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Mangels Kontrolle: Millionen mit hochgiftigen PAKs belastete Reifen werden in die EU importiert

Geschrieben am 31-03-2011

Berlin (ots) - Untersuchung des Verbandes der Reifenhersteller
ergibt massenhafte Überschreitung der EU-REACH-Grenzwerte -
Kontrollen finden auch in Deutschland nicht statt -
DUH-Bundesgeschäftsführer Resch: "Skandalöse Defizite bei der
Überwachung von Umweltvorschriften" - DUH fürchtet Wiederholung bei
Umsetzung bevorstehender Reifenkennzeichnung

Mehr als jeder zehnte in die EU importierte Reifen enthält mehr
Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) als nach der seit
Anfang 2010 gültigen REACH-Verordnung 1907/2006/EG zulässig. Das
teilt der Verband der europäischen Reifen- und Gummihersteller ETRMA
mit, der EU-weit verkaufte Reifen auf die Verwendung von PAK-haltigen
Ölen hin untersucht hat. Nach Angaben des Verbandes werden jährlich
100 Millionen Reifen in die EU importiert. Eine Reihe PAKs haben sich
als krebserregend bzw. erbgutverändernd erwiesen.

Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH),
Jürgen Resch, bezeichnete das Ergebnis der Untersuchung als
schockierend. Es bestehe dringender Handlungsbedarf. "Die Tatsache,
dass ein Herstellerverband die Behörden darauf aufmerksam machen
muss, dass Millionen Reifen in Deutschland und der EU letztlich
illegal verkauft werden, bestätigt einmal mehr ein skandalöses Manko
der Umweltgesetzgebung: Wohl begründete Grenzwerte gegen hoch
gefährliche Stoffe werden erlassen und anschließend geschieht
nichts." In Deutschland weigerten sich Bund und Länder unter Verweis
auf mangelnde Personalkapazitäten, die Ihnen aufgetragenen Kontrollen
durchzuführen. Dies sei auf allen Ebenen ein gängiges Muster bei der
Überwachung umweltrechtlicher Vorgaben.

Viele Verbände hätten sich in jahrelangen Auseinandersetzungen -
mit einem am Ende nicht idealen, aber doch vorzeigbaren Ergebnis -
für die Einführung von Grenzwerten für gesundheitsgefährdende
Chemikalien eingesetzt. Resch "Aber was hilft eine solche
Gesetzgebung, wenn die Verantwortlichen sie nicht kontrollieren und
sich das in den betroffenen Branchen herumspricht?" Vergleichbare
Kontrolldefizite beobachtete die Deutsche Umwelthilfe schon seit
Jahren bei der Energieverbrauchskennzeichnung von Pkw,
Energiesparlampen und Haushaltsgroßgeräten. Für Reifen trete im
kommenden Jahr eine Kennzeichnung des Rollwiderstandes, der
Nasshaftung und der Geräuschentwicklung in Kraft. Bereits jetzt zeige
sich im Rahmen vorbereitender Gespräche auf Bundes- und Länderebene,
dass sich auch hier niemand für zuständig erklären wolle. "Die
Untätigkeit der Behörden gefährdet nicht nur die Gesundheit der
Bürger, sondern missachte auch die Anstrengungen von Herstellern, die
die Einhaltung neuer Umweltvorschriften ernst nehmen und ihre
Produkte zukunftsfähig machen wollen. Sie konkurrieren gegen
fragwürdige Billigimporte und werden dabei von den Behörden allein
gelassen. Das ist nicht hinnehmbar", sagte Resch. Der
DUH-Bundesgeschäftsführer forderte die zuständigen Behörden, aber
auch Importeure und Händler in Deutschland auf, ihrer Kontrollpflicht
unverzüglich nachzukommen und den weiteren Verkauf unzulässig mit
PAKs belasteter Reifen zu unterbinden.

Hintergrund:

"PAK" steht für Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe.
Darunter wird eine Gruppe von mehr als hundert chemischen Substanzen
mit polyaromatischer Struktur zusammengefasst. Diese kommen auch in
Weichmacherölen für die Reifenherstellung zum Einsatz. Acht PAKs
haben sich bisher als krebserregend bzw. erbgutverändernd erwiesen.
Ihre Verwendung ist daher in der die EU-Gesetzgebung geregelt. Seit
dem 1. Januar 2010 dürfen Weichmacheröle für die Herstellung von
Reifen oder Reifenteilen nicht in Verkehr gebracht oder verwendet
werden, wenn sie "...zusammengenommen mehr als 10mg/kg aller
aufgeführten PAK enthalten ". Der Grenzwert gilt als eingehalten,
wenn unter anderem Hersteller oder Importeure alle sechs Monate bzw.
nach jeder größeren Umstellung im Betriebsverfahren entsprechende
Überprüfungen durchführen, die eine Einhaltung des Grenzwerts
belegen.

Über den Reifenabrieb gelangen in Deutschland schätzungsweise 6
bis 18 Tonnen PAK pro Jahr in die Umwelt. Laut Angaben des
Umweltbundesamts sind 10 Prozent dieses Reifenabriebs lungengängig -
können also aufgrund ihrer geringen Größe vom Menschen bis in die
Lunge eingeatmet werden, wo sie sich einlagern und ihre
gesundheitsschädliche Wirkung entfalten.



Pressekontakt:
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe e. V. Bundesgeschäftsführer,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Mobil: 0171 3649170, resch@duh.de

Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 24008670, 0171 5660577,
rosenkranz@duh.de


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