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Lausitzer Rundschau: zu: Rassismus und Integration in Deutschland

Geschrieben am 19-04-2006

Cottbus (ots) - Als WM-Fan, sagen wir aus der Elfenbeinküste, wird
man, wenn man demnächst zu Gast bei den Freunden in Deutschland ist,
seinen Aufenthalt sorgfältig planen. Man wird aufpassen, dass man in
seiner Gruppe bleibt, man wird grölenden Einheimischen aus dem Weg
gehen, man wird sich die Potsdamer Schlösser lieber schenken. Denn
für einen Farbigen - es kann aber auch ein Weißer sein, der zufällig
zur falschen Zeit am falschen Ort ist - besteht bei Unachtsamkeit
Lebensgefahr. Längst nicht immer, längst nicht überall, aber sie
besteht. Welcome to Germany. Die zwei Ereignisse, der Ehrenmord in
der Berliner Familie Sürücü an der "verwestlichten" Tochter und der
brutale Überfall auf den deutschen Staatsbürger dunkler Hautfarbe in
Potsdam, gehören nicht unmittelbar zusammen. Und doch zeigen sie zwei
extreme Auswüchse gesellschaftlicher Probleme, die nicht weiter
wachsen dürfen. Zuerst die Gewalt. In beiden Fällen zählte das
Menschenleben buchstäblich nichts. Im Fall der Familie Sürücü steht
nun sogar wie zum Hohn die Forderung der Familie des Täters im Raum,
das Sorgerecht für das durch Mord verwaiste Kind zu bekommen. Die
Potsdamer Täter haben sich dagegen feige verkrochen. Ihre Tat wird
aber bei den Treffen der Rechtsradikalen sicher schon gebührend
gefeiert. Kein Problem mit Mord und Totschlag, mit einfacher
Körperverletzung beim Volksfest oder auf dem Schulhof schon lange
nicht mehr. Das Sinken der Gewaltschwelle ist eine zentrale
Herausforderung für alle Ebenen unserer Gesellschaft, private wie
öffentliche. Sie erfordert auch eine entschlossene Rechtsprechung.
Zweitens die kulturelle Kluft. Nicht nur die hintertürkische
Ehrenmordfamilie hat ein Integrationsproblem, auch die deutschen
Glatzköpfe haben es. Die einen wie die anderen kommen in einer Welt
nicht zurecht, die die Kulturen vermischt. Beide ziehen sich in
Parallelgesellschaften zurück und je mehr sie dies tun, umso mehr
folgen sie ihren eigenen, kruden Gesetzen und wenden sie ohne Hemmung
an. Die Antwort kann hier nur lauten: Der Kampf um die Durchsetzung
unserer Leitkultur muss von der Mehrheitsgesellschaft angenommen
werden. Diese Leitkultur ist nicht deutsch, sondern europäisch. Sie
ist definiert durch die Aufklärung, die Demokratie, die
Menschenrechte und das Grundgesetz. Sie ist offen und nicht
ausgrenzend. Man wird um die Seelen und Herzen im Guten kämpfen
müssen, mit Angeboten und Kursen. Man wird aber auch Härte und
Widerstand aufbieten müssen, wo dies geboten ist. Im Zweifel: null
Toleranz. Es ist ein fatales Signal, wenn die Bundesregierung
ausgerechnet jetzt sowohl die Gelder für Integration als auch die für
Initiativen gegen Rechts kürzen will. Der Bundestag muss dies
korrigieren. Und zwar noch bevor die WM-Gäste kommen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=47069
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Rückfragen bitte an:
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Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
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