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WAZ: Der Transrapid kommt in Fahrt: Stoibers Denkmal - Leitartikel von Ulf Meinke

Geschrieben am 25-09-2007

Essen (ots) - Edmund Stoiber ist gewissermaßen der Uli Hoeneß
unter den Ministerpräsidenten. Er betreibt Industriepolitik, wie der
Manager des FC Bayern seinen Kader zusammenstellt. Das Beste ist
gerade gut genug für den, der in der Champions League spielen will.
Also kauft der FC Stoiber den Transrapid. Die Ablösesumme liegt bei
rund zwei Milliarden Euro - mindestens.

Der scheidende bayerische Ministerpräsident macht seinen Wählern
- und sich selbst - ein Abschiedsgeschenk. Entstehen soll ein 37
Kilometer langes Edmund-Stoiber-Denkmal, das vom Hauptbahnhof bis zum
Flughafen in München reicht. Der Airport ist schließlich schon nach
der CSU-Legende Franz Josef Strauß benannt. Fehlt nur noch der
Edmund-Stoiber-Express.

Ja, der bayerische Transrapid wäre ein Stück verwirklichter
nationaler Spitzentechnologie. Die Magnetschwebebahn symboli-siert
deutschen Erfindergeist - zugleich aber steht die Schnellbahn für ein
ausgeprägtes Zögern und Zaudern. Ausgerechnet die Chinesen waren es,
die als erste den Transrapid für sich zu Nutze machten.

Stoiber, der Kanzler hätte werden können, wird nachgesagt, er
denke als bayerischer Ministerpräsident auch in globalen Dimensionen.
Jedenfalls betreibt er eine Politik aus dem Selbstverständnis heraus,
der Freistaat sei nicht irgendein Bundesland, sondern ein besonders
großartiger Teil Deutschlands. Doch die Frage sei erlaubt, warum für
Bayerns Großartigkeit bundesweit der Steuerzahler blechen soll.

Doch auch beim Transrapid bleibt sich Stoiber treu. Im Land von
Laptop, Lederhose und Fußball-Rekordmeister wird die Industriepolitik
noch in der Staatskanzlei gemacht. Wie sein französischer Freund
Nicolas Sarkozy betreibt Stoiber eine überaus aktive
Wirtschaftspolitik, die sich nicht allein auf das freie Spiel der
Marktkräfte verlässt. Ansiedlungen werden ebenso gefördert wie
"nationale Champions" oder technologische Prestigeprojekte - und zwar
nicht nur durch eine entsprechende Gesetzgebung, sondern auch ganz
schlicht mit Geld. Ein Königreich gibt es eben nicht zum Nulltarif.

Nein, an einer "Finanzlücke" von geschätzten 165 Millionen Euro
lässt ein Ministerpräsident vom Schlage eines Edmund Stoiber das
Prestigeprojekt Transrapid nicht scheitern. Vielleicht aber hat
Stoiber dabei übersehen, dass der Freistaat doch keine Monarchie ist
und sich nun seine Nachfolger mit den kleinen, aber überaus
entscheidenden Details herumplagen müssen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

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Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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