(Registrieren)

LVZ: zu Afghanistan Steinmeiers klare Sicht

Geschrieben am 06-08-2007

Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder
In der deutschen Bevölkerung ist der Einsatz der Bundeswehr in
Afghanistan nicht populär. Die Mehrheit würde einen schnellen Rückzug
begrüßen, zumal die Dinge am Hindukusch derzeit nicht so gut laufen
wie erhofft: Taliban und andere islamisch-fundamentalistische
Terroristen gewinnen militärisch an Stärke. Mit Selbstmordanschlägen
und ständiger Terrordrohung treiben sie einen Keil zwischen Afghanen
und deutsche Soldaten. Durch die Zerstörung von Schulen und anderen
zivilen Aufbauprojekten machen sie Fortschrittshoffnungen zunichte,
wollen Afghanistan wieder dahin bomben, wo es schon einmal war: In
das finstere Taliban-Mittelalter ohne Demokratie und Frauenrechte.
Berüchtigt als Ausbildungszentrum und sicherer Hafen für
massenmordende Attentäter, denen Andersgläubige und westlicher
Lebensstil ein auszumerzender Gräuel sind. Die kaltblütige Ermordung
einer deutschen Geisel und das grausame Spiel mit dem Schicksal des
Entführten Rudolf B. und mehr als 20 Südkoreanern haben die
Verunsicherung in Deutschland zusätzlich geschürt. Die Taliban wissen
mit Internet und Medien umzugehen. Sie schaffen es immer effizienter,
die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Vorzugsweise
durch zeitlich bestens abgestimmte grausame Gewalttaten.
In dieser emotional aufgeheizten Situation droht besonders die SPD
umzukippen: Es gilt nicht mehr als sicher, dass sie im Herbst, wenn
nach der Sommerpause die Afghanistan-Debatte in Deutschland erst so
richtig ausbrechen wird, der weiteren Truppen-Stationierung am
Hindukusch zustimmen wird. Würden die Soldaten jedoch ohne
Stabilisierung Afghanistans abgezogen, würde dies den gerade
wiedererstarkten Einfluss Deutschlands in der globalisierten Welt auf
lange Zeit erheblich reduzieren. Als Nato-Partner würde es kaum noch
ernst genommen. Die westliche Wertegemeinschaft müsste einen
Tiefschlag mit weit reichenden Folgen einstecken. Dies wissend setzt
der sozialdemokratische Außenminister jetzt ein Zeichen der
Entschlossenheit, das richtig ist, aber ihn nicht zum Volkshelden
macht, auch in der SPD nicht. Frank Walter Steinmeier bringt die
Zusammenhänge mit klarer Sicht auf den Punkt: "Wenn wir jetzt
aufgeben, haben die Taliban ihr Ziel erreicht." Mit dieser einfachen
Wahrheit will Steinmeier endlich aus der Defensive herauskommen und
sich von den Linken abgrenzen, die die SPD auch in der
Afghanistan-Frage vor sich hertreiben - und es den deutschen Soldaten
damit nur noch schwerer machen.
Steinmeier will die SPD auch davor bewahren, in der Großen Koalition
einen faulen Kompromiss zu erzwingen. Demnach könnten die Soldaten im
vergleichsweise friedlichen Norden Afghanistans bleiben, aber die
kleinen Einheiten von Spezialtruppen müssten aus dem hart umkämpfen
Süden abziehen. Genauso wie anderswo auf der Welt ist Sicherheit in
Afghanistan langfristig jedoch nicht teilbar. Die derzeit einzige
akzeptable Lösung des Problems ist die Stärkung von afghanischer
Armee und Polizei, um die Lage selbst kontrollieren zu können. Hier
sind die Mängel gravierend. Für die bessere Ausbildung der Afghanen
wäre deswegen auch die von Steinmeier ins Spiel gebrachte begrenzte
Aufstockung des deutschen Kontingents hinnehmbar.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

85478

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Bahn - wer hilft? Düsseldorf (ots) - Von Klaus Peter Kühn Die Politik sollte sich aus Tarifkonflikten heraushalten. Der drohenden Lokführer-Streik freilich ist die Ausnahme von der Regel. Nicht so sehr, weil der Bund noch immer alleiniger Eigentümer der Bahn ist. Aber: Nicht jedem, der sich auf die Bahn verlässt, steht es frei, auf ein anderes Verkehrsmittel auszuweichen. Für diese Menschen ist die Bahn ein Stück Daseinsvorsorge, das vom Grundgesetz geschützt wird (Artikel 87e: "Der Bund gewährleistet, dass dem Wohl der Allgemeinheit, insbesondere den mehr...

  • Rheinische Post: NRW-Landesregierung schafft Fünf-Tage-Woche an Schulen ab Düsseldorf (ots) - Die NRW-Landesregierung will die Fünf-Tage-Woche an Schulen faktisch abschaffen. Das berichtet die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post (Dienstagausgabe) unter Berufung auf einen entsprechenden Erlass von Schulministerin Barbara Sommer (CDU). "Soll oder kann an einer Schule der Unterricht nicht auf fünf Tage verteilt werden, kann die Schule Unterricht an monatlich einem oder mehreren Samstagen einführen. Unterricht an Samstagen kann auch im Rahmen eines pädagogischen Gesamtkonzeptes vorgesehen werden", zitiert mehr...

  • Rheinische Post: Pofalla mahnt: Lokführer-Streik verhindern Düsseldorf (ots) - Angesichts des absehbaren Streiks der Lokführer hat CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla die Verantwortlichen aufgerufen, einen Arbeitskampf abzuwenden. "Ich appelliere an beide Seiten, den Streik mit allen Mitteln zu verhindern", sagte Pofalla der "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). Er betonte: "Die Politik sollte sich aus Tarifauseinandersetzungen heraushalten. Doch klar ist auch: Wenn es in der Urlaubszeit zu einem Bahnstreik kommt, belastet das in- und ausländische Fahrgäste in Deutschland unverhältnismäßig stark." mehr...

  • NDR Info: NPD-Spitzenkandidat plant Immobilienerwerb für Schulungszentrum in Niedersachsen Zitate aus der Meldung frei bei Nennung "NDR Info" Hamburg (ots) - Sperrfrist: 07.08.2007 00:30 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung frei gegeben ist. Der Spitzenkandidat der rechtsextremistischen NPD in Niedersachsen, Andreas Molau, hat Informationen von NDR Info bestätigt, wonach er auch in Niedersachsen ein rechtes Schulungszentrum im Stile einer Waldorfschule gründen will. Ein entsprechendes Objekt in Südniedersachsen werde demnächst in Augenschein genommen, sagte der 39-Jährige NDR Info. Als Geldgeber will er Finanziers mehr...

  • SoVD: Ja zur Förderung der Betriebsrente - Nein zur beitragsfreien Entgeltumwandlung Berlin (ots) - Vor der Kabinettsentscheidung zur Verlängerung der beitragsfreien Entgeltumwandlung erklärt SoVD-Präsident Adolf Bauer: Der SoVD fordert die Große Koalition auf, Alternativen bei der Förderung der Betriebsrente zu prüfen und auf die geplante Verlängerung der beitragsfreien Entgeltumwandlung zu verzichten. Die Verlängerung der beitragsfreien Entgeltumwandlung bringt den Arbeitnehmern und Rentnern langfristig mehr Nachteile als sie kurzfristig Vorteile bringt. Bei der Entgeltumwandlung werden die Beiträge für die betriebliche mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht