte-Plan bereits dabei, die Bürger
darauf vorzubereiten, dass der Umstieg Milliarden kostet. Windräder,
Netzausbau, neue Kraftwerke - die Energiewende wird teuer werden. Und
die soziale Frage nach der Bezahlbarkeit von Energie und Strom für
Hartz-IV-Empfänger, für die vierköpfige Familie oder für die
Wirtschaft stellt sich gleich mit. Zur Wahrheit gehört freilich auch,
dass noch gar nicht klar ist, wie sich die Kosten entwickeln werden.
Weil noch niemand weiß, wie schnell der Atomausstieg gehen soll, wie
viele Kraftwerke tatsächlich abgeschaltet bleiben und auf welche
Weise die regenerativen Energien ausgebaut werden sollen. Auf der
anderen Seite ist auch noch nicht klar, welche neuen Chancen sich
eigentlich durch die Energiewende für viele Unternehmen, für die
Schaffung neuer Arbeitsplätze ergeben. Also bitte keine vorschnelle
Panikmache. Die Kanzlerin hat Recht: Es ist eine anspruchsvolle
Aufgabe, die sich die Bundesregierung vorgenommen hat. Und zu der die
Opposition mit ins Boot gehört. Eingebrockt hat sich Schwarz-Gelb
dies jedoch selbst - durch die Entscheidung für die
Laufzeitverlängerung im vergangenen Jahr. Niemand sonst.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

327059

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Nato und Libyen Halle (ots) - Gäbe es die Nato nicht, dann könnten Leute wie Gaddafi machen, was sie wollen. Das bedeutet nicht notwendigerweise, dass der Libyen-Krieg richtig ist. Über die Richtigkeit des Krieges wird wohl nicht zuletzt entscheiden, wie er wann ausgeht und was danach kommt. Ein zweites Afghanistan will niemand. Manches deutet darauf hin, dass man den Libyen-Einsatz anfangs so leicht genommen hat wie das Afghanistan-Abenteuer. Und dennoch: Wenn es stimmt, dass es ein demokratisch gesinntes Bündnis geben muss, um den Despoten dieser mehr...

  • Rheinische Post: Wachsam bleiben Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Ulrike Winter: Fast zehn Jahre lang mussten die Eltern des kleinen Dennis nicht nur um ihr getötetes Kind trauern - sie mussten auch ertragen, nicht zu wissen, ob der Mörder ihres Sohnes jemals zur Rechenschaft gezogen werden würde. Fast zehn Jahre lang fühlte der gesamte Ort mit der Familie, bangten andere Eltern um ihre Kinder - jedes Mal, wenn sie sie in Schullandheime und Zeltlager schickten. Nicht die Trauer, aber immerhin die Ungewissheit und die Angst haben nun ein Ende. Das ist den mehr...

  • Rheinische Post: Kraftakt Atomausstieg Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Birgit Marschall: Es ist schon erstaunlich, wie schnell nun auch die Länder eingewilligt haben, den vorzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie mitzutragen. In nur zwei Monaten wollen auch sie im Bundesrat dem Gesetz zustimmen, mit dem das Ende des Atomzeitalters in Deutschland besiegelt wird. Noch ist zwar umstritten, wann genau der letzte Meiler vom Netz geht. Doch das ist fast schon unerheblich, denn nach der längst vollzogenen, atemberaubenden Kehrtwende der Koalition geht es nur noch um mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Energiegipfel Halle (ots) - War mehr zu erwarten? Nein. Bemerkenswert an dem Treffen ist zweierlei: Der Zeitplan für den Ausstieg und die Bemühung der Beteiligten, die Meinungsunterschiede eher vorsichtig zu formulieren. Die SPD stellt als "Bedingung" für einen Konsens, die acht bereits abgeschalteten Atomkraftwerke nach Ablauf des Moratoriums abgeschaltet zu lassen. Willkommen im Club mit FDP-Generalsekretär Christian Lindner! Ja, es gibt noch Differenzen. Aber die sind überbrückbar - wenn die Kanzlerin es schafft, ihren Ausstiegskurs in den mehr...

  • WAZ: Verprügelte Beamte. Kommentar von Dirk Hautkapp Essen (ots) - Im Berliner Szene-Stadtteil Friedrichshain gab es am Montag eine traurige Premiere: Unbekannte Täter haben mehrere Brandsätze in eine Polizeiwache geschleudert. Ein Fensterputzer, der zufällig vor Ort war, konnte in letzter Minute vor den Flammen gerettet werden. Sicher, Berlin ist nicht die Republik. Und doch weist der in dieser Form beispiellose Fall auf eine gefährliche Tendenz hin. Die Akzeptanz des Gewaltmonopols des Staates schwindet. Staatsverachtung und Respektlosigkeit gegenüber den Institutionen macht sich mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht