(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu EU-Defizitsündern

Geschrieben am 27-10-2010

Bielefeld (ots) - Ganz klar. Die Sache ist einen handfesten
Streit, vielleicht sogar Hauskrach wert. Defizitsündern könnte
künftig innerhalb der EU sogar das Stimmrecht entzogen werden. So
will es Angela Merkel, offenbar auf mittlere Sicht. Schon erregt sich
die SPD im Bundestag, Berlin und Paris brüskierten Rest-Europa. Vom
Alleingang ist die Rede, niemand habe diplomatisch vorgefühlt, ob
solch ein Vorschlag beim heute beginnenden EU-Gipfel den Hauch einer
Chance habe. Das ist alles richtig, allerdings auch der nüchternen
Beratung würdig - ganz ohne Schaum vor dem Mund. Wer wie
Griechenland, Portugal, Irland und andere die Europäische Union schon
einmal in ihren finanziellen Grundfesten erschüttert hat, kann keine
Schonung erwarten. Der viel zu lasche Umgang mit den griechischen
Statistikmanipulationen und - sagen wir es offen - Betrügereien
bereits lange vor der Finanz- und Wirtschaftskrise darf sich nicht
wiederholen. Wer Europa voranbringen will, muss Tacheles reden.
Nicht endlose Diplomatie, Samthandschuhe und Rücksicht auf den
letzten Winkeladvokaten unter 27 großen und kleinen Regierungschefs
führen weiter, sondern handfeste Risikovorsorge. Ohne neue
Spielregeln in der Euro-Zone geht es nicht - und ohne eine Änderung
des EU-Vertrags möglicherweise auch nicht. Schließlich läuft der
Euro-Rettungsschirm 2013 aus. Dann ist ein dauerhafter
Krisenmechanismus mit ausreichender Rechtsgrundlage fällig. Nach
europäischen Maßstäben ist das ein sehr enger Zeitrahmen. Merkel hat
gar keine andere Chance, als die bekannt langsam mahlenden Mühlen in
Brüssel auf Schwung zu bringen. In einem ersten Schritt wird heute
und morgen der Plan des ständigen EU-Ratspräsidenten Herman Van
Rompuy gebilligt, wonach Defizitsünder schneller und härter bestraft
werden. Zur Durchsetzung eines Stimmrechtsentzugs muss es aber einen
neuen Stabilitätspakt geben, der kleineren und schwächeren Ländern
nicht schmecken wird. Vertragsänderungen sind bekanntermaßen extrem
aufwändig. Wir erinnern uns an das schier unendliche Verfahren zur
Billigung des Lissabon-Vertrages durch alle Parlamente der EU -
Volksabstimmungen, teilweise mit Wiederholung, und Sonderwege der
Polen und Tschechen eingeschlossen. All das kann nicht als
Gegenargument herhalten. Schließlich geht es darum, nicht noch einmal
von einer Weltfinanzkrise kalt erwischt zu werden. Denn das müsste
allen Beteiligten klar sein: Noch einmal wird es einen Rettungsschirm
von 750 Milliarden Euro für klamme EU-Staaten nicht geben. Merkel
muss ihren mutigen Weg bei EU-Gipfel heute in Brüssel und bei Treffen
der G20 Ende November weitergehen. Nur so hält sie die
Gemeinschaftswährung Euro stabil, nach dem alle, die jetzt gegen die
harte deutsche Linie aufbegehren, im Krisenfall wieder rufen werden.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

297458

weitere Artikel:
  • BERLINER MORGENPOST: Die Integrations-Beschlüsse und Innenminister de Maizière Berlin (ots) - Wochenlang ist über Integration in Deutschland, über Fehler und Erfolge diskutiert worden. Nun hat die schwarz-gelbe Bundesregierung beschlossen - und bestehende Regelungen verschärft. Das bringt ihr den Beifall vieler Menschen ein, die sich in der Debatte der vergangenen Wochen die über integrationsunwillige Menschen beklagt und endlich ein konsequenteres Vorgehen und mehr Härte gegen Migranten gefordert hatten. Ihnen macht es die Bundesregierung nun recht. Doch man muss schon genauer hinsehen. Sicherlich ist mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Die Show der Arbeitsministerin Düsseldorf (ots) - Schon immer haben Politiker wirtschaftliche Erfolge gerne für sich reklamiert. Keiner war dabei so dreist wie Gerhard Schröder, der im Sommer 1998 als SPD-Kanzlerkandidat erklärt hatte: "Der Aufschwung, den wir jetzt haben, ist mein Aufschwung." Allein die Hoffnung auf einen Regierungswechsel beflügele die Betriebe. Das war absurd, der Schuss ging nach hinten los. Als sieben Jahre später die Zahl der Arbeitslosen auf fünf Millionen stieg, waren es plötzlich Schröders Arbeitslose. Am Ende stürzte seine Regierung. mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Merkels EU-Rolle Düsseldorf (ots) - Mit Hauruck-Diplomatie lässt sich in Europa nur wenig erreichen. Konsens statt Konfrontation lautet das Erfolgsrezept in dem auf dem Prinzip des Ausgleichs basierenden Club, der inzwischen 27 Mitglieder zählt. Doch das hat Angela Merkel im Streit um die Euro-Reform zuletzt nicht mehr beherzigt. Die einst für ihr Einfühlungsvermögen geschätzte EU-Mittlerin setzt in Sachen Vertragsänderung plötzlich auf ein Machtwort. Merkels Mission ist zweifellos wichtig und richtig: Sie will verhindern, dass die Euro-Zone eine mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Mühsam integriert Düsseldorf (ots) - Nach diesem Sommer musste irgendein Gesetz her. Wochenlang hat die Republik über die verquasten Thesen des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin zum Thema Integration debattiert. Da konnte die Regierung nicht umhin, den Eindruck zu erwecken: Die tun was. Herausgekommen ist ein Gesetz, das die bestehenden Regeln lediglich ein kleines bisschen nachjustiert. Die Tatsache, dass die Regierung mit großem Tamtam eine kleine Änderung verkauft, zeigt zweierlei. Es offenbart zum einen, dass es in der Integrationspolitik mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Banken / Finanzkrise / Bundesverband Osnabrück (ots) - Nach oben offen Das Verhältnis von Politik und Wirtschaft war in der Bundesrepublik seit 1949 durch eine Maxime geprägt: Der Staat setzt den Rahmen, in dem sich Unternehmen entfalten. Eingriffe in die Ökonomie galten als heikel. Die Weltfinanzkrise markierte eine Zäsur: Unvorstellbar große Rettungspakete verhinderten einen Kollaps der Realwirtschaft und der Finanzmärkte. Deutschland will nun die Lehren aus der Krise und dem Umgang mit ihr ziehen. Eine lächerlich kleine Bankenabgabe und schwache Bonusregeln mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht