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Lausitzer Rundschau: Zur Debatte um Nettolöhne

Geschrieben am 24-09-2007

Cottbus (ots) - Eine Kuh kann bekanntlich in einem Gewässer
ersaufen, das durchschnittlich nur 30 Zentimeter tief ist. Das ist
eine Weisheit aus der Welt der Statistik, die bei der aktuellen
Debatte um die Entwicklung der Nettolöhne hilfreich sein kann.
Durchschnittlich also, so hat "Bild" enthüllt, verdiente der Deutsche
im Jahr 2006 nach Abzug aller Steuern und Abgaben sowie unter
Berücksichtigung der Preisentwicklung nicht mehr als vor 20 Jahren,
1320 Euro netto pro Monat. Das liege, so die Schlussfolgerung, am
gierigen Staat. Falsch kontert das Arbeitsministerium des SPD-Mannes
Franz Müntefering. Ein Vergleich heutiger Zahlen mit Vorwendezeiten
sei unstatthaft, und im Übrigen liege die "Nettoquote" seit zehn
Jahren konstant bei 65 Prozent. Das Problem sei, so Müntefering, dass
die Löhne in den vergangenen Jahren zu wenig gestiegen sind und ein
Mindestlohn hermüsse.Wer hat nun Recht? Recht hat, wer darauf
hinweist, dass sich hinter den Durchschnittszahlen erhebliche
Verwerfungen verbergen, ganz wie die Untiefen im Teich der Kuh. Es
gibt in Deutschland immer mehr gering entlohnte Arbeitsverhältnisse.
Für diese wachsende Gruppe, die kaum Steuern zahlt, ist das SPD-Thema
Mindestlohn wirklich wichtig, aber ebenso auch die von der Union
betriebene Absenkung der Sozialabgaben. Hier müssten also beide
Koalitionsparteien über ihren Schatten springen. Zweitens kommen die
Arbeitnehmer mit mittleren Einkommen durch die Steuerprogression
zusehends in die Klemme. Diese Schicht ist trotz früherer
Steuerreformen wieder in eine Einkommensstagnation geraten. Gefühlt
sowieso. Die Forderung nach kräftigeren Lohnerhöhungen hilft hier
wenig, wenn sie nicht begleitet wird von einer dynamisierten
Steuerprogression. Die aber lehnt die gesamte Regierung ab. Es gibt
drittens ein wachsendes Auseinanderklaffen der Schere zwischen
Vermögensreichtum und Arbeitseinkommen. Mit diesem Reichtum muss man,
sofern er produktiv tätig wird, in der Tat vorsichtig umgehen. Aber
muss man ihn noch nach dem Tode in dem Maße schützen, wie dies
derzeit bei der Reform der Erbschaftssteuer geplant wird? An die
großen Vermögen traut sich niemand heran. In den aktuell
veröffentlichten Datenreihen stecken also viele Wahrheiten. Für die
Betroffenen vor allem eine: Statistisch gesehen steigt die
Wahrscheinlichkeit mehr Netto in der Tasche zu haben, je
entschlossener man darum auf allen Ebenen kämpft. Aber das war
eigentlich schon immer so.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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