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Westfälische Rundschau: Kommentar Westfälische Rundschau: Becks Machtwort

Geschrieben am 04-09-2007

Dortmund (ots) - Die SPD macht den Beckenbauer: Jeder sagt mal,
alle schauen mal und am Ende entscheidet das Charisma: Wer im
Fernsehen die besten Haltungsnoten kriegt, hat Recht. Man nennt das
Mediendemokratie.

Damit auch ganz profane Rangeleien unter Alphatieren ihre
intellektuelle Tiefe erhalten, spricht man in der Sozialdemokratie
schnell und gerne von einem "Richtungsstreit". Wie viele vorher ist
allerdings auch dieser keiner. Wer will auch ernsthaft über
Parteitagslyrik streiten, wie sie Steinbrück, Steinmeier und Platzeck
zuletzt in Form eines wenig überraschenden Besinnungsaufsatzes
vorgelegt haben? "Der sozialdemokratische Weg ist der Weg der
Lebenschancen für alle", steht darin. Oder, ähnlich aufrüttelnd:
"Sozialdemokraten müssen auch im 21. Jahrhundert Gerechtigkeitspartei
und Wirtschaftspartei zugleich sein." Da schluchzen rote Heulsusen
allerhöchstens vor lauter Rührung.

Dass derlei Allgemeinplätze die Gemüter inner- und außerhalb der
Partei dennoch in Wallung bringen, hat mehr mit politischem
Entertainment als mit Politik zu tun. Es offenbart weniger die
inhaltliche als vielmehr die kulturelle Entfremdung zwischen Berlin
und dem Rest der Republik. Wenn der Wettbewerb um die Deutungshoheit
die eigentliche Deutung ersetzt, werden auch unschuldige
Poesiesätzlein zu Kampfbegriffen - buchstäblich Schlagworte eben.
Dieses in Berlin perfektionierte System politischen Marketings
kritisiert der bekennende Provinzler Kurt Beck, wenn er drastisch
sagt: "So einen Scheiß lasse ich mir nicht mehr bieten."

Nein, dieser Basta-Beck ist nicht sexy. Aber er hat Recht. Die
aufgeblasene Debatte verstellt den Blick auf ganz konkrete Fragen,
mit denen sich Sozialdemokraten in Ländern und Gemeinden, unterstützt
von Beck, zunehmend selbstbewusst beschäftigen. Genau dort muss das
Profil der SPD sich schärfen. Und Berliner Schnauze wird da kaum
weiterhelfen.

Originaltext: Westfälische Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58905
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Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westfälische Rundschau
Redaktion

Telefon: 0231/9573 1253


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