(Registrieren)

WAZ: Giordano kritisiert Moscheebau: Historischer Wandel im religiösen Leben - Leitartikel von Angelika Wölk

Geschrieben am 04-10-2007

Essen (ots) - Ralph Giordano, der Schriftsteller, der von den
Nazis verhöhnt und misshandelt wurde, der knapp dem Holocaust
entgangen ist, steht außerhalb jeden Verdachts, Rechtsradikalen
nachzulaufen. Das Gegenteil ist der Fall. Das muss ganz klar
ausgesprochen werden. Dennoch muss sich der renommierte Autor die
Frage gefallen lassen, ob er in seiner harten Kritik am Bau der
Moschee in Köln immer den richtigen Ton getroffen hat. Ungezügelter
Zorn ist kein geeigneter Ratgeber.

Giordano vermengt zwei Dinge: Die Kritik am Bau der Moschee und
seine Vorbehalte gegenüber einem demokratie- und frauenfeindlichen
Islam. Diese Vorbehalte sind berechtigt. Muslime müssen sich diese
Fragen nicht nur gefallen lassen; sie müssen sich auch viel stärker
diesen Fragen stellen.

Doch der Bau einer Moschee ist etwas anderes. Die
Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht. Das gewähren wir Muslimen
nicht etwa nur, wenn uns ihre Religion gefällt. Nein, sie haben ein
Recht darauf. Es ist ein Recht, kein Gnadenakt, eine Moschee zu
bauen. Und außerdem: Es kann doch nur in unserem Sinne sein, wenn
Muslime die oftmals zwielichtig wirkenden Hinterhöfe verlassen und
sich dem Licht der Öffentlichkeit stellen.

Dennoch dürfte Giordano mit seiner Kritik den Nerv vieler
Menschen getroffen haben. Denn das, was sich gerade bei uns abspielt,
ist nicht weniger als ein historischer Wandel im religiösen Leben:
Evangelische und katholische Kirchen schließen, weil die Zahl der
Gläubigen sinkt - Muslime bauen neue Gotteshäuser. Für viele Menschen
ist es sehr schwer, diesen Wandel zu akzeptieren. Auch deshalb kommen
Ängste auf, auch deshalb wachsen Vorbehalte, die in schiere Ablehnung
münden können.

Muslime sind daher sehr gut beraten, diese Ängste ernst zu
nehmen. Ein gedeihliches Miteinander kann nur entstehen, wenn beide
Seiten aufeinander zugehen. Der Bau der Moschee in Duisburg-Marxloh
ist ein gutes Beispiel dafür, dass dies auch gelingen kann. Dort
sitzen Muslime, Kirchenvertreter, Parteien und Bürgervereine zusammen
und versuchen, Probleme gemeinsam zu lösen. Dies sollte Vorbild für
andere sein.

Sicherlich, manches wäre leichter, wenn auch Christen in
muslimischen Ländern Kirchen errichten könnten. Wir sollten daher
nicht nachlassen, Muslime auf diese Diskrepanz hinzuweisen, sie zu
mahnen, auch in ihren Heimatländern dafür einzutreten. Doch eine
Bedingung kann dies für uns nicht sein.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

96589

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Familienatlas Halle (ots) - Immerhin spricht die Tatsache für sich, dass ostdeutsche Kommunen sich weit stärker bemühen als viele im Westen, dass in einzelnen Regionen der Trend zum Wegzug gestoppt oder sogar umgekehrt werden konnte und dass letztlich die Geburtenraten steigen. Auf lange Sicht wird die Rendite für diese Anstrengungen nicht ausbleiben. Das ist gut so. Allerdings ist für Euphorie kein Raum. Eine für den Westen vorbildliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Osten festzustellen, ist nur mit Blick auf die guten Betreuungsangebote berechtigt. mehr...

  • Westfalenpost: Eins vor, zwei zurück Hagen (ots) - Beck in SPD gestärkt - ohne Garantie Von Bodo Zapp Es kann sein, dass die Genossen Kurt Beck auf dem SPD-Parteitag als sozialen Herzerwärmer hochleben lassen. Unterstützungsgrüße, vorwiegend von den bekannten Linksadressen, lassen darauf schließen. Was aber ist, wenn die Koalition den Wünschen nach höheren Sozialausgaben nicht nachkommen will? Parteitagsbeschlüsse binden keine Regierung. Steht der Chef dann wie ein edler Ritter ohne Waffen da? Hoffentlich wissen alle in der SPD, was sie tun. Gerade könnten sie die Früchte mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Familienatlas/Kinderfreundlichkeit Kinder als Spielball Leipzig (ots) - Von Olaf Majer Sachsen-Anhalt ist Spitze. Gleich drei Landkreise von der Saale bis zum Jerichower Land führen bundesweit die Kinder-Betreuungsstatistik an. Zudem haben berufstätige Eltern hier bereits seit Jahren eine Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. In den Kreißsälen allerdings zählt der Klapperstorch zu den akut bedrohten Tierarten. In dem vom Gynäkologen-Professor Wolfgang Böhmer regierten Land bringt jede Frau statistisch gerade mal 1,2 Kinder zur Welt - Schlusslicht im Ländervergleich. Die Alarmglocken läuten mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Familienatlas: Stuttgart (ots) - Vom Standortfaktor Familienfreundlichkeit spricht Ministerin von der Leyen. Da hat sie recht. Leider jedoch haben viele Länder, auch die meisten Unternehmen, das noch nicht erkannt. Einzig in Ostdeutschland, wo wirtschaftlich die Not am größten ist, scheint man unter dem Druck gefährlicher Abwanderungswellen zunehmend Geld in die Hand zu nehmen, um junge Leute zu halten - mit Erfolg. Auch im Westen gibt es schon lange einen alarmierenden Bevölkerungsschwund. Hier wandern die Menschen nicht ab, sondern setzen einfach mehr...

  • Rheinische Post: NRW muss mehr für Familien tun - Von EVA QUADBECK Düsseldorf (ots) - Nordrhein-Westfalen muss auf der Hut sein, wenn es nicht die neue Problemregion Deutschlands werden will. Der Familienatlas zeigt dunkle Wolken über dem Land. Ganz offensichtlich wird zu wenig in junge Familien investiert: NRW hat gemeinsam mit Niedersachsen die geringste Betreuungsquote bei unter Dreijährigen. Die Schulklassen sind groß, und der Wohnraum für Familien ist in den großen Ballungszentren teuer. In einem Land, dessen Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten stark altern und schrumpfen wird, sind Familien mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht