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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Ägypten

Geschrieben am 30-01-2011

Bielefeld (ots) - Auf siegestrunkene Euphorie folgt lähmender
Schrecken. Zunächst haben es Tausende Demonstranten auf den Straßen
der ägyptischen Großstädte geschafft, - ganz nach tunesischem Vorbild
-, ihr Regime zu erschüttern. Der 82-jährige Husni Mubarak ist zwar
noch nicht vom Hof gejagt, wohl aber musste er seine gesamte
Regierung durch wichtige Vertreter der unverändert geachteten
Militärs ersetzen. Nach 30 Jahren Mubarak ist das aus Sicht der
politisch Aufbegehrenden eine ganze Menge. Soweit, so erfolgreich.
Todesangst und Schrecken folgten spätestens in der Nacht zum Sonntag,
als ein unpolitischer Mob das Chaos nutzte, marodierend durch
Wohnviertel zog und Supermärkte ausräumte. Zugleich wurden die
Gefängnisse wurden geöffnet. Islamisten und Kriminelle beschafften
sich Waffen und Munition aus niedergebrannten Polizeistationen.
Bürger in Todesangst verbarrikadierten ihre Häuser, andere
organisierten Straßenwachen. Plünderungen, Überfälle, Chaos und
Anarchie oder doch noch eine gelingende Revolution hin zu
demokratischen Verhältnissen? Das Pendel der Geschichte wechselt
derzeit hin und her. Ein klarer Ausschlag ist nicht erkennbar. Aber:
Die Protestwelle droht zu versanden. Die »Generation facebook« der
gebildeten und politisch engagierten jungen Ägypter muss um die
Früchte ihres politischen Einsatzes fürchten. Wenn niemand die
Schussfahrt ins Chaos stoppt, ist Unregierbarkeit die logische Folge.
Allein die sofortige Bildung einer Regierung der nationalen Einheit
in Kairo, wie von dem unter Hausarrest stehenden
Friedensnobelpreisträger Mohammed el Baradei gefordert, kann das Heft
des Handelns in die richtigen Hände legen. Es gibt nur eine Lösung.
Mubarak muss ganz schnell das Land verlassen. Dazu müssten sich die
USA allerdings eindeutiger verhalten. US-Präsident Barak Obama ist in
seiner TV-Ansprache unmittelbar nach der Rede Mubaraks in der Nacht
zum Samstag zu unbestimmt geblieben. Prompt aufgekommene Gerüchte,
wonach die USA das Regime stützten, waren die Quittung. Tatsächlich
gibt es engste strategische und finanzielle Verpflechtungen. Den USA
scheint die Beteiligung von Militärs und Geheimdienst wichtiger als
die Forderung nach Neuwahlen, die Obama mit keinem Wort erwähnte.
Völlig unklar ist, was in den kommenden Tagen auf Tausende deutsche
Touristen zukommt. Nicht ein Reisender habe seine sofortige Rückkehr
nach Deutschland verlangt, ließ noch am gestrigen Nachmittag ein
großer deutscher Veranstalter verbreiten. Auch der Reisebüro-Verband
machte sich selbst Mut. Wenn es darauf ankomme, klappe die Heimkehr
wie am Schnürchen, siehe Tunesien. Soweit die beschwichtigenden Worte
zum Sonntag, während Ägyptens Oberschicht bereits fluchtartig das
Land verließ...



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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