| | | Geschrieben am 21-01-2011 Sicherheitsrisiko Neckarwestheim I:
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 Stuttgart (ots) - Vom Reaktorbetreiber EnBW selbst im Jahr 2007
 beantragte umfangreiche Sicherheitsnachrüstungen wurden bislang nicht
 umgesetzt - Schwarz-gelbe Koalitionen in Stuttgart und Berlin stört
 das nicht - Deutsche Umwelthilfe nennt verlängerte Laufzeit des
 zweitältesten Atomkraftwerks in Deutschland "Spiel mit dem atomaren
 Feuer" - Wegen konzeptioneller Sicherheitsmängel und
 alterungsbedingter Störanfälligkeit fällt Altreaktor GKN I weit
 hinter heute geltende technische Standards zurück
 
 Seit Mitte dieses Monats ist das Atomkraftwerk Neckarwestheim I
 der erste deutsche Reaktor, der seinen Weiterbetrieb der von der
 Bundesregierung durchgesetzten Laufzeitverlängerung verdankt.
 Gleichzeitig gehört der in den sechziger Jahren des letzten
 Jahrhunderts konzipierte und 1976 in Betrieb genommene Reaktorblock
 zu den störanfälligsten in Deutschland. Vom Betreiber Energie
 Baden-Württemberg (EnBW) bereits im September 2007 beantragte
 umfangreiche Nachrüstungen der veralteten Elektro-, Leit- und
 Sicherheitstechnik werden von dem Energiekonzern nach Informationen
 der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) offenbar nicht weiterverfolgt,
 obwohl EnBW seinerzeit beim Stuttgarter Umweltministerium sogar einen
 Sofortvollzug für die angestrebten Sicherheitsnachrüstungen gefordert
 hat.
 
 "Der Vorgang ist nicht nur einfach ein Skandal: Angesichts der von
 der Bundesregierung durchgesetzten Laufzeitverlängerung von
 mindestens acht Jahren für das AKW Neckarwestheim I bedeutet der
 Verzicht auf die geplanten Sicherheitsnachrüstungen ein
 unverantwortliches Spiel mit dem atomaren Feuer zu Lasten der
 Menschen in Baden-Württemberg und darüber hinaus", sagte
 DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake unter Verweis auf die
 Vorgeschichte. Baake: "Niemals hätte Neckarwestheim I ohne
 Sicherheitsnachrüstungen in die Laufzeitverlängerung gehen dürfen".
 Die Tatsache, dass offenbar weder Bundesumweltminister Norbert
 Röttgen noch seine Stuttgarter Kollegin Tanja Gönner (beide CDU) die
 Umsetzung der von Neckarwestheim-Betreiber EnBW selbst vor mehr als
 drei Jahren beantragten Sicherheitsnachrüstungen als Voraussetzung
 für einen Weiterbetrieb einfordere, werfe "ein bezeichnendes Licht
 auf die Sicherheitsschwüre der heute für die Atomaufsicht
 Verantwortlichen". Schwarz-gelb habe nicht nur die
 Sicherheitsnachrüstungen nicht durchgesetzt, die während der Debatte
 über die Laufzeitverlängerungen angekündigt worden waren. Man bestehe
 nicht einmal auf solche Sicherheitsverbesserungen als Voraussetzung
 für einen Weiterbetrieb, die die Betreiber selbst vorgeschlagen
 haben.
 
 Die Sicherheitsnachrüstungen, die die EnBW Kernkraft GmbH im
 Zusammenhang mit der von ihr seit Ende 2006 angestrebten
 Strommengenübertragung vom jüngeren  Block II auf Block I des AKW
 Neckarwestheim im September 2007 beantragt hatte, betrafen
 größtenteils den Kernbereich des Sicherheitskonzepts des Reaktors.
 Unter anderem sollten die Notstromsysteme räumlich getrennt,
 zusätzliche Notabschaltsysteme eingerichtet und die
 Sicherheitsleittechnik modernisiert werden. Die Maßnahmen hätten auch
 umfangreiche Baumaßnahmen auf dem Kraftwerksgelände erfordert,
 erläuterte der Sicherheitsexperte Wolfgang Renneberg, der von 1998
 bis zum Regierungswechsel 2009 die Reaktorsicherheitsabteilung im
 Bundesumweltministerium leitete. So war die Errichtung eines
 turnhallengroßen Gebäudekomplexes geplant, in dem auf einer
 Grundfläche von mehr als 1.500 Quadratmetern unter anderem
 Notstromdiesel untergebracht werden sollten. Alle diese Maßnahmen
 seien bis heute nicht umgesetzt. Der von der EnBW Kernkraftwerk GmbH
 damals eingereichte Änderungsantrag sei bis heute nicht einmal
 beschieden.
 
 "Auch die Umsetzung der von EnBW beantragten Nachrüstungsmaßnahmen
 hätte die grundlegenden konzeptionellen Sicherheitsmängel von Block I
 in Neckarwestheim nur teilweise lindern aber nicht heilen können",
 sagte Renneberg. Dennoch sei nicht nachvollziehbar, warum die
 Atomaufsicht als Voraussetzung für einen Weiterbetrieb des Reaktors
 nicht einmal die Maßnahmen einfordere, die EnBW vor drei Jahren
 selbst für unausweichlich gehalten habe. Neckarwestheim I gehöre als
 nach Biblis A zweitältester Reaktor in Deutschland zu den Anlagen,
 die gegenüber dem heutigen Stand der Sicherheitstechnik weit
 zurückgefallen seien. Die konzeptionellen Schwächen beträfen fast
 alle Sicherheitsbereiche von den in sicherheitsrelevanten Bauteilen
 eingesetzten Werkstoffen, über die Zahl und Zuverlässigkeit der
 Notstromdiesel bis hin zum Schutz gegen Brände und Erdbeben. Außerdem
 seien Alterungsprobleme unübersehbar. So träten sicherheitsrelevante
 Ereignisse in Block I insgesamt deutlich häufiger auf als in Block
 II. Die Stromversorgung sicherheitstechnisch wichtiger Komponenten
 habe in Block I in den vergangenen Jahren fünfmal häufiger über die
 Notstromdiesel sichergestellt werden müssen als im jüngeren Block II.
 Sicherheitseinrichtungen müssten in Block I sogar zehnmal häufiger in
 Aktion treten.
 
 Renneberg wies ausdrücklich darauf hin, dass die Überprüfung des
 AKW Neckarwestheim I durch die Internationale Atomenergieorganisation
 (IAEA) keine Aussagen über der Defizite der Anlagentechnik beinhalte.
 Die 2007 durchgeführte, so genannte OSART-Mission (Operational Safety
 Review Team) führt die Stuttgarter Landesregierung immer wieder als
 Nachweis für einen angeblich hohen Sicherheitsstandard des Reaktors
 an. Im Rahmen derartiger Missionen werde jedoch lediglich die
 Qualität der Betriebsführung begutachtet. Renneberg: "Eine gute
 Betriebsführung ist zwar eine notwendige Voraussetzung für den
 sicheren Betrieb eines Atomkraftwerks - aber keine hinreichende.
 Gegen eine veraltete und alternde Anlagentechnik hilft im Ernstfall
 auch die beste Betriebsführung nicht."
 
 Die sicherheitstechnische Bewertung von Herrn Renneberg finden Sie
 unter:
 http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2478
 
 
 
 Pressekontakt:
 Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe (DUH);
 Mobil: 0151 55016943, Tel.: 030 2400867-0, E-Mail: baake@duh.de
 
 Wolfgang Renneberg, Renneberg Consult, Bonn;
 Mobil: 0151 40306928, Tel.: 0228 6202761,
 E-Mail: wolfgang.renneberg@netcologne.de
 
 Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik und Presse,
 Deutsche Umwelthilfe (DUH); Tel.: 030 2400867-0,
 Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de
 
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