(Registrieren)

Neue Presse Hannover: Ein Affäre ohne Sieger, Kommentar von Harald John

Geschrieben am 01-03-2011

Hannover (ots) - Der vorerst letzte Akt im Drama des Karl-Theodor
zu Guttenberg ist überstanden. Der strahlende Held, späterer
Erzschurke, ist abgetreten. Vorhang, null Applaus, dafür Ratlosigkeit
und Entsetzen im Zuschauerraum. Wer über diesen Ausgang der Tragödie
Freude empfindet - oder gar Häme - hat nichts verstanden. Innerhalb
von wenigen Tagen mussten wir im Zeitraffer erleben, wie der Ruf der
Politik, der Wissenschaft, in Teilen auch der Medien ernsthaft
Schaden genommen hat. Von Anfang an hat die sogenannte Plagiatsaffäre
polarisiert. Die Kampfzone lag exakt auf Höhe der Werte des deutschen
Bildungsbürgertums. Hier blankes Entsetzen über akademisches
Fehlverhalten, über Skrupellosigkeit und Lüge. Dort Solidarität mit
dem grundsympathischen Hoffnungsträger und akute Gereiztheit über
eine polemische Kampagne, über den Dünkel der Gelehrten. Nach dem
"Das wird man ja wohl noch sagen dürfen" der Sarrazin-Debatte folgte
das "Es muss aber auch mal gut sein" des Guttenberg-Zeitalters. Doch
es war nicht gut, leider. Möglicherweise, wenn Guttenberg sich beim
Aufkommen der ersten Vorwürfe in vollem Umfang zu seiner Schuld
bekannt hätte und zurückgetreten wäre. Aber vielleicht hätte sogar
diese "Käßmann"-Variante nicht ausgereicht. So aber hat sich der
Verteidigungsminister, nicht ohne Anfälle von Arroganz und unnötiger
Schuldsuche bei Dritten, für die Salamitaktik entschieden. Die
Kanzlerin hat ihn dabei unterstützt, ganz gegen ihr feines,
machtpolitisches Gespür. Und nun? In den Köpfen vieler Menschen wird
hängenbleiben, dass alle Politiker Dreck am Stecken haben und wir
niemandem mehr trauen dürfen. Verhängnisvoller hätte diese Affäre
nicht enden können.



Pressekontakt:
Neue Presse Hannover
Petra Rückerl
Telefon: +49 511/5101-2264
rueckerl@neuepresse.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

318544

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Rücktritt Guttenbergs Halle (ots) - Der beliebteste deutsche Politiker ist über seine zusammengeschusterte Doktorarbeit gefallen. Letztlich war es aber das Umvermögen, rechtzeitig Fehler einzugestehen, das den Fall beschleunigt hat. Die Selbstverteidigung des Freiherrn misslang: Von "ab^strusen" Vorwürfen war da zunächst die Rede. Dann kam der Verzicht auf einen Doktortitel, weil in der Arbeit "Blödsinn" stehe. Schließlich folgte der Amtsverzicht. Alles in weniger als zwei Wochen. Aus dem Amt getrieben haben ihn aber weder die Opposition noch die eigenen mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zu Guttenburg Ulm (ots) - Respekt. Eine Woche zu spät, aber mit der Offenheit und Natürlichkeit, die ihn in kurzer Zeit zu einem der populärsten deutschen Politiker der Nachkriegszeit werden ließ, hat Karl-Theodor zu Guttenberg einen Schlussstrich gezogen. Er wendet damit weiteren Schaden nicht nur vom Ministeramt ab, sondern auch von seiner Partei und vom Ansehen der Politiker schlechthin. Es drohte durch das Fehlverhalten eines ihrer herausragenden Vertreter weiter ramponiert zu werden, hätte er nicht die fällige Konsequenz gezogen. Aber, mit mehr...

  • Frankfurter Neue Presse: Befreiungsschlag. Leitartikel von FNP-Chefredakteur Rainer M. Gefeller über den Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Frankfurt am Main (ots) - (...) Um es deutlich zu sagen: Guttenberg ist kein Opfer. Nicht, weil Opposition und Wissenschaft und zunehmend auch Unionsvertreter ihn bedrängt haben, ist er gestrauchelt. Sondern weil er sich am geistigen Eigentum anderer vergriffen hat, um einen Doktortitel zu erlangen. Das ist kein lässlicher Mundraub; Wissen und Wissenschaft machen in wesentlichen Teilen den Reichtum Deutschlands aus. (...) Der ständig wachsende Druck, die eskalierende Empörung an den deutschen Hochschulen, das allmähliche Bröckeln mehr...

  • WAZ: Ein Täter macht sich selbst zum Opfer Anmerkungen zum Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg - Kommentar von Ulrich Reitz Essen (ots) - "Was sagst Du denn jetzt Deinen Kindern über Ehrlichkeit und Anstand", fragt mich der 75-jährige Chef einer mittelständischen Düsseldorfer Brauerei beim Metzger. Eine Antwort wartet der aufgebrachte Mann nicht ab. "Ich hab meinen Sohn gefragt: Was wählen wir denn jetzt?" Der hat geantwortet: "Nichts." Die beiden haben nie eine andere Partei gewählt als die CDU. Am Tag nach dieser Szene tritt "KT", ihr gefallenes Idol, zurück. Katharsis heißt es in der Literatur, wenn ein Ende, selbst ein blutiges, eine befreiende mehr...

  • NRZ: Gleichheit als oberstes Prinzip/ Kommentar zum Urteil des Europäischen Gerichtshofes Essen (ots) - Männer und Frauen sind gleich zu behandeln, eine Diskriminierung darf es nicht geben. Für den Europäischen Gerichtshof ist das oberstes Prinzip. Man kann sich dem anschließen. Ob sich die von höchster Stelle verordnete Gleichmacherei aber für die Gesamtheit der Versicherten positiv auswirkt oder nicht, das ist eine ganz andere Frage. Künftig werden also Männer über höhere Krankenversicherungstarife das "Risiko" von Schwangerschaften der weiblichen Versicherten mittragen. Umgekehrt müssen Frauen über steigende Tarife mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht