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Westdeutsche Zeitung: Was sich China gefallen lassen muss = Von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 23-09-2007

Düsseldorf (ots) - Wer tagesaktuelle Aufgeretheiten zum Gradmesser
seines politischen Handelns machen würde, wäre bald schon ein Sklave
seiner Rücksichtnahmen. Das gilt für die Innenpolitik mit Blick auf
die gegebenenfalls konträre öffentliche Meinung ebenso wie für die
Außenpolitik. Letztere droht per se durch die Schleifmaschine der
Diplomatie ihr Profil zu verlieren.

Nicht so bei Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin hat sich als
erster deutscher Regierungschef endlich dazu durchgerungen, den Dalai
Lama zu empfangen und damit bewusst die Verärgerung Chinas in Kauf zu
nehmen. Auch wenn sich Jacques Chirac und George W. Bush schon eher
zu dieser symbolischen Geste durchgerungen haben, knüpft Merkel an
die Tradition Richard von Weizsäckers an, der 1990 als erstes
westliches Staatsoberhaupt das geistige und religiöse Oberhaupt der
Tibeter empfing.

Die ängstlichen Reaktionen aus der deutschen Wirtschaft, durch die
aktuelle Verstimmung in Peking könnten die Geschäftsbeziehungen zum
Handeslriesen China leiden, sind fehl am Platze. Die Konzerne müssen
sich wohl erst noch daran gewöhnen, dass sie mit dem Abtritt von
Gerhard Schröder ihren besten Vertriebsmitarbeiter verloren haben.
Außenpolitik aber muss immer mehr als die Wahrnehmung
wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Interessen sein. In einem
freiheitlichen Staat zieht sie ihre Legitimität aus dem konsequenten
Eintreten für Freiheits- und Menschenrechte. Die Unbeirrtheit, mit
der Angela Merkel dies gegenüber Russland und auch China tut,
verschafft ihr einen gehörigen Teil des Respekts, den sie sich bei
den Bürgern erworben hat.

Die Chinesen müssen lernen, dass Deutschland nicht die
territoriale Einheit Chinas in Frage stellt, wenn es sich für eine
kulturelle und religiöse Autonomie des Tibet einsetzt. Die aktuellen
Reaktionen wie das verweigerte Treffen mit Justizministerin Zypries
gehören zum kontrollierten Folterwerkzeug der chinesischen
Diplomatie. Nachteile für die Wirtschaftsbeziehungen, von denen auch
der gelbe Riese profitiert, werden daraus nicht erwachsen. Und weil
die chinesische Führung auch in der Weltpolitik eine stärkere Rolle
einnehmen will, wird sie bald schon wieder die Nähe zur deutschen
Bundeskanzlerin suchen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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