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Einwegflaschen im Getränkekasten sind ökologisch nachteiliger als Mehrweg

Geschrieben am 25-11-2010

Berlin (ots) - Pressemitteilung

Einwegflaschensystem Petcycle ist nach Überprüfung der Deutschen
Umwelthilfe nicht "ökologisch vorteilhaft" - Von Petcycle in Auftrag
gegebene Industrie-Ökobilanz geht von nicht nachgewiesenen
Recyclingraten und zu niedrigen Flaschengewichten aus - Umfrage
offenbart offene Stoffkreisläufe und fehlende Transparenz beim
Einsatz von PET-Rezyklat im Petcycle-System -
DUH-Bundes¬geschäftsführer Jürgen Resch kritisiert "Täuschung der
Verbraucher durch Einwegflaschen in Mehrwegkästen" - DUH fordert von
Umweltminister Röttgen die unverzügliche Umsetzung der im
Koalitionsvertrag zugesagten Kennzeichnungsregelung für
Getränkeverpackungen

Petcycle-Flaschen sind Einwegflaschen aus Kunststoff, die
überwiegend in Getränkekästen verkauft werden. Genau wie andere
Einwegflaschen werden sie nur einmal benutzt und danach entsorgt -
ganz im Gegensatz zu Mehrwegflaschen, die nachweislich bis zu 59 mal
wiederbefüllt werden. Doch aufgrund des Verkaufs im Kasten und wegen
einer fehlenden klaren Kennzeichnung der Flaschen als "Einweg" werden
gerade Petcycle-Flaschen häufig von Verbrauchern mit
umweltfreundlichen Mehrwegflaschen verwechselt. "Wer beim Kauf eines
Kastens Mineralwasser sowohl für die Flaschen als auch für den Kasten
Pfand bezahlt, glaubt verständlicherweise, Mehrwegflaschen erworben
zu haben", erklärt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen
Umwelthilfe e.V. (DUH). "Bei Petcycle-Flaschen ist das aber ein
Trugschluss - Verbrauchern werden Plastikflaschen in Mehrwegkästen
angeboten, die für jede Befüllung neu hergestellt werden und somit
die Umwelt und das Klima unnötigerweise belasten."

Eindeutig zeigt sich daran die Notwendigkeit einer klaren
Kennzeichnung von Einweg- oder Mehrwegflaschen, zu der sich CDU/CSU
und FDP im Koalitionsvertrag verpflichtet haben. Seit mehr als einem
Jahr liegt auch bereits ein Entwurf einer Kennzeichnungsverordnung
vor, die jedoch von der FDP blockiert wird. "Bundesumweltminister
Röttgen muss endlich handeln. Der Verbraucher hat einen Anspruch,
ehrlich darüber informiert zu werden, ob er umweltfreundliche
Mehrwegwegflaschen oder die klimabelastenderen Einwegplastikflaschen
angeboten bekommt. Es ist unverständlich, warum die Bundesregierung
die Einwegflaschenbranche stützt, anstatt den umweltbewussten
Verbraucher, der mit seiner Kaufentscheidung einen Beitrag zum
Klimaschutz leisten möchte", kommentierte Resch. Die DUH fordert eine
klare Kennzeichnung aller Getränkeverpackungen als "Einweg" bzw
"Mehrweg" in einer Wort-/Bildmarke sowie bei den bepfandeten
Getränkeverpackungen eine gut lesbare Angabe des Pfandbetrages.

Mit einer von der Petcycle GmbH in Auftrag gegebenen Ökobilanz
sollte der Nachweis erbracht werden, dass die Petcycle
Plastikflaschen genauso ökologisch vorteilhaft sind wie die Flaschen
der Mehrwegsysteme. Es ist vor diesem Hintergrund für die DUH wenig
überraschend, dass vor allem diese Einwegflaschen besser abschneiden
als in anderen, neutralen Ökobilanzen z. B. des Umweltbundesamtes.
Begründet wird dies u.a. damit, dass die Flaschen leichter geworden
seien und zur Hälfte aus recyceltem Kunststoff PET bestünden. Doch
Gewichtsmessungen der tatsächlich im Markt erhältlichen Flaschen
bestätigen die Werte nicht. Auch aus den Gesprächen der DUH mit der
Petcycle Geschäftsführung sowie aus einer Befragung der
Abfüllbetriebe bleibt Petcycle den Nachweis schuldig, dass
tatsächlich diese der Ökobilanz zugrunde gelegten Recyclingwerte auch
erreicht werden. "Die fehlende Transparenz bei Petcycle sowie die
tendenziösen und nicht nachvollziehbaren Grundvorgaben des
Auftraggebers für die Studie machen sehr deutlich, dass
industriegetriebene Ökobilanzen, bei denen der Auftraggeber
wesentliche Grundannahmen determiniert, keine Grundlage für eine
objektive Bewertung liefern", sagte Resch.

Eine seit vielen Jahren offene Frage im Petcycle-System ist der
angeblich eingesetzte Rezyklatanteil bei der Flaschenherstellung.
"Der angebliche Einsatz von 50 Prozent recyceltem PET in
Petcycle-Flaschen wird von Petcycle wie ein Mantra wiederholt - der
nachvollziehbare Nachweis, dass dieser Wert tatsächlich erreicht
wird, fehlt jedoch", erklärt Maria Elander, Leiterin
Kreislaufwirtschaft bei der DUH. Die Petcycle GmbH hat gegenüber der
DUH zwar Belege für den angeblich hohen Recyklatanteil zugesagt,
bislang aber keinen Nachweis geliefert. Auch eine Umfrage der DUH bei
insgesamt 97 Abfüllern und Recyclingbetrieben hat keine
nachvollziehbare Bestätigung des angeblichen Rezyklateinsatzes
erbracht.

Die Umfrage der DUH hat vielmehr ergeben, dass der angeblich
"geschlossene Stoffkreislauf" im Petcycle-System nicht existiert. Aus
einer Petcycle-Flasche wird nicht zwingend eine neue
Petcycle-Flasche. Die Recycler und Preformhersteller im
Petcycle-System verarbeiten neben Petcycle-Ware auch andere
bepfandete PET-Flaschen. Eine getrennte Verarbeitung der Materialen
aus den verschiedenen Quellen findet nicht statt.

In Einzelhandelsgeschäften wie z. B. Discounter zurückgenommene
Einwegflaschen, die nicht dem Petcycle-System gehören, werden im
Geschäft komprimiert und anschließend zum Recycler transportiert.
Leere Petcycle-Flaschen werden in Getränkekästen zunächst zum
Abfüller zurücktransportiert. Erst dort werden sie vorsortiert und
komprimiert bevor sie zum Recycler weiter transportiert werden. "Wenn
die PET-Einwegflaschen verschiedener Systeme beim Recycler sowieso
zusammen verarbeitet werden, macht eine Vorsortierung der
Petcycle-Flaschen keinen Sinn", sagte Elander. "Im Gegenteil: Durch
den Rücktransport nicht-komprimierter Petcycle-Flaschen zum Abfüller
entstehen zusätzliche Transportemissionen".

Ein weiteres Fragezeichen in der Petcycle-Ökobilanz sind die
angenommenen Flaschengewichte. Die Herstellung von PET, Flaschen,
Etiketten und Verschlüssen macht für Petcycle-Flaschen über die
Hälfte der Umweltauswirkungen aus. Das bedeutet, je leichter die
angenommenen Flaschengewichte, desto geringer sind die
Umweltauswirkungen der Petcycle-Flaschen. Im Basisszenario wird von
32,4 Gramm pro 1,0 Liter Petcycle-Flasche ausgegangen; im (angeblich
innerhalb von zwei Jahren realisierbaren) Zukunftsszenario sogar von
nur 28,5 Gramm. Die DUH hat nachgewogen und die Tests belegen höhere
Flaschengewichte. Im November gekaufte Petcycle-Flaschen brachten
durchschnittlich 34,5 Gramm auf die Waage, also 6 bzw. 18 Prozent
mehr als in der Ökobilanz angenommen. Das entspricht in etwa dem
Durchschnittsgewicht von Petcycle-Flaschen im Jahr 2006. Abfüller von
Petcycle-Flaschen haben aktuelle Flaschengewichte bis 36,5 Gramm
bestätigt. "Vor diesem Hintergrund scheinen Gewichtsreduzierungen um
knapp 20 Prozent bis in zwei Jahren völlig ausgeschlossen. Solche
Fantasieszenarien sind unseriös und stellen die komplette Ökobilanz
grundsätzlich in Frage", sagte Resch.

Die Petcycle-Ökobilanz ist die dritte industriegetriebene
Ökobilanz zu Getränkeverpackungen in diesem Jahr. Ebenso wie die
Ökobilanzen der Kunststoffindustrie und die der
Getränkedosenhersteller basiert die Petcycle-Ökobilanz auf Annahmen,
die der Auftraggeber vorgegeben hat. Dementsprechend kommen die
Ökobilanzen zu besonders positiven Ergebnissen für die von den
jeweiligen Auftraggebern hergestellten bzw. befüllten
Getränkeverpackungen. Die DUH fordert daher bereits seit Jahren, dass
eine neutrale Ökobilanz für Getränkeverpackungen vom Umweltbundesamt
in Auftrag gegeben wird. Nach Informationen der DUH ist nun für das
kommende Jahr eine solche neue UBA-Ökobilanz geplant.

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil.: 0171 3649170, E-Mail:
resch@duh.de

Maria Elander, Leiterin Kreislaufwirtschaft, Deutsche Umwelthilfe
e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-41, Mobil:
0160 5337376, E-Mail: elander@duh.de


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