(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Beckstein

Geschrieben am 08-10-2007

Bielefeld (ots) - Nach den Ministerpräsidenten Max Streibl (1988
bis 1993) und Edmund Stoiber tritt heute mit Günther Beckstein ein
markantes und schlachterprobtes Streitross an die Spitze der Bayern,
wie ihn die Bajuwaren seit Franz Josef Strauß (1978 bis 1988) nicht
mehr gesehen haben.
Vieles spricht dafür, dass der schwerere Degen statt des leichten
Floretts, geführt von sicherer Hand wieder in die politische
Streitkultur Eingang findet. Dennoch muss niemand eine Rückkehr zum
alten Nord-Süd-Konflikt fürchten. Zu sehr haben sich die politischen
Gewichte im wiedervereinigten Deutschland verschoben, als dass das
einst unter Strauß gepflegte allsonntägliche Ritual auf der Achse
München-Bonn auf einer neuen Linie direkt ins preußische Mutterhaus
Fortsetzung fände.
Der künftige Landesvater wird in seiner barocken Amtsführung, mit
ordnungspolitischen Akzenten und mitunter diebischer Freude an klarer
Aussprache Stoibers Hektik ebenso vergessen machen wie Streibls
biederen Regionalismus. Beckstein hat die Zügel im Griff und weiß,
was in jeder bayerischen Moschee gepredigt wird. Mitte der 90er Jahre
scheute er sich nicht, Republikaner wie PDS vom Verfassungschutz
beobachten zu lassen. Mit dem Wegfall der Grenzkontrollen zu
Osteuropa wird er 2008 die doppelte Schleierfahndung durchziehen,
egal was Berlin oder Brüssel klagen
Im Konzert der 16 Ministerpräsidenten wird der Franke auf dem
Bayern-Thron die süddeutsche Stimme hörbarer bis in höchste Lagen
klingen lassen. Inzwischen greift Beckstein über das vertraute
Sicherheits-Terrain hinaus. Auf dem Feld der Sozialpolitik
unterstützt er scheinbar kollegial Kurt Becks Vorstoß zur längeren
Zahlung von Arbeitslosengeld I.
Raffiniert: Der Keil ins andere Lager wird tiefer getrieben, ohne
dass der Unionsmann bei den Seinen linker Umtriebe verdächtig würde.
Stützt er doch nur, was Jürgen Rüttgers als Konsequenz aus seiner
Lebenslügen-Deutung schon lange fordert.
Das SPD-interne Gerangel könne eine Belastung für die Koalition
werden, bemerkte Beckstein gestern. Zunächst müsse aber die SPD ihre
Position klären, retournierte er der Ball. Man gab sich in München
gesprächsbereit für Änderungen bei der Bezugsdauer - jedoch nur
orientiert an der Zahl der Beitragsjahre. Das ist die
Rüttgers-Laumann-Linie und zeigt, wo es künftig außerhalb Berlins
lang geht.
Nebenbei: Trotz aller Affinität zu Strauß wird das Beckstein-Bayern
auch deshalb nicht zur alten Schlachtordnung zurückkehren, weil die
Strategie Laptop und Lederhose an Schlagkraft verloren hat. Längst
zeigen sich die ehemaligen SPD-Länder Hessen und Nordrhein-Westfalen
auch auf der Siegerstraße. Rüttgers hat in seiner ersten
Regierungserklärung 2005 als oberstes Ziel vorgegeben, Bayern auf
möglichst vielen Feldern zu übertrumpfen. Es sieht so aus, als könnte
das schneller gelingen als gedacht.
Gerade deshalb tut den Bayern eine Führungsfigur gut, die ihnen den
ersten legitimen Erben ihres unvergessenen Franz Josef Strauß
beschert.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

97045

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zur Lage der Krankenhäuser Halle (ots) - Zugleich gehen die Ausgabensteigerungen auf durchaus wünschenswerte Entwicklungen zurück: Das Arbeitszeitgesetz begrenzt die Dienstdauer der Ärzte auf ein verantwortbares Maß. Auch die zugegeben kräftigen Gehaltssteigerungen für Klinikmediziner sind angesichts vorheriger Nullrunden vertretbar. 2008 wird das Pflegepersonal, dessen Tarifvertrag ausläuft, ähnliche Forderungen stellen. Sollten dann die Einnahmen per politischem Beschluss stagnieren, wird über kurz oder lang die Patientenversorgung spürbar leiden. Eine Gesellschaft, mehr...

  • LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu friedlicher Revolution/9. Oktober 1989 - Leipzig (ots) - Von Micha Schneider. Die Vorschläge zur Würdigung der friedlichen Revolution vom Herbst '89 sind reich gesät: Den Nationalfeiertag auf den 9. Oktober legen, ein Einheitsdenkmal errichten, in Leipzig einen Platz umbenennen, die Demonstranten für den Friedensnobelpreis vorschlagen. Und doch läuft der geschichtsträchtige 9. Oktober, als 70 000 in Leipzig um den Ring zogen, zunehmend Gefahr, in Vergessenheit zu geraten. Unter der Prämisse "Dafür sind wir damals nicht auf die Straße gegangen" dient er mitunter schon als Ventil mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Kommentar zur Stahlproduktion Rostock (ots) - Weltweit laufen die Schmelztiegel über. Doch wie in jeder anderen Wirtschaftsbranche birgt rasantes Wachstum kontraproduktive Begleiterscheinungen. Eine davon ist der hemmungslose Ausbau von Produktionskapazitäten, wie er sich derzeit in China abzeichnet. Sind dann zusätzlich staatliche Hilfen im Spiel, wird Dumpingpreisen Tür und Tor geöffnet. Doch das Dumping wird nur eine Episode sein. Die Preise steigen tendenziell, da die Rohstoffpreise zur Stahlerzeugung unaufhörlich klettern. Das bringt im Endeffekt andere Bereiche mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Die Volksinitiative zum Stopp des Braunkohleabbaus Auseinandersetzung Cottbus (ots) - Es geht bei der Volksinitiative, die gestern begann, für die Lausitz um viel. Es geht aber nicht um die Rettung des Weltklimas. Und es geht nicht um sichere Arbeitsplätze. So schwer das manchem zunächst verständlich erscheint, aber ein absehbares Ende des Braunkohleabbaus in der Region würde den Ausstoß in Deutschland an schädlichen Treibhausgasen um nicht eine Tonne verringern. Es würde nur dazu führen, dass andere Regionen, andere Industrien sich freuen würden über eine zusätzliche Gnadenfrist. Und das grüne Licht für mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Der Reformstreit in der SPD Das Schweigen der Lämmer Cottbus (ots) - So kann man es natürlich auch machen: Während SPD-Parteichef Beck und Vize-Kanzler Müntefering sich lautstark zerfleischen, üben sich Außenminister Steinmeier und Finanzminister Steinbrück so gut es geht im Schweigen der Lämmer. Wie die listigen Schulbuben stehen sie in der Ecke und warten ab. Mutig ist das nicht. Die Herren verbindet ja eine Vorgeschichte. Vor wenigen Wochen bejubelten Steinmeier und Steinbrück zusammen mit dem Brandenburger Platzeck die Agenda 2010 in einem Buch. Von Veränderungen wollten sie damals nichts mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht