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WAZ: Zur Wahl in Polen: Europa atmet auf - Leitartikel von Knut Krohn

Geschrieben am 22-10-2007

Essen (ots) - Die Polen haben sich entschieden: Jaroslaw Kaczynski
soll weg. Die Gesellschaft hat dem Mann eine deutliche Absage
erteilt, dessen Politikstil es ist, Zwietracht zu säen. Die Welt des
Premiers ist eingeteilt in Freund und Feind. Auf diese Weise hat er
es in nur zwei Jahren geschafft, das gesellschaftliche Klima zu
vergiften und das Land international in die Isolation zu treiben.
Dafür hat er die Quittung bekommen.

Der Rest Europas - vor allem Berlin - tat gut daran, vor diesen
Wahlen zu schweigen. Auch gut gemeinte Ratschläge wären Munition für
den nationalistisch geprägten Wahlkampf Kaczynskis gewesen. Die
Staatengemeinschaft hat auf die Weitsicht des polnischen Volkes
vertraut - und Recht behalten. Nun kann also in Brüssel aufgeatmet
werden. Dort wird diesem Regierungschef kaum jemand eine Träne
nachweinen, dem Mann, der die Geduld der Diplomaten mit
Veto-Drohungen und Ultimaten immer wieder auf eine harte Probe
stellte.

Polen wird aus der Schmollecke treten und in den Schoß der
Europäischen Union zurückkehren, doch zum Schoßhündchen der Brüsseler
Bürokraten wird das Land nicht werden. Der liberalkonservative
Wahlsieger Donald Tusk hat bereits angekündigt, die Interessen Polens
hart zu vertreten. Die Kaczynski-Partei "Recht und Gerechtigkeit" und
die von Tusk geführte "Bürgerplattform" unterscheiden sich vor allem
im Politikstil, weniger in den Programmen. Die meisten
außenpolitischen Standpunkte der beiden Parteien sind fast
deckungsgleich.

Auch eine von der PO geführte Regierung würde in der Europäischen
Union für eine überproportionale Gewichtung der mittelgroßen Staaten
kämpfen. Auch im Streit mit Berlin um die Rückgabe von Kulturgütern
profilierten sich Tusks Mannen als beinahe glühende Nationalisten.
Und selbstverständlich sieht man in den Forderungen der Vertriebenen
gegenüber Polen einen Affront und das Zentrum gegen Vertreibung wird
natürlich auch von der Bürgerplattform abgelehnt.

Allerdings hat Tusk immer wieder betont, anders als die von
Komplexen beladenen Kaczynskis habe er kein Problem mit Deutschland.
Zu erwarten ist, dass er mit seiner Duz-Freundin Merkel ein
wesentlich unverkrampfteres Verhältnis unterhält als der
Noch-Premier, der davon ausgeht, dass aus Berlin im Grunde nur Böses
kommen kann. Hält Tusk sein Wort, haben bald auch die irrwitzigen
verbalen Ausfälle ein Ende, die während der vergangenen zwei Jahre
aus Warschau zu vernehmen waren.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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